Ein paar hundert Meter hinterm Deich des Falckensteiner Strandes steht die StrandFabrik - Ein Coworking Space, an dem mehrere handwerkliche Start-ups neben- und miteinander Platz zum Tüfteln und Werkeln finden. Ein perfekter Standort, um die Boote für die nächste und erste Regatta nach Pandemiebeginn zu bauen, wie sich die Studierenden des interdisziplinären Projekts ‚Förderacer‘ der FH Kiel dachten. Seit Ende September haben sie hier Quartier bezogen. „Endlich haben wir einen Platz gefunden, wo wir alle Boote und alles Werkzeug zentral an einem Ort zusammenbringen können“, sagt Oliver Willuweit (27), der Teamleiter der Förderacer, und freut sich auf die anstehenden Vorbereitungen.
„Vorher mussten wir in Kiel hin- und herziehen, immer dahin, wo gerade Platz war“, so Willuweit. „Seit 2018 ist das Projekt den zur Verfügung stehenden Werkstattkapazitäten der FH entwachsen. Wir hatten dort keinen Platz, der groß genug war, das Segelboot zu bauen und unsere Boote zu lagern. Nur einige Teile werden von der Zentralwerkstatt und dem CIMTT der FH noch hergestellt.“ Bei ihrem vorherigen Vermieter, einem größeren Bootsbauer am Nord-Ostseekanal, zogen sie aus, da dieser den Platz zu regelmäßig selbst brauchte. Eine andere Lösung musste her.
Ihre neue Arbeitsstätte hat Charme. Ein Gefühl von Industrieromantik kommt auf, wenn man vor der alten Halle 6 im Industriegebiet von Kiel-Friedrichsort steht. Hindurchgegangen, kommt man an zur Hälfte fertig lackierten Booten, ausgeschlachteten oder restaurierten Oldtimern und frisch zu Wohnwagen umgebauten Transportern vorbei. „Grade für Schrauber ist das natürlich das Paradies hier“, sagt Willuweit. An ihren neuen Werkstattplatz in der Ecke der Halle sind die Racer über eine alte Hochschulverbindung gekommen. Lukas Zarling (30) hat 2016 seinen Bachelor als Maschinenbauer an der FH gemacht und ist geschäftsführender Gesellschafter der StrandFabrik. Der ehemalige FHler stellt den aktuellen FHler*innen gegen einen Sponsoring-Vertrag bereitwillig Platz zur Verfügung. Platz zum Bootbauen für Werbeplatz auf dem Boot. „Ich freue mich natürlich sehr, mit den Förderacern meiner alten Hochschule zusammenarbeiten zu können“, so Zarling.
Dass an dieser Stelle nun Ruhe ist, kommt gelegen. Schließlich bauen die stolzen FH-Tüftler Tret- und Segelboote, um ihre Hochschule europaweit bei Regatten zu vertreten. „Im September 2022 findet auf Sizilien die erste Regatta statt, an der wir seit Pandemiebeginn teilnehmen werden“, so Willuweit voller Vorfreude. Antreten werden sie mit dem sich im Bau befindlichen Segelboot. Die Konkurrenz der anderen Hochschulen schläft nicht und die Förderacer müssen nicht nur das Segelboot erstmal bauen, sondern auch ihr Tretboot modernisieren und auf Stand bringen, um erfolgreich an der nächsten Tretbootregatta teilnehmen zu können. „Das Tretboot war nämlich ein Vor-Corona-Modell und angesichts der laufenden Entwicklungen veraltet. Deshalb verbessern wir es. Wir sind nun zum Beispiel die einzigen, deren Boot ‚fliegen‘ kann. Unter dem Rumpf werden sogenannte Tragflügel angebracht, mit deren Hilfe sich das Boot schon bei langsamer Fahrt aus dem Wasser hebt. Der dadurch erheblich verringerte Rumpfwiderstand ermöglicht höhere Geschwindigkeiten“, erklärt Willuweit.
Auch das nächste kleinere Etappenziel ist ambitioniert: „Im Januar findet in Düsseldorf die Wassersportmesse „boot Düsseldorf“ statt. Bis dahin muss das Segelboot fertig sein, da wir es dort präsentieren wollen“, kündigt Team-Leiter Willuweit an. Im Frühjahr sollen die ersten Fahrten auf der Förde unternommen werden. Die Förderacer und Teams anderer deutscher Hochschulen wollen sich gegenseitig unterstützen. „Es ist geplant, einen gemeinsamen Workshop zu veranstalten, um die Boote zu testen und uns technisch zu beratschlagen. So soll auch das Segelboot bis zur Regatta im September Schritt für Schritt nicht nur fertig, sondern auch renntauglich werden“, sagt Willuweit.
„Dass wir in einer neuen Werkstatt an einem neuen Boot bauen können, ist natürlich eine super Motivation und große Freude für das Team“, so Willuweit weiter, dem nur noch eines fehlt, um glücklich zu sein: „Wir suchen dringend noch jemanden vom Fachbereich Medien, der unsere Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Es gibt eine Menge zu tun, uns noch bekannter zu machen. Wer Lust dazu hat, soll sich gerne per E-Mail bei uns melden!“