„Ein Auslandssemester bietet dir die Gelegenheit, den eigenen Horizont zu erweitern und persönlich zu wachsen.“ – Wir alle haben diesen Satz schon mindestens einmal gehört. Doch ist das nicht ein bisschen übertrieben? Ich habe für ein Semester in Schweden an der Jönköping University studiert und war selbst überrascht. In diesem Artikel möchte ich mit dir die wichtigsten Dinge teilen, die ich im Ausland gelernt habe.
Zeit
Wenn du manchmal das Gefühl hast, die Zeit vergeht in Kiel wie im Flug, dann fliegt sie im Ausland nochmal doppelt so schnell. Gerade hat man sich eingelebt und nette Leute kennengelernt, da muss man auch schon bald wieder die Koffer packen. Und da man leider absolut nichts dagegen machen kann, muss man einfach jeden Tag genießen. Ich habe gelernt, die richtigen Prioritäten zu setzen, öfter „ja“ zu sagen, spontan etwas zu unternehmen und regelmäßig Freunde einzuladen. Mein Tipp: Mehr Alltagsabenteuer statt große Reisen und einfach mal Geburtstag feiern, auch wenn du nicht Geburtstag hast.
Kurse
Im Ausland kannst du wahrscheinlich nicht die genau die Kurse belegen, die in deinem Semesterplan in Kiel vorgesehen sind. Und das ist überhaupt nicht schlimm. Mir ist nach meinem Auslandssemester klargeworden, dass es im Leben nicht den richtigen und falschen Weg gibt. Stattdessen gibt es viele Wege, und alle werden dich weiterbringen. Ich zum Beispiel habe mich für einen Kurs in „Leadership“ eingetragen. Und auch, wenn es hier eher weniger um Medien ging, habe ich viele wertvolle Erkenntnisse für das Berufsleben mitnehmen können. Mein Tipp: Ab und zu über den Tellerrand schauen, neue Dinge ausprobieren und in den nächsten IDW mal einen ganz verrückten Kurs belegen, der nichts mit deinem Studium zu tun hat.
Persönlichkeit
Vor meinem Auslandssemester wusste ich, wer ich bin. In meinem Auslandssemester habe ich mich daran erinnert, wer ich wirklich bin. Wir Menschen sind ziemlich gut darin, uns der Umgebung anzupassen. Wenn dir ein Kurs besonders schwerfällt, dann glaubst du irgendwann daran, dass du nicht gut darin bist. Doch im Ausland werden die Regeln nochmal neu geschrieben. In dieser neuen, fremden Umgebung kannst du ganz allein für dich entscheiden, was du machen möchtest und wer du sein willst. Und manchmal entdeckt man dadurch Seiten an sich wieder, die man schon längst vergessen hatte. Ich zum Beispiel habe beim Sport festgestellt, dass ich eigentlich ein sehr sozialer Mensch bin und es liebe, Leute zu motivieren. Mein Tipp: In der Notiz-App ein paar Stichpunkte sammeln, wie man als Kind war und was man besonders gerne gemacht hat.
Englisch
Um ganz ehrlich zu sein: Ich war nie der größte Fan von der englischen Sprache und hatte großen Respekt davor, im Ausland auf Englisch zu studieren. Doch das Gehirn hat tatsächlich viel mehr aus der Schulzeit gespeichert, als uns bewusst ist. Wenn alle Menschen um einen herum mit dir Englisch reden, dann programmiert sich der Kopf irgendwann automatisch neu. Und selbst ich habe mich dabei ertappt, wie ich einer Freundin aus Deutschland aus Versehen eine WhatsApp auf Englisch schicken wollte. Darüber hinaus sprechen vor allen Dingen Dozenten oft ein sehr einfaches Englisch, genau wie deine Eltern wahrscheinlich auch. Mein Tipp: Eine kostenlose Sprachapp runterladen und deine Fremdsprache mal wieder abstauben.
Offenheit
Es ist ganz normal, dass die innere Stimme versucht, einen zu beschützen und in der Komfortzone zu halten. Daher kann ich es auch sehr gut nachvollziehen, dass viele Austauschstudierende gerne etwas mit ihren eigenen Landsleuten unternehmen. Ich wollte jedoch meine innere Stimme herausfordern und hatte mir vorgenommen, mich vor allen Dingen mit Menschen anzufreunden, die nicht aus Deutschland kommen. Mit diesem Mindset habe ich viele nette Leute aus der ganzen Welt kennengelernt, interessante Gespräche geführt und sehr leckere Rezepte kennengelernt. Wenn du den Menschen Offenheit entgegenbringst, dann bekommst du Offenheit zurück. Mein Tipp: Deinen Nachbarn zum Kochabend einladen und unbedingt mal Moussaka ausprobieren.
