Ein Mann© J. Kläschen
Für Aha-Mo­men­te sorg­te unter an­de­rem die Ver­mitt­lung der Wo­chen­ta­ge durch Bra­him Shexo.

Wäh­rend der In­ter­dis­zi­pli­nä­ren Wo­chen Kur­disch ler­nen

von Joa­chim Kläschen

Die kur­di­sche Spra­che wird haupt­säch­lich in den his­to­ri­schen Sied­lungs­ge­bie­ten der Kur­den ge­spro­chen. Das sind unter an­de­rem die öst­li­che Tür­kei, das nörd­li­che Sy­ri­en, der Nor­den des Iraks und der Nord­wes­ten und Wes­ten Irans. Aber auch hier­zu­lan­de fin­den sich durch Mi­gra­ti­on zahl­rei­che Spre­che­rin­nen und Spre­cher. Eine Be­son­der­heit des Kur­di­schen ist, dass viele Staa­ten, in denen Kur­den leb­ten, die­ser Min­der­heit ihre Spra­che ver­bo­ten. Im Rah­men der In­ter­dis­zi­pli­nä­ren Wo­chen (IDW) führ­te der ‚Grund­kurs Kur­disch‘ in die kur­di­sche Spra­che und Kul­tur ein.

Der IDW-Kurs wurde von Bra­him Shexo ge­lei­tet. Ei­gent­lich ist der aus Sy­ri­en stam­men­de Shexo nicht Sprach­leh­rer, son­dern Mu­si­ker. Ent­spre­chend ist ihm neben der Sprach­ver­mitt­lung auch die Ver­mitt­lung der Kul­tur ein An­lie­gen: „Zum Ab­schuss des Kur­ses wer­den Stu­die­ren­de, die ein In­stru­ment spie­len, die­ses mit­brin­gen und wir wer­den ge­mein­sam kur­di­sche Lie­der sin­gen“, er­klärt Shexo. „Ich finde es gro­ß­ar­tig, dass junge Men­schen aus so vie­len Kul­tu­ren im Kurs dabei sind, eine so po­si­ti­ve und wert­schät­zen­de At­mo­sphä­re herrscht und alle be­geis­tert mit­ma­chen“, so der Mu­si­ker wei­ter.

Ein Mann©J. Kläschen
Für Aha-Mo­men­te sorg­te unter an­de­rem die Ver­mitt­lung der Wo­chen­ta­ge durch Bra­him Shexo.

An den Ter­mi­nen im Ok­to­ber und No­vem­ber stan­den je­doch auch Vo­ka­bu­lar und Gram­ma­tik auf dem Pro­gramm, um eine grund­sätz­li­che Ver­stän­di­gung mit Kur­disch spre­chen­den Men­schen zu er­mög­li­chen. Dabei gab es al­ler­lei Aha-Mo­men­te, bei­spiels­wei­se bei der Bil­dung der Wo­chen­ta­ge, die sich aus dem kur­di­schen Wort für ‚Tag‘ und der Zahl des Tages in der Woche zu­sam­men­set­zen. Die Grün­de für die Teil­nah­me waren so viel­fäl­tig wie die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer, zu denen auch junge Men­schen mit Wur­zeln in der Tür­kei und Sy­ri­en zähl­ten. „Mein Mann spricht Kur­disch und der Kurs ist eine tolle Ge­le­gen­heit, meine Kennt­nis­se in sei­ner Spra­che zu ver­bes­sern. Ich würde auch nach dem Ende des IDW-Kur­ses gerne wei­ter­ler­nen“, sagte Banan Al­be­nie, die So­zia­le Ar­beit stu­diert.

Die aus Sy­ri­en stam­men­de Soz­vin Misho spricht zwar Kur­disch, hat aber Spra­che und Schrift nie ler­nen dür­fen. „Für mich der Kurs eine tolle Ge­le­gen­heit, mehr über meine Mut­ter­spra­che zu ler­nen“, freut sich die BWL-Stu­den­tin. Ein ähn­li­ches Motiv ließ auch Bushra Hasan den Kurs be­le­gen. „Ich bin Mut­ter­sprach­le­rin, aber auch ich durf­te meine Spra­che in der Schu­le nicht ler­nen. Ich habe in Kiel nach einem An­ge­bot ge­sucht, aber dass ich Kur­disch an der FH kos­ten­los ler­nen kann, ist na­tür­lich toll“, freut sich die Stu­den­tin der So­zia­len Ar­beit.

Den An­stoß für das An­ge­bot gab eine Idee der Land­tags-Po­li­ti­ke­rin Sey­ran Papo aus Kiel, die als selb­stän­di­ge Dol­met­sche­rin für kur­di­sche und tür­ki­sche Spra­che ar­bei­te­te: „In einer ver­net­zen Welt ist Mehr­spra­chig­keit eine Chan­ce. Ich freue mich, dass nun auf meine In­itia­ti­ve hin auch Kur­disch als Op­ti­on für die Stu­die­ren­den der FH an­ge­bo­ten wird“, freut sich Papo über das IDW-An­ge­bot. Der Kurs fand in den Räu­men des Zen­trums für Spra­chen und In­ter­kul­tu­rel­le Kom­pe­tenz (ZSIK) der FH Kiel statt. Die Ein­rich­tung bie­tet das ganze Jahr über viel­fäl­ti­ge Sprach­an­ge­bo­te für Stu­die­ren­de.

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