Ein junger Mann steht an ein Hinweisschild gelehnt und schaut lächelnd in die Kamera. Auf dem Schild steht: "Fachhochschule Kiel", "Fachbereich Medien", "Fachbereich Maschinenwesen", "Fachbereich Informatik und Elektrotechnik". © N. Be­cker
Das Beste aus zwei Wel­ten: Für David Cre­dos Stu­di­en­gang Me­di­en­in­ge­nieur*in ko­ope­rie­ren die Fach­be­rei­che In­for­ma­tik und Elek­tro­tech­nik sowie Me­di­en.

De­sign nicht nur an­schau­en, son­dern auch nut­zen

von Nele Be­cker

„Nach dem Ab­itur woll­te ich ei­gent­lich Mul­ti­me­dia Pro­duc­tion an der FH Kiel stu­die­ren“, sagt David Credo rück­bli­ckend. Beim ers­ten Ver­such im Herbst 2019 bekam er lei­der kei­nen Platz. Also über­brück­te er die Zeit der War­te­se­mes­ter mit Ne­ben­jobs und wid­me­te sich ver­stärkt sei­ner Lei­den­schaft – der Mu­sik­pro­duk­ti­on. Am Com­pu­ter bas­tel­te er da­heim in Preetz, Schles­wig-Hol­stein, Elec­tro­nic/Indie-Beats und ver­öf­fent­lich­te sie auf der Au­dio­strea­ming-Platt­form Sound­cloud.

„Schnell dach­te ich mir: ‚Für meine Re­leases wäre es ja cool, das Cover-De­sign selbst zu ge­stal­ten, statt Freun­de zu fra­gen‘“, er­in­nert sich Credo. Ge­sagt, getan – au­to­di­dak­tisch brach­te er sich die Grund­la­gen des Gra­fik­de­signs bei, um seine ei­gens pro­du­zier­ten Songs vi­su­ell zu be­glei­ten.

Auch dabei soll­te es nicht blei­ben: „Das De­sign hat so schon Spaß ge­macht, aber noch in­ter­es­san­ter wäre es doch, wenn ich in­ter­ak­ti­ve De­signs ge­stal­ten könn­te“, er­läu­tert der 22-Jäh­ri­ge sein wach­sen­des In­ter­es­se für Web­de­sign. Der Au­to­di­dakt fa­ckel­te nicht lange und eig­ne­te sich kur­zer­hand die Ba­sics in HTML, CSS und Ja­va­Script an, so­dass er seine De­signs zum Leben er­we­cken konn­te.

Den Plan zu stu­die­ren, ver­lor er den­noch nicht aus den Augen. Mul­ti­me­dia Pro­duc­tion kam immer noch in Frage, auch Ko­gni­ti­ons­wis­sen­schaf­ten reiz­ten ihn. „Wie Men­schen ihre Um­ge­bung wahr­neh­men und Ent­schei­dun­gen tref­fen, fand ich schon immer span­nend“, be­grün­det er seine Fas­zi­na­ti­on für die The­ma­tik und er­gänzt: „Für den Stu­di­en­gang hätte ich aber nach Pots­dam zie­hen müs­sen, also schau­te ich mir die An­ge­bo­te in Kiel noch ein­mal ge­nau­er an. Je mehr ich mich mit dem Stu­di­en­gang Me­di­en­in­ge­nieur be­schäf­ti­ge, desto bes­ser ge­fiel mir die Vor­stel­lung, und ich schick­te meine Be­wer­bung los.“

Die Ent­schei­dung hat er nie be­reut – im Ge­gen­teil. Seit dem Win­ter­se­mes­ter 2021/2022 stu­diert er nun an der FH Kiel. An sei­nem in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Stu­di­en­gang Me­di­en­in­ge­nieur*in, der das Beste aus In­for­ma­tik, In­ge­nieur­wis­sen­schaf­ten und Me­di­en­de­sign ver­eint, be­geis­tern den Stu­den­ten be­son­ders die vie­len Pra­xis­pro­jek­te: „Wir ler­nen nicht nur die Theo­rie, son­dern kön­nen in jedem Se­mes­ter viel Pra­xis sam­meln, sei es durch eine in Ei­gen­re­gie er­stell­te Mo­bi­le An­wen­dung oder eine Web-App.“

Vier Hände und zwei Smartphones, auf dem einen Smartphone ist ein weißer Punkt zu sehen©N. Be­cker
David Credo (oben) und sein Kom­mi­li­to­ne Jason Leu­sch­ner de­mons­trie­ren die Mul­ti­play­er-Ver­si­on des Spiels „Pong“.

Wie das aus­se­hen kann, de­mons­triert Credo an­hand eines Bei­spiels: „Im zwei­ten Se­mes­ter haben wir eine Mul­ti­play­er-Ver­si­on des Spiels ‚Pong‘ ent­wi­ckelt.“ Bei dem Spiel, des­sen Prin­zip an Tisch­ten­nis er­in­nert, tritt ein*e Spie­ler*in nor­ma­ler­wei­se gegen den Com­pu­ter be­zie­hungs­wei­se das Smart­pho­ne an.

Mit der Webapp, die David Credo und seine Kom­mi­li­ton*innen ent­wi­ckelt haben, wird das Ping-Pong-Spiel in­ter­ak­ti­ver: „Dafür geben beide Spie­ler*innen den iden­ti­schen vier­stel­li­gen Code auf ihren Smart­pho­nes ein – damit sie in der glei­chen Lobby sind“, er­klärt Credo, wäh­rend er und sein Kom­mi­li­to­ne Jason Leu­sch­ner auf ihren Smart­pho­nes tip­pen. Schon flitzt der Ball – ein wei­ßer Punkt – schein­bar zwi­schen den bei­den Smart­pho­nes hin und her.

Credo reizt am Stu­di­en­gang Me­di­en­in­ge­nieur au­ßer­dem, dass sich die In­hal­te immer am Puls der Zeit be­we­gen. „Vir­tu­al Rea­li­ty und Aug­men­ted Rea­li­ty zum Bei­spiel“, sagt der Stu­dent mit leuch­ten­den Augen. „Die Me­di­en­welt ent­wi­ckelt sich ex­trem schnell – wir ar­bei­ten nach un­se­rem Ab­schluss viel­leicht in Be­rufs­fel­dern, die es heute noch gar nicht gibt.“ Als stu­den­ti­sche Hilfs­kraft im In­ter­dis­zi­pli­nä­ren Labor für Im­mer­si­ons­for­schung (LINK) gibt er diese Be­geis­te­rung an Kom­mi­li­ton*innen, Schü­ler*innen und an­de­re In­ter­es­sier­te wei­ter.

Und in Zu­kunft? Er könn­te sich vor­stel­len, sich auf die In­ter­ak­ti­on zwi­schen Mensch und Ma­schi­ne – die Human-Com­pu­ter-In­ter­ac­tion – zu spe­zia­li­sie­ren und damit die Brü­cke zu den Ko­gni­ti­ons­wis­sen­schaf­ten zu schla­gen. Ob er di­rekt nach sei­nem Ba­che­lor­ab­schluss ein Mas­ter­stu­di­um an­hängt, erst ein­mal prak­ti­sche Er­fah­rung im Beruf sam­melt oder sich eines Tages selbst­stän­dig macht – all das ist noch offen.

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