Prof. Dr. Kay Schmidt-Rethmeier am neuen Defibrillator© K. Schmidt-Reth­mei­er
Prof. Dr. Kay Schmidt-Reth­mei­er zeigt den neuen De­fi­bril­la­tor am Hoch­span­nungs­la­bor.

Auf Num­mer si­cher!

von Prof. Dr. Kay Schmidt-Reth­mei­er

Mor­gens nicht vom Smart­pho­ne ge­weckt wor­den? Ges­tern das Auf­ge­la­den ver­ges­sen…. Ers­ter Kaf­fee am Mor­gen kommt nicht aus der Kaf­fee­ma­schi­ne? Ste­cker steckt nicht in der Steck­do­se… Keine neuen eMails heute Mor­gen? Viel­leicht ein Strom­aus­fall beim Pro­vi­der? Strom ist wich­tig, aus un­se­rem tech­ni­sier­ten Leben nicht mehr weg­zu­den­ken. Strom kommt aus der Steck­do­se und ist (fast) immer ver­füg­bar. Deutsch­land hat welt­weit eine Spit­zen­po­si­ti­on inne, mit nur ca. zwölf Mi­nu­ten Aus­fall pro Jahr. Im Ver­gleich dazu sieht es zum Bei­spiel in Ita­li­en mit ca. 60 Mi­nu­ten oder in den USA mit gar über sechs Stun­den Strom­aus­fall­zeit deut­lich schlim­mer aus. Woran liegt das?

Das deut­sche Strom­netz ist in einem guten Zu­stand, wird von kom­pe­ten­ten In­ge­nieu­rin­nen und In­ge­nieu­ren ge­plant, ge­baut, be­trie­ben und ge­war­tet. An der Fach­hoch­schu­le Kiel wer­den die not­wen­di­gen Schlüs­sel­kom­pe­ten­zen für ver­läss­li­che Strom­net­ze unter an­de­rem in den Stu­di­en­gän­gen Elek­tro­tech­nik und Wirt­schafts­in­ge­nieur­we­sen ver­mit­telt. Die Stu­die­ren­den ler­nen in Vor­le­sun­gen tech­ni­sche Grund­la­gen, die sie dann in den tech­ni­schen La­bo­ren im In­sti­tut für Elek­tri­sche En­er­gie­tech­nik auch aktiv zur An­wen­dung brin­gen müs­sen. Sprich: Sie sind nah dran an Strom und Span­nung, und das kann ge­fähr­lich sein! Strom­un­fäl­le sind zum Glück sel­ten. Sehr sel­ten. Aber wenn man „eine ge­wischt“ be­kommt, dann ist das Ge­sund­heits­ri­si­ko in einem der Hoch­span­nungs­la­bo­re der FH Kiel deut­lich grö­ßer als das im ei­ge­nen Haus­halt. Der Grund: Zu Hause sind 230 Volt in der Steck­do­se, im Labor bis zu einer Mil­lio­nen Volt. Ein Strom­un­fall ist damit höchst kri­tisch, es kann zum Herz­still­stand kom­men, oder auch zu Herz­kam­mer­flim­mern. Und genau hier setzt nun das neue Not­fall-Tool der FH Kiel an, der De­fi­bril­la­tor, ab so­fort für alle zu­gäng­lich im Ein­gangs­be­reich von Ge­bäu­de 11, dem Hoch­span­nungs- und Blitz­la­bor.

zwei Studierende mit einem Defibrillator©K. Schmidt-Reth­mei­er
Stu­die­ren­de ler­nen die Hand­ha­bung des De­fi­bril­la­tors zu Be­ginn der La­bor­übung.

Ein De­fi­bril­la­tor kann das Herz einer ver­un­fall­ten Per­son wie­der „in Gang“ brin­gen, durch einen ge­ziel­ten und kon­trol­lier­ten Strom­stoß, und damit Leben ret­ten. Denn hört das Herz auf zu schla­gen, ist schon nach acht Mi­nu­ten mit blei­ben­den Hirn­schä­den durch Sauer­stoff­man­gel zu rech­nen. Nur mit schla­gen­dem Herz wird kon­ti­nu­ier­lich fri­scher Sauer­stoff durch den Kör­per, und damit auch in das le­bens­wich­ti­ge Ge­hirn ge­pumpt. Ist der Strom­stoß des De­fi­bril­la­tors er­folg­reich, dann hat die ver­un­fall­te Per­son eine gute Über­le­bens­chan­ce. Im Ge­gen­satz zu äl­te­ren Per­so­nen mit Herz­er­kran­kun­gen. Hier kann der De­fi­bril­la­tor zwar das Herz kurz­fris­tig wie­der „star­ten“, doch es bleibt die Vor­er­kran­kung, zum Bei­spiel das ver­stopf­te Herz­kranz­ge­fäß, und das muss letzt­lich ope­ra­tiv in einer Kli­nik be­han­delt wer­den.

zu Übungszwecken liegt ein Mann auf dem Boden, ein andere kniet neben ihm um zu helfen©K. Schmidt-Reth­mei­er
In einer prak­ti­schen Übung ma­chen sich Stu­die­ren­de mit dem rich­ti­gen Vor­ge­hen nach Strom­un­fäl­len ver­traut.

Neben or­ga­ni­sa­to­ri­schen Maß­nah­men, wie Ge­fähr­dungs­be­ur­tei­lun­gen der ein­zel­nen Ver­suchs­plät­ze, und vie­len tech­ni­sch­ne Si­cher­heits­sys­te­men (au­to­ma­ti­sche Ab­schal­tun­gen, Ein­schalt­sper­ren, Er­dungs­sys­te­me), wer­den Stu­die­ren­de und auch Mit­ar­bei­ten­de der Ge­fah­ren­be­rei­che re­gel­mä­ßig ge­schult und si­cher­heits­tech­nisch un­ter­wie­sen. Der si­che­re Auf­ent­halt und Um­gang im Elek­tro­la­bor hat höchs­te Prio­ri­tät und wird re­gel­mä­ßig the­ma­ti­siert und auch prak­tisch er­probt. So ler­nen die Stu­die­ren­den zu Be­ginn des Se­mes­ters als Ers­tes das ge­ziel­te Ab­schal­ten und si­chern von ge­fähr­li­chen Hoch­span­nungs­quel­len. Denn auch wenn der neue De­fi­bril­la­tor ein nütz­li­ches Tool zur Le­bens­ret­tung ist, zum Ein­satz kom­men soll er hier an der FH Kiel letzt­lich aber mög­lichst nicht.

Außer im Hoch­span­nungs­la­bor ist ak­tu­ell am Fach­be­reich Agrar­wirt­schaft ein De­fi­bril­la­tor zu fin­den.

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