Schon als Kind begeisterte sich Dr. Malte Mittendorf für Katamarane – sein Großvater war Kapitän und auch er wollte beruflich gern mit Schiffen zu tun haben. Also studierte der gebürtige Nordfriese Schiffbau und Maritime Technik in Bachelor und Master an der Fachhochschule Kiel.
„Für mich war und ist der große Vorteil der Fachhochschule einfach die Praxisnähe“, beschreibt Mittendorf seine Entscheidung für die FH. Dass das Curriculum im Gegensatz zu ähnlichen Studiengängen an Universitäten bereits in den ersten Semestern schiffbauliche Module enthält, habe ihn nicht nur überzeugt, sondern auch während des Studiums motiviert.
Als Bachelorand bei der S.M.I.L.E. Engineering GmbH, einem Ingenieurbüro in Heikendorf, beschäftigte sich Mittendorf mit der Frage, wie sich grüne Technologien für schnelle Schiffe nutzen lassen. Im Rahmen des Projekts schrieb er ein Berechnungsprogramm für die Leistungsauslegung, das er im FH-eigenen Strömungskanal testen konnte - eine besondere Gelegenheit für Studierende, die er noch heute schätzt.
Da ihm das Bachelor-Studium Schiffbau und Maritime Technik so gut gefallen hat und er sich in Kiel wohl fühlte, war der gleichnamige Master-Studiengang an der Fachhochschule für Mittendorf eine logische Konsequenz. Während seiner Zeit als Masterand an der Hamburgischen Schiffsbau-Versuchsanstalt (HSVA) arbeitete er an zwei EU-Projekten mit und beschäftigte sich dort vor allem mit numerischer Strömungssimulation. Im Mittelpunkt stand dabei eine batteriebetriebene Katamaranfähre, deren Rumpf Mittendorf widerstandsoptimiert hat. Diese Fähre wurde anschließend gebaut und ist derzeit in Norwegen im Einsatz. „Einmal mit dieser Fähre zu fahren, steht auf jeden Fall noch auf meiner To-do-Liste“, sagt er.
Malte Mittendorf beschreibt sein Studium als spannend, aber auch anspruchsvoll. „In der Zeit an der FH wurden mir die Werkzeuge für meinen weiteren beruflichen Weg mitgegeben“, resümiert er. Das Studium erfordere viel Eigeninitiative, die sich durch spannende Projekte, wie zum Beispiel den Entwurf eines eigenen Schiffes, auszahle. Neben den Inhalten des Curriculums hebt er die fachliche Kompetenz der Dozierenden hervor, die zum Teil in den großen Werften Schleswig-Holsteins gearbeitet haben, also direkt aus der Praxis kommen und ihr umfangreiches Praxiswissen gerne weitergeben.
Während seiner Zeit an der HSVA lernte Malte Mittendorf einen Professor kennen, der ihn auf eine Promotionsstelle an der Dänischen Technischen Universität (DTU) in Lyngby bei Kopenhagen aufmerksam machte. Obwohl er vorher nicht geplant hatte, zu promovieren, hatte er Lust, weiter zu forschen und wissenschaftlich zu arbeiten und so bewarb er sich auf die ausgeschriebene Stelle. Im März 2020 begann er sein dreijähriges Promotionsvorhaben an der DTU in Kopenhagen, das er dieses Jahr erfolgreich abschloss.
Thematisch ging es dabei um die datengestützte Ermittlung von Umwelteinflüssen auf den Leistungsbedarf von Schiffen. Anhand von statistischer Analyse von Daten, die ihm von verschiedenen Unternehmen zur Verfügung gestellt wurden, führte er eine Vielzahl von Studien durch Ergänzend nutzte Mittendorf Machine Learning, ein Teilgebiet der künstlichen Intelligenz. Ein weiterer Aspekt befasste sich mit der Frage, wie die Wellenbedingungen anhand der Beschleunigung des Schiffes bestimmt werden können. Die Ergebnisse seiner Forschung haben einen praktischen Nutzen. So können sie zur Erhöhung der Schiffssicherheit und Schiffseffizienz sowie zur Verbesserung des Passagierkomforts beitragen.
Malte Mittendorf bleibt Dänemark auch nach seiner Promotion treu und fängt im September beim dänischen Container-Logistikunternehmen Maersk im Bereich der Schiffseffizienz als Subject Matter Expert an. Dort widmet sich der 28-Jährige der softwaregestützten Optimierung des Energieverbrauchs im Schiffsbetrieb.
Dass sein Berufsweg einmal so verlaufen würde, hätte Malte Mittendorf während seines Studiums nicht gedacht. Auch wenn er sich mittlerweile mehr mit Schiffsbetriebstechnik als mit dem Bauen von Schiffen beschäftigt, spielen viele Inhalte des Studiums auch heute noch eine Rolle in seiner Arbeit. „Das Studium ist in der Breite sehr gut aufgestellt und eröffnet Studierenden viele Möglichkeiten sich zu engagieren und weiterzuentwickeln“, resümiert Mittendorf und ergänzt mit Blick auf seine Promotion: „FH-Studierende müssen und sollten sich an Universitäten nicht verstecken“.