„In meiner Jugend war ich eher an Fußball und meinem Moped interessiert. Ich wollte schneller sein als die anderen“, erinnert sich Hans-Joachim Iken. „Da hat es nur für den Realschulabschluss gereicht“, fügt er grinsend hinzu. Der gebürtige Norderneyer wuchs auf der Insel und später auf dem ostfriesischen Festland auf. 1975 tauschte er Nord- gegen Ostsee für ein Studium an der Fachhochschule Kiel. „Ich wollte am Wasser bleiben“, so Iken. Sein 1980 erlangtes Diplom als Maschinenbauingenieur ergänzte er durch ein drei Semester langes Aufbaustudium als Wirtschaftsingenieur - ein Doppelabschluss der sich durchaus auszahlte.
„Studieren ist angenehm, wenn man schon einen Abschluss hat“, blickt Iken, der damals in den Semesterferien zur Finanzierung seines Studiums als Rettungsschwimmer arbeitete, zurück. Der Bezug zum Wasser setzte sich fort, als Iken beim Schiffbauer Thyssen Nordseewerke in Emden ins Berufsleben einstieg. Dort war er für die Werftplanung zuständig und profitierte direkt von seinem Studium. „Ich verstand es, wie die Drehmaschinen funktionierten und konnte gleichzeitig wirtschaftlich denken und deren Einsatz planen“, so Iken. Später wechselte er in den Vertrieb von U-Booten, da diese Sparte interessanter gewesen sei.
„Doch auch dort ging es geschäftlich mit der Sinuskurve nach unten“, erinnert sich der Ingenieur an die Werftenkrise, die Ende der 80er Jahre ihren Höhepunkt fand. Iken bewarb sich bei der EWE AG (damals: Energieversorgung Weser-Ems) und begann dort als Trainee. Die Vorgesetzten wussten seinen damals recht unüblichen Doppelabschluss nicht einzuordnen. „Ich wurde erstaunt gefragt, was ich denn nun sei? Kaufmann oder Techniker“, erzählt Iken. Doch der Ostfriese kam mit seinem neuen Arbeitgeber sehr gut zurecht: „Es wurde mir von Anfang an viele Aufgaben zugetraut.“ So begleitete er u.a. ein Programm zur unterirdischen Verkabelung von Freileitungen, und baute ab 1990 die Gasversorgung in Brandenburg auf.
„Letzteres war ein schwieriges aber erfolgreiches Projekt“, so Iken, der sich damit einen Namen machte. Als er 1992 zurück nach Niedersachsen kam, wurde er interimsmäßig für ein Jahr als Geschäftsführer beim Tochterunternehmen EWE Wasser eingesetzt. Es folgten weitere Positionen mit Personal- oder Bilanzverantwortung. Nach Stationen als Prokurist des EWE Gasvertriebs und Geschäftsführer der Telekommunikations- Tochter EWE TEL, wurde Iken 2011 zum Geschäftsführungsmitglied der EWE NETZ GmbH mit 2.000 Mitarbeiter*innen. Dort blieb er bis zum Ruhestand, 2021.
„Nach drei Jahren wurde mir oft langweilig und ich wollte etwas Neues machen und mich dort autodidaktisch reindenken“, erklärt Iken die häufigen Positionswechsel und führt fort: „Ich habe mich nie vom Geld, sondern der Zufriedenheit, die eine Aufgabe bescheren konnte, ziehen lassen.“ Als Führungskraft braucht es laut Iken zwei Dinge: „Als junger Chef, denken viele, muss man sein Verhalten ändern und eine besonders harte Führungsrolle einnehmen. Viel wichtiger ist jedoch, weiterhin Authentisch zu handeln und Wertschätzung entgegenzubringen. Nur so bekommt man diese von den Menschen auch zurück und kann als Team Probleme lösen.“
Im noch recht frischen Ruhestand möchte er erstmal „nichts“ tun, wie er es nennt. „Ich fahre Motorrad, gehe elektronischen Basteleien nach, programmiere und konstruiere Dinge für meinen 3D-Drucker. Vor allem aber freue ich mich, jetzt mehr Zeit mit meiner Familie verbringen zu können“, schließt Iken spürbar zurückgelehnt ab.