Prof. Dr. Jens Langholz von der FH Kiel am Sokratesplatz vor dem Audimax© A. Wimber
Die Online-Lehre und das Gründen liegen Prof. Dr. Jens Langholz am Herzen.

„Wie wird man eigentlich Professor*in“: Dr. Jens Langholz

von Ann-Christin Wimber

Der gemeine Betriebswirt trägt Anzug und Krawatte, Seitenscheitel und Loafers. So zumindest das Klischee. Doch wer Dr. Jens Langholz schon mal über den Weg gelaufen ist, wird schnell feststellen: Der Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre (ABWL) und Mathematik will so gar nicht in dieses Bild passen. Er kommt eher lässig daher - ohne Seitenscheitel, in Jeans und mit einem Lächeln im Gesicht.

Bereits seit 2009 ist Langholz fester Teil des Lehrkörpers an der FH Kiel. Wie viele seiner Kolleg*innen, kam auch Langholz eher zufällig zu seiner Professur. Der gebürtige Kieler promovierte zu einem maritimen Thema, das noch nicht auf eine Karriere in der Betriebswirtschaft hindeutete: Klassifikationsgesellschaften im Schiffbau: Promotoren des technischen Fortschritts? Dann zog es ihn nach Bonn. Für eine renommierte Unternehmensberatung beschäftigte sich Langholz mit durchsetzbaren Preisen für Zubehör und Produkte in der Automobil- und Pharmabranche, bevor er sich mit zwei Kollegen selbstständig machte. „Der Unternehmensberatung bin ich treu geblieben“, sagt Langholz. „Wir haben uns aber vor allem auf Patentanalysen für große Unternehmen konzentriert.“ Anhand der Patentdichte in bestimmten Bereichen ließen sich Vorhersagen treffen, wie sich eine Technologie oder bestimmte Branchen entwickeln werden.

Anfang der 2000er Jahre – als Langholz noch beratend tätig war – erreichte ihn die Anfrage eines Kieler Professors. Er sollte Romanistik-Studierenden der Christian-Albrechts-Universität einfache betriebswirtschaftliche Abläufe und Arbeitsfelder erklären. Als Beispiel wählte er ein Start-up, um seine Vorlesung anschaulicher zu gestalten. „Zum einen kann ich so alle Aspekte der Betriebswirtschaftslehre abbilden. Zum anderen machen sich gerade Absolventinnen und Absolventen der Kulturwissenschaften häufig selbstständig.“ Aus dem Gastvortrag wurde ein festes Engagement – Langholz unterrichtete von da an ein Wahlmodul zum Thema.

Kurze Zeit später weitete der BWL-Professor diese Tätigkeit aus: Erst wurde Langholz Lehrbeauftragter im Bereich Kulturmanagement an der Viadrina Europa-Universität in Frankfurt an der Oder, 2007 kam er als Lehrbeauftragter für Allgemeine BWL und Innovationsmanagement an die FH Kiel. „Die Lehre hat mir einfach Spaß gemacht, daher habe ich weiter als Berater gearbeitet und war tageweise an der Hochschule.“

Richtig Fuß an der FH Kiel fasste der Lehrbeauftragte, als ihm die Ausschreibung für eine Vertretungsprofessur für den Aufbau von Online-Studiengängen auf den Schreibtisch flatterte. „Die Idee, Hochschulen virtuell zu vernetzen und Lehre über das Internet anzubieten, gab es schon lange vor der Pandemie“, sagt Langholz. „Das Angebot richtet sich nicht an Schulabgänger, sondern an Berufstätige.“ In der Virtuellen Fachhochschule (VFH) bieten 13 Bildungsträger von Kiel bis Frankfurt sowie eine Hochschule aus der Schweiz flexible Module in neun Studienfächern an. „Die ersten Studiengänge, die wir eingerichtet haben, waren Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik“, berichtet Langholz. Seine Aufgabe war es, mit Kollegen die Prüfungsordnung zu entwerfen, Module zu entwickeln und schließlich die Akkreditierung zu erreichen.

Kurz darauf verstetigte die FH Kiel seine Position im Lehrkörper und berief ihn 2012 auf die Professur für ABWL und Mathematik. Gleichzeitig blieb er für die Online-Studiengänge verantwortlich. Seine Erfahrungen als Lehrbeauftragter an der CAU und in Frankfurt brachte Langholz auch in seine neue Aufgabe ein. „Mein Fokus liegt auch in der Lehre auf Existenzgründung und Innovationsmanagement“, sagt der Professor, der in seiner Freizeit gerne Tennis spielt und angelt. Neben Mathematik im ersten Semester unterrichtet er im fünften und sechsten Semester das Wahlpflichtmodul Start-Up - zum Teil in Zusammenarbeit mit opencampus, einer Kieler Initiative mit einer Vielzahl unterschiedlichster Bildungsangebote und innovativen Formaten für jedermann, wie dem Waterkant Festival. „Das Angebot ist sehr niedrigschwellig. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Initiative kommen zu einem großen Teil aus der Gründerszene“, erklärt Langholz. Damit hat der Dozent seine Passion - die Lehre und das Gründen - auf noch breitere Füße gestellt.  

Kreativ ist Langholz übrigens auch noch in einem anderen Bereich - der Fotografie

© Fachhochschule Kiel