Im 11. Jahrgang absolvieren Schülerinnen und Schüler in Kiel für gewöhnlich ihr Wirtschaftspraktikum. Zwei Wochen lang arbeiten sie in Unternehmen, erfahren dort die wirtschaftlichen Zusammenhänge und lernen die Abläufe in ihrem Praktikumsbetrieb kennen. Doch was, wenn in Folge einer globalen Pandemie Unternehmen keine Kapazitäten für Praktikant*innen haben? Diese Umstände bekamen bereits im vergangenen Jahr die Schüler*innen der Max-Planck-Schule in Kiel zu spüren. Fast die Hälfte des Jahrgangs verlor ihre Praktikumsstelle oder fand gar nicht erst einen Betrieb, der sie aufnahm. Und nun?
Damit die Schüler*innen nicht zwei Wochen in die Röhre schauen mussten (Unterricht hätte während dieser Zeit wiederum auch nicht stattfinden können), hat der Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Kiel, vertreten vor allem durch Ann-Christin Schweers (Lehrkraft für besondere Aufgaben am Fachbereich Wirtschaft), zusammen mit Lehrenden der Max-Planck-Schule eine Alternative gefunden. Um den praktikumslosen Schüler*innen trotz allem Einblicke in die Wirtschaft und ihre Abläufe zu ermöglichen, setzte Ann-Christin Schweers das Planspiel TOPSIM – easyManagement ein. Über Zoom führte sie die Elftklässler*innen in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre ein und vermittelte ihnen so die Basics für das anschließende Planspiel.
Im Rahmen des Planspiels TOPSIM – easyManagement übernahmen Teams, bestehend aus vier bis sechs Schüler*innen, die Geschäftsführung eines kleinen, traditionellen Produktionsbetriebes für Outdoor-Zelte. Es mussten Entscheidungen in den Bereichen Einkauf, Produktion, Vertrieb, Personal, Verwaltung und Finanzen getroffen werden. Nach einer Proberunde wurde es ernst. Die teilnehmenden Schüler*innen trafen über sechs Perioden, vor dem Hintergrund sich ändernder Wirtschaftsnachrichten, ihre unternehmerischen Entscheidungen. Am Ende jeder Spielperiode wurden die Entscheidungen mit Hilfe der cloudbasierten Management-Simulation TOPSIM – easyManagement erfasst und anschließend von Ann-Christin Schweers ausgewertet und vorgestellt. Abschließend verfasste jede*r Schüler*in einen Bericht, der als Ersatz für den eigentlichen Praktikumsbericht am Ende des Wirtschaftspraktikums diente.
Das Format kam bei den Lehrenden der Max-Planck-Schule so gut an, dass sich in diesem Jahr die Humboldtschule an den Fachbereich Wirtschaft, hier Ann-Christin Schweers, richtete und den Wunsch äußerte, das gleiche Projekt für ihren 11. Jahrgang umzusetzen. Und so fand die eigentlich einmalige Praktikumsalternative in diesem Jahr erneut statt und ermöglichte es den Oberstufenschüler*innen ohne Praktikumsbetrieb, Wissen über das wirtschaftliche Handeln in Betrieben zu sammeln.
Damit das Planspiel überhaupt umsetzbar war, hat TOPSIM die Lizenz der Fachhochschule Kiel einmalig auf die beschriebenen Projekte ausgeweitet. So bot das Planspiel die Option, die benachteiligten Schüler*innen hinsichtlich ihres wirtschaftlichen Know-hows weiterzubilden, wofür besonders die Schulen sehr dankbar sind. Der Fachbereich Wirtschaft arbeitet bereits länger mit dem Planspiel und nutzt dieses eigentlich für die Erstsemester im Bachelor BWL. So freute sich Ann-Christin Schweers, die Inhalte auch an Schüler*innen weitergeben zu können.
Und auch die Schüler*innen waren von der Möglichkeit und den Inhalten des Alternativprogramms inklusive des Planspiels angetan. Eine Feedbackrunde in beiden Jahrgängen zeigte deutlich, dass die Teilnehmer*innen sehr dankbar für den zweiwöchigen Exkurs in die Wirtschaft waren. Die Schulen merkten vielfach an, TOPSIM – easyManagement in den regulären Lehrplan mit aufzunehmen, damit in Zukunft mehr Schüler*innen davon profitieren können.