Krieg und Ge­schlecht

Wie die Ge­sell­schaft Frau­en und Män­ner miss­braucht

Ein bunt ge­misch­tes Pu­bli­kum wurde am 29. April im Se­nats­saal der Fach­hoch­schu­le Kiel zur Ver­an­stal­tung „Krieg und Ge­schlecht: Wie die Ge­sell­schaft Frau­en und Män­ner miss­braucht“ mit Klän­gen der Chi­mu­ren­ga Musik (Chi­mu­ren­ga: Kampf/ Krieg) der afri­ka­ni­schen Künst­le­rin Vir­gi­nia Muk­we­sha [1] be­grü­ßt. In sei­ner Er­öff­nungs­re­de dank­te der Prä­si­dent der FH Kiel, Prof. Udo Beer, Prof.​in In­ge­lo­re Welpe für ihre über 17-jäh­ri­ge er­folg­rei­che Ar­beit als ge­schäfts­füh­ren­der Di­rek­to­rin des In­sti­tuts für Frau­en­for­schung und Gen­der-Stu­di­en (IFFG).

Zur Ein­stim­mung in das Thema las der Schau­spie­ler Ger­rit Frers Pas­sa­gen aus dem Werk der sim­bab­wi­schen Schrift­stel­le­rin und Zeit­zeu­gin des Un­ab­hän­gig­keits­kriegs Yvon­ne Vera (1964-2005) [2] und an­schlie­ßend re­fe­rier­te Dr.​in Rita Schä­fer zu „Gen­der und der Un­ab­hän­gig­keits­krieg in Sim­bab­we“. Ent­ge­gen der Vor­stel­lung vom „schwa­chen Ge­schlecht“ über­nah­men sim­bab­wi­sche Mäd­chen und Frau­en im 2. Chi­mu­ren­ga (1966-1980) „Män­ner­ar­bei­ten“, ins­be­son­de­re in der Land­wirt­schaft und schlos­sen sich den Gue­ril­la­grup­pen im Kampf für Land­rech­te gegen die Ko­lo­ni­al­mäch­te an. Aber Mäd­chen und Frau­en waren auch Kriegs­op­fer se­xu­el­ler Ge­walt, die so­wohl von Kämp­fern aus den ei­ge­nen Rei­hen als auch von feind­li­chen rho­de­si­schen/sim­bab­wi­schen Sol­da­ten aus­ge­übt wurde. 

(Vor­trag von Rita Schä­fer im PDF-For­mat zum Down­load

Dr.​in des. Re­gi­na Mühl­häu­ser ging in ihrem Vor­trag zu „Se­xu­el­ler Ge­walt in be­waff­ne­ten Kon­flik­ten“ de­tail­liert auf un­ter­schied­li­che De­fi­ni­tio­nen und For­men se­xu­el­ler Ge­walt ein. So­wohl Frau­en als auch Män­ner kön­nen Opfer se­xu­el­ler Ge­walt wer­den, doch ist se­xu­el­le Ge­walt gegen Män­ner nach wie vor ein Ta­bu­the­ma. Männ­li­che Opfer spre­chen nicht von Ver­ge­wal­ti­gung, son­dern be­zeich­nen die er­fah­re­ne se­xu­el­le Ge­walt als „anale Pe­ne­tra­ti­on“. Die His­to­ri­ke­rin ging ver­tie­fend auf die am­bi­va­len­te Rolle von Män­nern im Krieg ein: Ei­ner­seits dür­fen und sol­len Män­ner in be­waff­ne­ten Kon­flik­ten Ge­walt (ein­schlie­ß­lich Mord) un­ge­straft aus­üben, an­de­rer­seits sind diese Män­ner im Kampf­ein­satz „ver­let­zungs­of­fen“, d.h. sie kön­nen im Ge­gen­zug selbst Opfer von Ge­walt und Mord wer­den.

(Vor­trag er­schein in Kürze)

Zum Ein­stieg in die Po­di­ums­dis­kus­si­on, die von  Anja Weh­ler-Schöck mo­de­riert wurde, las die Schau­spie­le­rin Do­ro­thee Föll­mer aus einem wei­te­ren Werk Yvon­ne Veras. [3] Nach kur­zen State­ments der Frau Prof.​in Adel­heid Bon­ne­mann-Böh­ner (Mit­be­grün­de­rin des IFFGs) und Frau Prof. in In­ge­lo­re Welpe (Mo­dera­ti­on Frau) dis­ku­tier­ten Re­fe­ren­tin­nen und Pu­bli­kum dann u.a. die Fra­gen, in­wie­fern es über­haupt er­stre­bens­wert sei, Krieg und Ge­walt wei­ter zu le­gi­ti­mie­ren oder Frau­en ins Mi­li­tär gleich­be­rech­tigt ein­zu­glie­dern.

Zum Ab­schluss der Ver­an­stal­tung be­rich­te­ten die drei Grün­dungs­di­rek­to­rin­nen des In­sti­tuts für Frau­en­for­schung, In­ge­lo­re Welpe, Adel­heid Bon­ne­mann-Böh­ner und The­re­sa Ge­or­gen, über  ihre Be­weg­grün­de zur und Er­fah­run­gen mit der In­sti­tuts­grün­dung vor nun­mehr 17 Jah­ren sowie über manch skur­ri­le Er­eig­nis­se im Rah­men der In­sti­tuts­grün­dung.

[1] Album Chamu, men are child­ren - women are mo­thers! mit freund­li­cher Un­ter­stüt­zung von Shava Music Pro­duc­tion/ Ber­lin (www.​shava.​com).
[2] See­len im Exil (1997).
[3] Frau ohne Namen (1999); Erst­pu­bli­ka­ti­on 1995 Wit­hout a name.