Zur Ausguck GmbH kam Christian Feyer fast schon zufällig. Als Student habe er das Team des IT-Dienstleisters für Hard- und Softwareentwicklung in der Kieler Hansastraße ab und zu besucht, um den Drucker zu nutzen, erinnert sich der FH-Alumnus. Trotzdem sind Feyer und der Ausguck-Gründer und -Geschäftsführer Felix Meißner alte Bekannte. Gemeinsam besuchten sie die Kieler Ricarda-Huch-Schule.
Bis die ehemaligen Mitschüler zu Kollegen wurden, sollte allerdings noch einige Zeit vergehen. Bereits als Schüler interessierte sich Christian Feyer für Elektronik. Nach der zehnten Klassenstufe ging der gebürtige Kieler mit dem Realschulabschluss in der Tasche von der Schule ab, um bei der Heidelberger Druckmaschinen AG in Suchsdorf eine Berufsausbildung zum Industrieelektroniker zu absolvieren. Statt nach erfolgreich abgeschlossener Berufsausbildung direkt als Industrieelektroniker zu arbeiten, entschied er sich im Jahr 2005 zunächst dazu, zwei weitere Jahre zur Schule zu gehen, um seine Fachhochschulreife und das Abitur nachzuholen. Sein Ziel: Ein Studium.
Es ging für ihn an die Kieler Universität. Damit war er der Erste in seiner Familie, der studierte. Nach Ausflügen in die Ur- und Frühgeschichte, Europäische Ethnologie und Geologie stellte er fest: Das Richtige war noch nicht dabei. Also knüpfte er an seine Berufsausbildung an und schrieb sich im Herbst 2010 in den Elektrotechnik-Bachelor an der FH Kiel ein. In der Vertiefung wählte Feyer die Fachrichtung Kommunikationstechnik und Embedded Systems.
Mit der Zeit an der Fachhochschule Kiel verbindet er neben den zahlreichen praktischen Semesterprojekten und der offenen Atmosphäre besonders die engagierten Lehrenden und Laboringenieur*innen. „Das Modul Schaltungsentwicklung bei Prof. Dr. Weber ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Was ich dort gelernt habe, ist das, was ich heute täglich mache“, betont der Elektroingenieur. Auch an die Creative Technologies Arbeitsgruppe (CTAG) der FH Kiel denkt der Alumnus gerne zurück. Unter der Leitung von Prof. Dr. Robert Manzke und Prof. Dr. Gunnar Eisenberg experimentierte er gemeinsam mit Kommiliton*innen mit Musikproduktion, dem Löten von Synthesizern und Sounddesign. Schnell unterstützte er die CTAG als studentische Hilfskraft.
Mit kreativen Technologien beschäftigte sich Feyer auch in seiner Bachelorthesis. Diese schrieb er beim Unternehmen Instruments of Things, das er in der Entwicklung von elektronischer Hardware unterstützte. Das Start-up, das der FH-Alumnus Henrik Langer mit zwei Kollegen gründete, entwickelt unter anderem modulare Synthesizer und Wearables, die Sounds durch Bewegung steuern. Auch nach dem Abschluss ist Christian Feyer seiner ehemaligen Hochschule verbunden geblieben. In den vergangenen Semestern leitete er regelmäßig gemeinsam mit Prof. Manzke einen Kursus in den Interdisziplinären Wochen (IDW). „Mit den Teilnehmenden haben wir Eurorack Synthesizer gebaut“, erklärt der 39-Jährige.
Bereits während des Studiums konnte Feyer seine Erfahrungen aus der Ausbildungszeit beruflich nutzen. Neben Vorlesungen, Seminaren und Laborübungen verdiente er sein Geld nämlich nicht nur als studentische Hilfskraft, sondern auch als selbstständiger Elektroniker.
Auf den letzten Metern des Bachelor-Studiums war er wieder einmal zum Drucken bei Ausguck. „Irgendwann hatten die Gründer Felix und Simon die Idee, nicht nur Software, sondern auch Hardware zu entwickeln. Das Konzept gefiel mir sehr gut“, erzählt Feyer und fügt schmunzelnd hinzu: „Vorher war ich ja selbstständig und habe alles alleine gemacht – inklusive Papierkram.“ Seit 2021 ist Feyer nun fest im Team der Ausguck GmbH integriert. Das Motto des jungen Unternehmens lautet „Gemeinsam Zukunft gestalten“. Damit das gelingt, streben die Kolleg*innen ein Unternehmensmodell der Selbstorganisation an: Ihre Vision ist eine Firma, die den Mitarbeitenden gehört.
Christian Feyer führt dort die Projekte aus seiner vorangegangenen Selbstständigkeit fort. Im Auftrag der Kund*innen entwickelt der Elektroingenieur Hardware und Elektrogeräte aller Art – beispielsweise Schaltungen für die intelligente Beleuchtung eines Bühnenbilds. Bühnen-, Veranstaltungstechnik und Audio sind für den Ingenieur Spezialgebiet und Leidenschaft zugleich. Sein persönliches Interesse dafür könne er bei Ausguck ideal mit seiner fachlichen Expertise verbinden, sagt Feyer.