von Christin Beeck
Leistungselektronik, Offshore, Treibsel, Biogas und rechtliche Fragen – die wissenschaftliche Großveranstaltung „Science Match Future Energies 2017“ am 6. Dezember hat es geschafft, ganz unterschiedliche Ansätze zum Thema erneuerbare Energien unter ein Dach zu bringen. Das Konzept der Veranstaltung von „Der Tagesspiegel“ und schleswig-holsteinischer Landesregierung: 102 Vortragende, die jeweils drei Minuten Zeit hatten, ihr Thema zu präsentieren. Und wer überzog, den holte der Nikolaus von der Bühne.
Gestandene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können ganz schön nervös werden, wenn zu einem großen Auditorium auch noch Zeitdruck hinzukommt. Doch die mitunter leichte Unsicherheit machte die Vorträge noch sympathischer. Außerdem waren die Expertinnen und Experten nicht allein mit dem Countdown. Selbst bei Ministerpräsident Daniel Günther, Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz und Staatssekretär Tobias Goldschmidt lief die Uhr während ihrer Reden rückwärts. Der Blick auf das beachtliche Programm ließ eine totale Reizüberflutung erahnen, doch durch die zeitliche Begrenzung war dem Galopp durch die verschiedenen Themenschwerpunkte „Energieerzeugung und regenerative Energien“, „Integrierte Energiesysteme und Infrastruktur“, „Energiespeicherung und -effizienz“ und „Science meets Society“ erstaunlich gut zu folgen. Die meisten schafften es tatsächlich, ihre Forschung als appetitliches Häppchen verständlich zu servieren.
Prof. Dr. Jan Henrik Weychardt vom Fachbereich Maschinenwesen war als erster von zwölf FH-Professoren auf der Bühne und verdiente sich mit einem unter 2.30 Minuten gebliebenen Beitrag zum Thema „biomassmax – Entwässerung von Biomasse mit maximaler Energieeffizienz“ ein Lebkuchenherz als Belohnung. Von Prof. Dr. Ronald Eisele, Fachbereich Informatik und Elektrotechnik, wies in „‚Lebenslänglich‘ für starke elektronische Baugruppen“ darauf hin, dass starke Lastschwankungen für diese Teile schlecht sind und eine Schutzschicht für Halbleiter eine Lösung ist.
Doch nicht nur technische Erkenntnisse gab es. Das Besondere an der Veranstaltung war der interdisziplinäre Ansatz. So gab Prof. Dr. Till Moser vom Fachbereich Wirtschaft zu bedenken, dass die „Besteuerung von Offshore-Windanlagen durch verschiedene anzuwendende Steuer- und Territorialprinzipien nicht ganz einfach ist. Agrarwirtschaftler Prof. Urban Hellmuth verwies darauf, dass Biogasanlagen heute nicht viel anders aussehen als vor 50 Jahren und hier noch erhebliches Potenzial für den Umweltschutz schlummert.
Nach den Sessions gab es in der „Speakers‘ Corner“ die Möglichkeit, mit den Vortragenden ins Gespräch zu kommen. Dieses Angebot wurde reichlich genutzt. Damit folgten Wissenschaftler, Industrievertreter und Interessierte dem Ansinnen von Dr. Bernd Buchholz: „Wir brauchen Ihre Kompetenz und Ihre Fähigkeit, sich mit anderen zusammenzusetzen.“
Für die FH dabei waren auch:
- Prof. Dr. Kai Graf, Fachbereich Maschinenwesen: „Numerische Simulation von Mehrphasenströmungen zur Prognose der Kolkvorgänge an Offshore-Windenergieanlagen“
- Prof. Dr. Christian Keindorf, Institut für Schiffbau und Maritime Technik (Fachbereich Maschinenwesen): „Schwimmende Wind- und Wellenkraftwerke“
- Prof. Dr. Kay Rethmeier, Fachbereich Informatik und Elektrotechnik: „Future Energy mit überlasteten Transformatoren und Leitungen? – Wie misst man den Gesundheitszustand unserer Energienetze im laufenden Betrieb?“
- Prof. Dr. Ulf Schümann, Institut für Elektrische Energietechnik (Fachbereich Informatik und Elektrotechnik): „Entwicklung hoch kompakter Antriebs-Inverter für elektrische Fahrzeuge“
- Prof. Dr. Christoph Weber, Fachbereich Informatik und Elektrotechnik: „Diagnosesysteme für Lithium-Ionen Batteriespeicher“
- Prof. Dr. Meiko Jensen, Fachbereich Wirtschaft: „Datenschutzfolgenabschätzung mit Blick auf den Kontext Smarte Energieverteilung“
- Prof. Dr. Klaus Lebert, Vizepräsident FH Kiel, Fachbereich Informatik und Elektrotechnik: „Elektromobilität – Schlüssel für zukünftige Mobilitätskonzepte?“
- Prof. Dr. Andreas Luczak, Fachbereich Informatik und Elektrotechnik: „Dos and Don’ts der Energiewende“