Menschen auf einem Dach© S. Thiel
Die internationale Delegation lernte Wien aus vielen Perspektiven kennen.

Wien nachhaltig planen

von Prof. Dr. Brigitte Wotha

Das Stadtquartier Muthgasse ist eines der größten Stadtentwicklungsgebiete im Nordwesten Wiens. Die Flächen im Nahbereich von Wienerwald und Donau wurden früher gewerblich und betrieblich genutzt. Nun soll dort ein lebendiges, nachhaltiges Zukunftsquartier mit Frei- und Grünräumen, verbesserter Aufenthaltsqualität und einer Mischung aus Wohnen und Arbeiten entstehen. Dieser Aufgabe nehmen sich Studierende unterschiedlicher Disziplinen aus Kiel, Wien und Valencia an. Den Rahmen bildet ein BIP-Angebot (Blended Intensive Programme) von ERASMUS: „Sustainable Urban Development - Liveable Quarters, Green Infrastructures and Active Mobility“.

Die elf Studierenden des Studiengangs Bauingenieurwesen von der FH Kiel reisten Mitte Oktober 2024 für eine Woche nach Wien. Dort arbeiteten sie mit elf Studierenden von der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) im Studiengang Landschaftsplanung und mit fünf Architektur-Studierenden der Universidad Politécnica de Valencia (UPV) zusammen. Die Betreuung erfolgte durch ein internationales Team: Aus Österreich Dipl.-Ing. Sophie Thiel, Dr. Dipl.-Ing. Florian Reinwald und Laura Meiersohn (BOKU), aus Spanien Prof. Julia Deltoro Soto und Inés Novella Abril (UPV) sowie aus Kiel Kay Lengert M.Sc. und Prof. Dr. Brigitte Wotha (FH Kiel).

Menschen an einem Fluß©S. Thiel
Die Studierenden erkundeten das von ihnen neu zu gestaltende Quartier.

Nach einem gemeinsamen Stadtspaziergang am ersten Tag wurde das Quartier beradelt und begangen, kartiert, analysiert und sich miteinander ausgetauscht. Dabei wurden Gemeinsamkeit und Unterschiede in den Denk- und Arbeitsweisen deutlich. „Ich fand es spannend, wie anders Landschaftsplanerinnen und -planer denken und ein Gebiet analysieren“, freute sich der Kieler Student Tjorven Dethlefsen.

An den folgenden Tagen standen Exkursionen und Gespräche mit der Stadtverwaltung Wien auf dem Programm. Daneben Konzept- und Methodenentwicklung, begleitet durch Diskussionen, Austausch und Rückmeldungen durch das Betreuer-Team. An den Abenden besuchte die Delegation unter anderem die Heurigen, den Türkenwirt und eine Erasmus-Bar.

Der Exkursion vorausgegangen waren Online-Treffen und Webinare, in denen die Studierenden Grundlageninformationen zum Quartier – seine historische Entwicklung, die Ausstattung mit Grünflächen, Mobilität, Bevölkerungsstruktur und Planungsunterlagen – erarbeiteten. Im Anschluss an ihre Rückkehr arbeiteten die Studierenden wieder online in gemischten Gruppen an ihren Entwürfen für ein nachhaltiges, kreatives, grünes, urbanes und lebendiges Zukunftsquartier Muthgasse. Nach einer Zwischenpräsentation im November stellen die Studierenden ihre Arbeiten am 12. Dezember in einer Abschlusspräsentation vor.

Menschen in einem Raum©K. Lengert
Die internationalen Teams entwickelten gemeinsam ihre Ideen.

Die Erfahrungen der Studierenden zeigten, wie gewinnbringend es sein kann, sich aus der eigenen Hochschule und der eigenen Disziplin hinauszuwagen: „Weil wir uns auf Englisch miteinander unterhalten haben, fällt es mir mittlerweile viel leichter, die Sprache frei anzuwenden“, bilanzierte Stine Sörensen, die im fünften Semester Bauingenieurwesen an der FH Kiel studiert. „Die entspannte und lockere Stimmung, unter Studierenden und Lehrenden gleichermaßen, hat es superleicht gemacht, miteinander zu connecten und neue Erfahrungen zu sammeln“, fährt Sörensen fort.

Im Wintersemester 2025/26 soll wieder ein BIP-Projekt stattfinden. Dann soll die Fachhochschule Kiel die Gastgeberin sein. Schon jetzt freut sich das Institut für Bauwesen auf die inspirierende und kreative internationale Zusammenarbeit. (jkl)

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