Das Segelschiff Thor Heyerdahl auf der Förde vor Laboe.© S. Meise

Zwi­schen Stu­di­um und Was­ser­sport: FH Kiel plant Stu­die­ren unter Se­geln

von Kris­ti­na Lang­hof

Als erste Hoch­schu­le in Schles­wig-Hol­stein führt die FH Kiel die­ses Jahr die Ver­an­stal­tung „Stu­die­ren unter Se­geln“ durch. Eine Woche lang wer­den hier­bei Stu­die­ren­de an Deck eines Se­gel­schiffs ge­mein­sam zu­kunfts­ori­en­tier­te Pro­jek­te er­ar­bei­ten und wäh­rend­des­sen über die Ost­see se­geln. Die erste Grup­pe star­tet ihren Törn Ende April – es sind noch Plät­ze frei.

Wis­sen­schaft­li­ches Ar­bei­ten mit Se­gel­sport kom­bi­nie­ren – klingt nach einem Kon­zept, das prä­de­sti­niert ist für die FH Kiel, mit ihrer be­son­de­ren Lage di­rekt an der Schwen­ti­ne und un­weit der Ost­see. Das fin­den zu­min­dest Prof. Dr. Ha­rald Ja­cob­sen und Prof. Dr. -Ing. Sven Olaf Neu­mann, die zum acht­köp­fi­gen Or­ga­ni­sa­ti­ons­team des Pro­jekts ge­hö­ren und selbst in ihrer Frei­zeit dem Was­ser­sport nach­ge­hen: „Wir se­geln beide gern und haben daher auch eine Af­fi­ni­tät zu die­sem Thema“, er­zählt Ja­cob­sen. An­spre­chen wol­len die bei­den Do­zen­ten Stu­die­ren­de aller Fach­be­rei­che: „Die Idee ist im Grun­de, so etwas wie Pro­blem-Based-Lear­ning zu ma­chen, wo un­ter­schied­li­che Se­mes­ter­stu­fen, un­ter­schied­li­che Fach­be­rei­che und auch un­ter­schied­li­che Men­schen zu­sam­men­kom­men“, so Neu­mann. Vor­aus­set­zung für die Teil­nah­me ist neben dem In­ter­es­se am Se­geln, die Fä­hig­keit zu Schwim­men. Vor­kennt­nis­se im Se­geln wer­den al­ler­dings nicht be­nö­tigt, so Ja­cob­sen: „Da kön­nen alle mit­ma­chen. Blu­ti­ge An­fän­ger bis hin zu Ka­pi­tä­nen mit drei Ster­nen.“

Bevor es aufs Schiff geht, fin­den ver­schie­de­ne Grup­pen­ar­bei­ten statt, bei denen die Stu­die­ren­den Auf­ga­ben zu dem Thema "Nach­hal­ti­ge Mo­bi­li­tät" er­ar­bei­ten sol­len und sich ge­gen­sei­tig ken­nen­ler­nen. Eine erste Auf­takt­ver­an­stal­tung gab es be­reits im De­zem­ber. Vom 26. April bis zum 2. Mai, wäh­rend der in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Wo­chen, fin­det der ei­gent­li­che Se­gel­törn statt, bei dem Start- und End­punkt Kiel ist. Die Tour wird mit dem Schiff „Ban­jaard“ ge­se­gelt, wel­ches unter hol­län­di­scher Flag­ge fährt und Platz circa 20 Stu­die­ren­de hat. Auf einer zwei­ten Fahrt im Au­gust auf dem Schiff „Thor He­yer­dahl“ wer­den vor­aus­sicht­lich sogar 30 Stu­die­ren­de die Mög­lich­keit er­hal­ten, mit­zu­kom­men.

„Stu­die­ren unter Se­geln“ wird für alle Be­tei­lig­ten eine be­son­de­re Er­fah­rung. Man soll­te sich je­doch be­wusst ma­chen, dass ein sol­cher Se­gel­törn auch mit einer un­ge­wohn­ten Um­ge­bung ein­her­geht, in der Zu­sam­men­ar­beit es­sen­zi­ell ist, und man als Team durch­aus an seine Gren­zen sto­ßen könne, so die Pro­fes­so­ren. „Es bringt ein­fach die­sen As­pekt mit sich, dass man eng zu­sam­men ist. Leben auf engem Raum, das er­for­dert viel To­le­ranz und auch Um­sicht“, sagt Neu­mann. Au­ßer­dem sol­len die Stu­die­ren­den in den Wach­be­trieb des Schif­fes in­te­griert wer­den. Kon­kret be­deu­tet das, dass sie das Schiff, so gut es geht, in ei­ge­ner Ver­ant­wor­tung be­we­gen, mit allem was dazu ge­hört. 24 Stun­den am Tag. Die Pro­jekt­ar­beit sei wäh­rend­des­sen nur ein Teil von vie­len, wes­halb gutes Zeit­ma­nage­ment eben­falls ein wich­ti­ger As­pekt an Bord sein wird.

Ja­cob­sen und Neu­mann freu­en sich auf das Pro­jekt und sehen der Durch­füh­rung trotz Co­ro­na-Pan­de­mie op­ti­mis­tisch ent­ge­gen. Es sei ge­plant, alle Teil­neh­men­den im Vor­hin­ein tes­ten zu las­sen. Nur wer einen ne­ga­ti­ven Test auf­wei­se, dürfe an Bord. Kann das Modul wie ge­plant statt­fin­den, er­hal­ten die Stu­die­ren­den nach er­folg­rei­cher Teil­nah­me fünf Credit­points im Be­reich der in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Lehre. In der Teil­nah­me sehen Neu­mann und Ja­cob­sen au­ßer­dem einen gro­ßen Vor­teil für die per­sön­li­che Ent­wick­lung und be­ruf­li­che Zu­kunft. „Wir stel­len fest, dass in­ter­dis­zi­pli­nä­re Team­ar­beit als Kom­pe­tenz für die Be­rufs­qua­li­fi­ka­ti­on immer wich­ti­ger wird, und wir glau­ben, dass ‚Stu­die­ren unter Se­geln‘ si­cher­lich eine Va­ri­an­te ist, die her­aus­sticht“, sagt Neu­mann.

Noch sind für die Fahrt im April we­ni­ge Plät­ze frei. In­ter­es­sier­te Stu­die­ren­de kön­nen sich hier­für per Mail bei Ha­rald Ja­cob­sen oder Olaf Neu­mann mel­den.

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