Gruppenbild© F. Klein
Die bei­den Teams der Pro­jek­te XRai Vi­si­on (Lei­tung: Prof. Dr. Pa­trick Ru­pert-Kruse) und KI-AmaR (Lei­tung: Prof. Dr. Alex­an­der Mat­tes) und Di­gi­ta­li­sie­rungs­mi­nis­ter Dirk Schröd­ter (Mitte) sowie Prof. Dr. Björn Chris­ten­sen, Prä­si­dent der FH Kiel (rechts)

Zwei KI-Pro­jek­te als Boos­ter für Wirt­schaft und Ver­tei­di­gung

von Frau­ke Schä­fer

Mit Hilfe von Künst­li­cher In­tel­li­genz (KI) kom­ple­xe Re­pa­ra­tu­ren zu er­mög­li­chen, ohne dass die Aus­füh­ren­den dafür eine Fach­aus­bil­dung be­nö­ti­gen – das ist das Ziel des For­schungs­pro­jekts „KI-AmaR“. Im For­schungs­vor­ha­ben „XRai Vi­si­on“ geht es um den Ein­satz von KI-ge­stütz­ten XR-Tech­no­lo­gi­en, die die die Gren­zen zwi­schen der rea­len und vir­tu­el­len Welt auf­he­ben. Sie sol­len für Un­ter­neh­men nutz­bar ge­macht wer­den, die ihre Ar­beits­ab­läu­fe bzw. Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se ver­bes­sern wol­len. Für diese bei­den KI-Pro­jek­te hat der schles­wig-hol­stei­ni­sche Di­gi­ta­li­sie­rungs­mi­nis­ter Dirk Schröd­ter heute För­der­be­schei­de in Höhe von ins­ge­samt 400.000 Euro an der Fach­hoch­schu­le (FH) Kiel über­ge­ben.

Beim Pro­jekt „KI-AmaR“ ar­bei­tet das Team von Prof. Dr. Alex­an­der Mat­tes mit der Rhein­me­tall Land­sys­te­me GmbH in Kiel zu­sam­men. Das Un­ter­neh­men setzt seit Kur­zem eine mo­bi­le Lö­sung für die Re­pa­ra­tur von in tech­ni­schen Sys­te­men ver­bau­ten Tei­len und Kom­po­nen­ten aus Me­tall ein. Zum Ein­satz kommt die Mo­bi­le Smart Fac­to­ry (MSF) – die aus zwei See­con­tai­nern be­steht – im zi­vi­len und mi­li­tä­ri­schen Sek­tor. Kern­stück der MSF ist eine ad­di­ti­ve Fer­ti­gungs­an­la­ge, ein 3D-Dru­cker. Die­ser er­mög­licht es, mit auf­ge­schmol­ze­nem Draht­werk­stoff schicht­wei­se Re­pa­ra­tu­ren an geo­me­trisch kom­pli­ziert ge­form­ten Bau­tei­len, zum Bei­spiel von Pan­zern oder Wind­kraft­an­la­gen, durch­zu­füh­ren. „Für die­sen Re­pa­ra­tur­pro­zess möch­ten wir ein KI-As­sis­tenz­sys­tem ent­wi­ckeln, mit dem auch Be­die­ner*innen mit ge­rin­ger Fach­aus­bil­dung und wenig Er­fah­rung die Tech­no­lo­gie si­cher ein­set­zen kön­nen“, er­klärt Pro­jekt­lei­ter Mat­tes. Dabei soll be­rück­sich­tigt wer­den, dass die re­pa­rier­ten Bau­tei­le und Kom­po­nen­ten sich an die vom Her­stel­ler de­fi­nier­ten Qua­li­fi­ka­ti­ons­an­for­de­run­gen für Neu­bau­tei­le an­nä­hern – wich­ti­ge Vor­aus­set­zung für die Pro­dukt­haf­tung. Mat­tes: „Die ge­plan­te KI-Tech­no­lo­gie könn­te in ver­schie­de­nen In­dus­tri­en zum Ein­satz kom­men sowie Zeit, Kos­ten und Emis­sio­nen ein­spa­ren, die durch den auf­wen­di­gen Trans­port gro­ßer Bau­tei­le ent­ste­hen.“

