Die kurdische Sprache wird hauptsächlich in den historischen Siedlungsgebieten der Kurden gesprochen. Das sind unter anderem die östliche Türkei, das nördliche Syrien, der Norden des Iraks und der Nordwesten und Westen Irans. Aber auch hierzulande finden sich durch Migration zahlreiche Sprecherinnen und Sprecher. Eine Besonderheit des Kurdischen ist, dass viele Staaten, in denen Kurden lebten, dieser Minderheit ihre Sprache verboten. Im Rahmen der Interdisziplinären Wochen (IDW) führte der ‚Grundkurs Kurdisch‘ in die kurdische Sprache und Kultur ein.
Der IDW-Kurs wurde von Brahim Shexo geleitet. Eigentlich ist der aus Syrien stammende Shexo nicht Sprachlehrer, sondern Musiker. Entsprechend ist ihm neben der Sprachvermittlung auch die Vermittlung der Kultur ein Anliegen: „Zum Abschuss des Kurses werden Studierende, die ein Instrument spielen, dieses mitbringen und wir werden gemeinsam kurdische Lieder singen“, erklärt Shexo. „Ich finde es großartig, dass junge Menschen aus so vielen Kulturen im Kurs dabei sind, eine so positive und wertschätzende Atmosphäre herrscht und alle begeistert mitmachen“, so der Musiker weiter.
An den Terminen im Oktober und November standen jedoch auch Vokabular und Grammatik auf dem Programm, um eine grundsätzliche Verständigung mit Kurdisch sprechenden Menschen zu ermöglichen. Dabei gab es allerlei Aha-Momente, beispielsweise bei der Bildung der Wochentage, die sich aus dem kurdischen Wort für ‚Tag‘ und der Zahl des Tages in der Woche zusammensetzen. Die Gründe für die Teilnahme waren so vielfältig wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, zu denen auch junge Menschen mit Wurzeln in der Türkei und Syrien zählten. „Mein Mann spricht Kurdisch und der Kurs ist eine tolle Gelegenheit, meine Kenntnisse in seiner Sprache zu verbessern. Ich würde auch nach dem Ende des IDW-Kurses gerne weiterlernen“, sagte Banan Albenie, die Soziale Arbeit studiert.
Die aus Syrien stammende Sozvin Misho spricht zwar Kurdisch, hat aber Sprache und Schrift nie lernen dürfen. „Für mich der Kurs eine tolle Gelegenheit, mehr über meine Muttersprache zu lernen“, freut sich die BWL-Studentin. Ein ähnliches Motiv ließ auch Bushra Hasan den Kurs belegen. „Ich bin Muttersprachlerin, aber auch ich durfte meine Sprache in der Schule nicht lernen. Ich habe in Kiel nach einem Angebot gesucht, aber dass ich Kurdisch an der FH kostenlos lernen kann, ist natürlich toll“, freut sich die Studentin der Sozialen Arbeit.
Den Anstoß für das Angebot gab eine Idee der Landtags-Politikerin Seyran Papo aus Kiel, die als selbständige Dolmetscherin für kurdische und türkische Sprache arbeitete: „In einer vernetzen Welt ist Mehrsprachigkeit eine Chance. Ich freue mich, dass nun auf meine Initiative hin auch Kurdisch als Option für die Studierenden der FH angeboten wird“, freut sich Papo über das IDW-Angebot. Der Kurs fand in den Räumen des Zentrums für Sprachen und Interkulturelle Kompetenz (ZSIK) der FH Kiel statt. Die Einrichtung bietet das ganze Jahr über vielfältige Sprachangebote für Studierende.