Ein Mann© J. Kläschen
Knud Gripp ist Pro­jekt­in­ge­nieur und auf Leis­tungs­elek­tro­nik spe­zia­li­siert.

Mit Lei­den­schaft Pro­ble­me lösen

von Joa­chim Kläschen

Ei­gent­lich woll­te Knud Gripp an der FH Kiel Ma­schi­nen­bau stu­die­ren, doch er hatte das Klein­ge­druck­te nicht ge­le­sen. „Da­mals muss­te man für den Ma­schi­ne­bau-Ba­che­lor ein 12-wö­chi­ges Prak­ti­kum vor­wei­sen, das zu­min­dest zur Hälf­te vor dem Stu­di­en­start ab­sol­viert war, und das konn­te ich nicht“, er­in­nert sich der 25-Jäh­ri­ge. „Da bin ich dann spon­tan um­ge­schwenkt und habe mich für den Me­cha­tro­nik-Ba­che­lor am Fach­be­reich In­for­ma­tik und Elek­tro­tech­nik ent­schie­den. Das ging auch ohne Vor­prak­ti­kum, hier konn­te ich das Prak­ti­kum spä­ter wäh­rend der Se­mes­ter­fe­ri­en nach­ho­len“, lacht er. Seine an­fäng­li­che Be­fürch­tung, es ginge im neuen Lager abs­trak­ter und we­ni­ger ‚hand­fest‘ zu, stell­te sich bald als un­be­grün­det her­aus. Tat­säch­lich ist Gripp, der mitt­ler­wei­le als Pro­jekt­in­ge­nieur am Fach­be­reich tätig ist, seit Jah­ren von einem be­ein­dru­cken­den Ma­schi­nen­park um­ge­ben.

Wie viele sei­ner Kom­mi­li­to­nin­nen und Kom­mi­li­to­nen hatte auch Gripp an­fangs eine fal­sche Vor­stel­lung von dem, was ihn er­war­ten würde. „Bei ‚Me­cha­tro­nik‘ den­ken viele, das seien die ‚Au­to­bau­er‘. Aber hier wer­den keine Autos ge­baut. Tat­säch­lich geht es bei uns um das Lösen un­ter­schied­lichs­ter an­spruchs­vol­ler Pro­ble­me.“ In den ers­ten Se­mes­tern wer­den Grund­kennt­nis­se in vie­len un­ter­schied­li­chen Be­rei­chen ver­mit­telt, dar­un­ter Kon­struk­ti­on, Werk­stoff­tech­nik, In­for­ma­tik und Elek­tro­tech­nik. So sind Stu­die­ren­de dann spä­ter in der Lage, eine Auf­ga­ben­stel­lung aus un­ter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven zu be­trach­ten und eine pass­ge­naue Lö­sung zu ent­wi­ckeln. Am Ende habe es aber mit­un­ter auch was mit Au­to­bau zu tun, räumt Gripp schmun­zelnd ein: „Wir haben hier Lö­sun­gen ent­wi­ckelt, die mitt­ler­wei­le bei VW auf dem Prüf­stand ste­hen. Und sol­che In­dus­trie­part­ner sind für uns nichts Au­ßer­ge­wöhn­li­ches mehr.“

Gripp holt aus einer Vi­tri­ne zwei Bau­tei­le, von denen eines röt­lich und eines sil­bern schim­mert. „Kup­fer bie­tet viele gro­ß­ar­ti­ge Ei­gen­schaf­ten, ist aber auch sehr teuer“, er­klärt der In­ge­nieur und deu­tet auf eines der Werk­stü­cke. „Wir haben dann Kup­fer durch güns­ti­ge­res Alu­mi­ni­um er­setzt. Das brach­te auf­grund sei­ner ab­wei­chen­den Ma­te­ri­al­ei­gen­schaf­ten viele Her­aus­for­de­run­gen und Mo­di­fi­ka­tio­nen am Bau­teil mit sich. Am Ende haben wir es aber ge­schafft und nun ist un­se­re Alu-Va­ri­an­te leich­ter und güns­ti­ger, als das Bau­teil aus Kup­fer“, freut sich der auf Leis­tungs­elek­tro­nik spe­zia­li­sier­te Gripp über ein ab­ge­schlos­se­nes Pro­jekt. „Me­cha­tro­nik lie­fert nicht nur immer klei­ne­re und ef­fek­ti­ve­re Bau­grup­pen, son­dern trägt durch deren ge­rin­ges Ge­wicht und re­du­zier­te Leis­tungs­auf­nah­me auch zur Nach­hal­tig­keit bei.“