Lösungen
Ein Auslandssemester zu planen kann ganz einfach sein – oder auch nicht. Als ich mir in den Kopf gesetzt hatte, für ein Semester nach Schweden zu gehen, stand ich erstmal vor einem Berg von Fragezeichen. Was mache ich mit meiner Wohnung? Was mache ich mit meinem Hund? Und wie soll ich das meiner Oma erklären? Wenn ich aber eine Sache in meinem Auslandssemester gelernt habe, dann, dass jedes Problem eigentlich eine Challenge ist und es für alles eine passende Lösung gibt. Wichtig ist nur, dass man fest daran glaubt und sich immer auf den nächsten Schritt konzentriert, statt auf Probleme, die vielleicht niemals eintreten werden. Mein Tipp: Sich daran erinnern, wie oft man schon vor unlösbaren Problemen stand und es am Ende dann doch geschafft hat.
Ausländer*in sein
In Schweden leben sehr vielen Menschen aus dem Ausland. Und ich war eine von ihnen. Als Austauschstudent bekommt man nochmal einen ganz neuen Blick dafür, was es bedeutet, in einer fremden Kultur zu leben. Denn Fakt ist: Die Einheimischen brauchen dich eigentlich nicht. Jeder hat sein Studium, seine Hobbys und seine Freunde. Umso schöner ist es dann, wenn Kommilitonen dich trotzdem einladen und sich extra deinetwegen auf Englisch unterhalten. Ich habe mir diese Leute als Vorbild genommen und bin selbst viel offener dafür geworden, den ersten Schritt zu machen und Menschen einfach anzusprechen. Mein Tipp: Beim Buddy-Programm der FH Kiel anmelden und Austauschstudenten zu unterstützen.
Dankbarkeit
Für ein halbes Jahr Deutschland zu verlassen, um im Ausland zu leben, ist sicherlich gar nicht so leicht zu organisieren. Dank des Erasmus-Programms hat jeder Student der FH Kiel jedoch die Möglichkeit, das ohne großen Aufwand zu testen. Alles, was du tun musst, ist, dir im Mobility-Online-Portal eine passende Uni auszusuchen, deine Bewerbung einzureichen und später dann die restlichen Dokumente hochzuladen. Bei Fragen und Problemen hilft dir das International Office weiter. Zusätzlich dazu wirst du noch finanziell unterstützt, ohne Wenn und Aber. Ich bin mehr als dankbar, dass ich diese Chance bekommen habe. Mein Tipp: Wenn du das nächste Mal für etwas dankbar bist, einfach eine kurze Nachricht verschicken und es sagen.
Heimat
Jeder hat seine eigenen Gründe, um ein Auslandssemester zu machen. Einer davon war für mich, dass ich eine Pause von Deutschland gebraucht habe. Erst in Schweden ist mir dann mit der Zeit wieder klar geworden, was ich an meiner Heimat vermisse. Vor allen Dingen nach Gesprächen mit Kommilitonen aus anderen Ländern habe ich gelernt, Deutschland wieder mehr wertzuschätzen. Darüber hinaus ist mir auch bewusst geworden, welche Menschen mir wirklich wichtig sind und dass Distanz mache Bindungen sogar noch verstärkt. Mein Tipp: Eine schöne Postkarte von Kiel an jemanden schicken, der überhaupt nicht damit rechnet.
Perspektive
Als meine Bewerbung für das Auslandssemester angenommen wurde, habe ich mich darauf gefreut, Schweden und seine Einwohner kennenzulernen. Tatsächlich habe ich auf dem Campus aber nicht nur Schweden kennengelernt, sondern die ganze Welt. Ich habe Zeit verbracht mit Menschen aus Spanien, Frankreich, Ungarn, Indien, Mexiko, Russland und noch vielen weiteren Nationen. Dank des Semesters im Ausland ist meine Perspektive so viel größer geworden. Der Schritt nach Schweden hat mich zu Beginn sehr viel Überwindung gekostet. Jetzt hingegen fühle ich mich mutiger und habe Lust, nach meinem Studium für eine gewisse Zeit auch mal in andere Länder zu ziehen und sie zu erkunden. Mein Tipp: Mit dem Semesterticket in eine fremde Stadt fahren und den Horizont zu erweitern.
Ob du auch ein Auslandssemester machen möchtest oder am liebsten in Kiel deine Zeit verbringst – ich hoffe, du konntest ein paar Erkenntnisse für dich mitnehmen, die dein Leben ein bisschen schöner machen.