Die Fachhochschule Kiel veranstaltet heute (18. Juni) eine Fachtagung, auf der Erfahrungen mit den veränderten Versorgungsstrukturen für Menschen mit Behinderung in Schleswig-Holstein diskutiert werden. Unter dem Titel "Kommunalisierung der Eingliederungshilfe und Inklusion: Folgen für Qualität und Wirtschaftlichkeit" ziehen rund 100 Expertinnen und Experten aus Politik, Verwaltung und Verbänden eine erste Zwischenbilanz und diskutieren über Perspektiven.
Am 1. Januar 2007 ist die Zuständigkeit für Hilfeplanung und -steuerung, einschließlich Budgetierung und Kontrolle von Qualität und Wirtschaftlichkeit, für Menschen mit Behinderung vom Land auf die Kommunen übertragen worden. Damit sind diese heute Ansprech- und Verhandlungspartner von Behinderteneinrichtungen, wie Werkstätten, Wohnheime und Einrichtungen der beruflichen Bildung.
Hatten die Verbände der Einrichtungen der Eingliederungshilfe früher mit dem Land einen Ansprechpartner, sind dies jetzt die Kreise und kreisfreien Städte Schleswig-Holsteins. Diese waren sehr unterschiedlich auf die neuen Aufgaben vorbereitet. Die kreisfreien Städte taten sich mit der Übernahme der Aufgabe leichter, bei den Kreisen zeichnet sich tendenziell Nachholbedarf ab.
Doch die Kommunalisierung bietet durchaus Chancen. Die Menschen vor Ort wissen oft besser, wo welche Hilfe gebraucht wird, außerdem könnten Entscheidungen schneller getroffen werden. Der Prozess birgt aber auch Risiken. Fachleute sehen die Gefahr, dass vor allem Hilfestruktur, Personalsituation und finanzielle Mittel, die von Kommune zu Kommune variieren, die Hilfeleistungen bestimmen.
Die Folgen der Kommunalisierung für Menschen mit Behinderungen lassen sich noch nicht abschließend beurteilen. Nicht zuletzt, weil gleichzeitig das "Inklusionskonzept" als gesellschaftspolitisches Konzept initiiert worden ist, das eine selbstverständliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung an allen gesellschaftlichen Bereichen vorsieht. Die Wechselwirkung dieses neuen Leitbilds und der Kommunalisierung der Hilfeleistungen waren ebenfalls Teil der Diskussion.
Der Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung, Dr. Ulrich Hase, warnte in seinem Beitrag davor, Inklusion zu einem beliebigen Begriff verkommen zu lassen, der je nach Interessenlage benutzt und ausgelegt wird. "Wir wollen uns dafür einsetzen und daran mitwirken, dass sich unsere Lebensverhältnisse konkret positiv verändern", fordert Hase größtmögliche Beteiligung behinderter Menschen an den Veränderungsprozessen ein.
Prof. Hans Klaus, einer der Organisatoren der Fachtagung, betonte die neutrale Position von Forschung und Lehre. Diese Rolle sieht er als Chance: "Wir bieten den Akteuren im Land eine Plattform, auf der sie sich in Augenhöhe begegnen und freier als in ihren Arbeitsbezügen Gedanken entwickeln können."
Verantwortlich für diesen Pressetext: Dr. Ulrich Hase | Telefon 0431 988-1890 | Der Landesbeauftragte im Internet: http://www.behindertenbeauftragter.schleswig-holstein.de und
Frauke Schäfer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Fachhochschule Kiel - University of Applied Sciences, Tel. 0431 210-1020, Fax 0431 210-61020, E-Mail: frauke.schaefer@fh-kiel.de, Internet: <link typo3 www.fh-kiel.de>www.fh-kiel.de