Tho­mas R. Kerk, Team­lei­ter Sys­tem Sup­port von Rhein­me­tall Land­sys­te­me GmbH er­klärt: „Die Ver­wen­dung von KI in Kom­bi­na­ti­on mit un­se­rer Mo­bi­le Smart Fac­to­ry ist be­son­ders, weil die KI in der Lage ist, große Da­ten­men­gen aus dem Fer­ti­gungs­pro­zess der MSF schnell zu ana­ly­sie­ren und Mus­ter zu er­ken­nen, die für Men­schen oft schwer zu iden­ti­fi­zie­ren sind. Da­durch kön­nen Pro­zes­se au­to­ma­ti­siert, die Ef­fi­zi­enz ge­stei­gert und Ent­schei­dungs­hil­fen ge­ge­ben wer­den.“ Vol­ker Her­ling, Ab­tei­lungs­lei­ter Stra­te­gie, Pro­zes­se & IP er­gänzt: „Eine sol­che tech­no­lo­gi­sche Zu­sam­men­ar­beit wie die von der FH Kiel und Rhein­me­tall Land­sys­te­me stärkt den In­no­va­ti­ons­stand­ort Deutsch­land."

Team XRai Vision©L. Free­se
Das For­scher­team des Pro­jekts XRai Vi­si­on (v.l.n.r.): Pro­jekt­mit­ar­bei­ter Phil­ipp Schwarz (mit Bril­le), Prof. Dr. Pa­trick Ru­pert-Kruse (Pro­jekt­lei­ter XRai Vi­si­on) und Pro­jekt­mit­ar­bei­ter Erik Stöl­ting

Ziel des zwei­ten KI-Pro­jekts „XRai Vi­si­on“ ist, Un­ter­neh­men mit dem Ein­satz von Ex­ten­ded Rea­li­ty (XR)-Tech­no­lo­gi­en – wie Aug­men­ted Rea­li­ty (AR) oder Vir­tu­al Rea­li­ty (VR) – zu un­ter­stüt­zen. Der Be­darf ist groß: Nach einer re­prä­sen­ta­ti­ven Um­fra­ge des Bran­chen­ver­bands Bit­kom hal­ten rund ein Drit­tel der deut­schen Un­ter­neh­men das Me­ta­ver­se für eine wich­ti­ge Zu­kunfts­tech­no­lo­gie. Al­ler­dings haben sich erst 13 Pro­zent mit dem Ein­satz von Me­ta­ver­se-Tech­no­lo­gi­en im ei­ge­nen Un­ter­neh­men be­schäf­tigt. Wei­te­re 9 Pro­zent der Un­ter­neh­men haben im­mer­hin fest vor, sich mit dem Me­ta­ver­se zu be­schäf­ti­gen und rund ein Vier­tel möch­te das zu­min­dest für die Zu­kunft nicht aus­schlie­ßen. Das For­schungs­vor­ha­ben von Prof. Dr. Pa­trick Ru­pert-Kruse be­steht aus zwei Mo­du­len: der XR-De­ve­lop­men­t­as­sis­tenz und dem XR-Re­adi­ness-As­sess­ment. Ziel­grup­pe des ers­ten sind vor allem Ent­wick­ler*innen. „Der Ein­satz von KI-ge­stütz­ten Tools und XR-Tech­no­lo­gi­en soll sie dabei un­ter­stüt­zen, ei­ner­seits ihre Kom­pe­ten­zen aus­zu­bau­en und an­de­rer­seits die Ar­beits­ab­läu­fe und Pro­duk­ti­vi­tät im Un­ter­neh­men zu ver­bes­sern. Das XR-Re­adi­ness-As­sess­ment rich­tet sich an Un­ter­neh­men, die keine di­gi­ta­len Pro­duk­te wie Soft­ware oder di­gi­ta­le Dienst­leis­tun­gen her­stel­len, aber XR-Tech­no­lo­gi­en in ihre ana­lo­gen oder di­gi­ta­len Pro­zes­se in­te­grie­ren möch­ten“, be­rich­tet Ru­pert-Kruse. Dazu wird das Pro­jekt­team kon­kre­te An­wen­dungs­fäl­le aus der Sicht von Nut­zer*innen iden­ti­fi­zie­ren, in denen der Ein­satz von XR die Pro­duk­ti­ons- und Ge­schäfts­pro­zes­se ver­bes­sern könn­te. Erste Pro­jekt­part­ner*innen sind die Kie­ler In­ge­nieur­ge­sell­schaft Schlü­ter und Thom­sen und die Zöll­ner Si­gnal GmbH.