Was er an sei­nem Fach­be­reich schätzt, sind die vie­len Mög­lich­kei­ten und die Un­ter­stüt­zung, die Stu­die­ren­de von Pro­fes­so­rin­nen und Pro­fes­so­ren er­hal­ten. „Wenn man hier was ma­chen möch­te, dann kann man das in aller Regel auch ma­chen. Wir haben eine tolle Aus­stat­tung, die wir nach Ab­spra­che auch ver­wen­den dür­fen, um bei­spiels­wei­se mal einen de­fek­ten Lap­top zu re­pa­rie­ren, mit 3D-Dru­ckern-Er­satz­tei­le her­zu­stel­len oder den Gold­ge­halt der bei eBay-Klein­an­zei­gen ge­kauf­ten Uhr zu über­prü­fen“, er­klärt Gripp. Er selbst hat sich früh um einen HiWi-Job be­müht, um sich etwas da­zu­zu­ver­die­nen. „Ich habe Stu­die­ren­de in den La­bo­ren be­treut und konn­te so mein Fai­ble aus­le­ben, an­de­ren etwas zu er­klä­ren“, lacht der In­ge­nieur.

„In der Rück­schau, war Me­cha­tro­nik genau das Rich­ti­ge für mich“, ur­teilt Gripp. „Ich kann es aber sehr gut ver­ste­hen, dass junge Men­schen sich unter dem Stu­di­en­gang nichts Kon­kre­tes vor­stel­len kön­nen und auch nicht wis­sen, wel­che fan­tas­ti­schen Mög­lich­kei­ten sie ins­be­son­de­re bei uns haben.“ Dabei spielt er nicht nur auch die Pro­jek­te und her­vor­ra­gen­de Aus­stat­tung an, die über zahl­lo­se ein­ge­wor­be­ne Dritt­mit­tel­pro­jek­te an­ge­schafft wurde. „Wenn wir auf Mes­sen fah­ren, be­kom­men wir von Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern aus der In­dus­trie ein star­kes po­si­ti­ves Feed­back. Be­son­ders in der Leis­tungs­elek­tro­nik spie­len wir in der Kö­nigs­klas­se mit. Was wir hier in For­schung und Lehre ma­chen, ist High-Tech – eine Stufe vor der Halb­lei­ter­her­stel­lung.“

So ist Gripp auch ge­gen­über dem neuen Ori­en­tie­rungs­se­mes­ter sehr po­si­tiv ein­ge­stellt. „Sich durch eine brei­te Ein­füh­rung in ver­schie­de­ne In­ge­nieur-wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en­gän­ge einen Über­blick zu ver­schaf­fen, um dann mit dem rich­ti­gen Stu­di­en­gang den wei­te­ren Weg zu gehen, das ist eine tolle Sache“, lobt der In­ge­nieur das neue An­ge­bot. „Am An­fang steht viel Theo­rie, aber man braucht diese brei­ten Grund­kennt­nis­se ein­fach. Das merkt man spä­tes­tens, wenn man hier an rea­len Auf­ga­ben­stel­lun­gen ar­bei­tet, die aus der Wirt­schaft kom­men und Lö­sun­gen fin­det, die dann vor der In­dus­trie dank­bar um­ge­setzt wer­den.“

Wer sich grund­sätz­lich für ein In­ge­nieur-wis­sen­schaft­li­ches Stu­di­um in­ter­es­siert und her­aus­fin­den möch­te, ob es wirk­lich das Rich­ti­ge ist, kann das mit dem Ori­en­tie­rungs­se­mes­ter Förde-Kom­pass tun.

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