Di­gi­ta­li­sie­rungs­mi­nis­ter Dirk Schröd­ter zeig­te sich bei der Über­ga­be der För­der­be­schei­de be­ein­druckt von den zwei KI-Pro­jek­ten. Zu KI-AmaR sagte Schröd­ter: „In den heu­ti­gen glo­ba­len Kri­sen­zei­ten hat die für den In­dus­trie­stand­ort Schles­wig-Hol­stein oh­ne­hin wich­ti­ge Wehr­tech­nik zu­sätz­lich an Be­deu­tung ge­won­nen. Wir wol­len diese Bran­che für die ei­ge­ne Ver­tei­di­gungs­fä­hig­keit und die un­se­rer Part­ner wei­ter stär­ken. Das Pro­jekt KI-AmaR kom­bi­niert ein­drucks­voll die Kom­pe­ten­zen in der Wehr­tech­nik mit un­se­rem KI-Know-how am Di­gi­tal­stand­ort Schles­wig-Hol­stein.“ Zum KI-Pro­jekt XRai Vi­si­on sagte Mi­nis­ter Schröd­ter: „Die di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on in Wirt­schaft, Wis­sen­schaft und Ge­sell­schaft schrei­tet mit gro­ßen Schrit­ten voran. Kom­men­de Ent­wick­lungs­stu­fen wie vir­tu­el­le Wel­ten ste­hen in den Start­lö­chern. Die Ein­füh­rung die­ser di­gi­ta­len Räume, der so­ge­nann­ten Ex­ten­ded Rea­li­ty XR, bie­tet nicht nur ein enor­mes wirt­schaft­li­ches Po­ten­zi­al für den Di­gi­tal­stand­ort Schles­wig-Hol­stein, son­dern er­öff­net auch neue Wege für Bil­dung, Krea­ti­vi­tät und so­zia­len Fort­schritt. Das Pro­jekt XRai Vi­si­on leis­tet hier­bei einen wich­ti­gen Bei­trag. Es för­dert durch kon­kre­te An­ge­bo­te wie Work­shops, Lehr­ma­te­ria­li­en oder die Ana­ly­se mög­li­cher An­wen­dungs­fäl­le im Un­ter­neh­men die In­no­va­tions- und Wett­be­werbs­fä­hig­keit für un­se­re KMUs sowie für In­sti­tu­tio­nen, zum Bei­spiel in Bil­dung und Kul­tur.“

Das Pro­jekt XRai Vi­si­on läuft bis 30. Sep­tem­ber 2026 und wird mit 250.000 Euro ge­för­dert. Das For­schungs­vor­ha­ben KI-AmaR er­hält eine För­de­rung von 150.000 Euro und läuft bis 31. März 2026. Zu­wen­dungs­emp­fän­ge­rin und ver­ant­wort­lich für die Pro­jekt­ab­wick­lung und Ko­or­di­nie­rung der bei­den KI-Vor­ha­ben ist die For­schungs- und Ent­wick­lungs­zen­trum Fach­hoch­schu­le Kiel GmbH (FuE-Zen­trum FH Kiel).

 

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