Tisch mit mehreren Menschen, die sich Notizen machen© Un­s­plash

Wel­che Rech­te haben stu­den­ti­sche Hilfs­kräf­te?

von Aenne Boye

Die FH be­schäf­tigt jedes Se­mes­ter rund 300 stu­den­ti­sche oder wis­sen­schaft­li­che Hilfs­kräf­te (Hiwis), die sich meist auf Basis einer ge­ring­fü­gi­gen Be­schäf­ti­gung etwas da­zu­ver­die­nen. Häu­fig herrscht dabei Un­klar­heit über die Rech­te und Pflich­ten von Hiwis. Was pas­siert bei Krank­heit oder Schwan­ger­schaft? Wie ist der Ur­laub ge­re­gelt? Und wer darf ei­gent­lich Hiwi sein?

Stu­den­ti­sche und wis­sen­schaft­li­che Hilfs­kräf­te un­ter­stüt­zen unter an­de­rem den Lehr­be­trieb und die For­schung an der FH Kiel. Nur wer ein­ge­schrie­be­ne/r Stu­dent*in ist, kann als Hiwi ar­bei­ten. Dabei ist es egal, an wel­cher Hoch­schu­le der/die Stu­die­ren­de ein­ge­schrie­ben ist, denn auch Stu­die­ren­de von an­de­ren Hoch­schu­len kön­nen Hiwis an der FH wer­den. Von stu­den­ti­schen Hilfs­kräf­ten ist die Rede, wenn noch kein Hoch­schul­ab­schluss vor­liegt. Stu­die­ren­de, die min­des­tens über einen Ba­che­lor­ab­schluss ver­fü­gen, hei­ßen wis­sen­schaft­li­che Hilfs­kraft. An der FH Kiel er­hal­ten stu­den­ti­sche Hilfs­kräf­te 10,03 Euro und wis­sen­schaft­li­che Hilfs­kräf­te 11,67 Euro pro Stun­de Ar­beits­zeit. Ins­ge­samt dür­fen Stu­die­ren­de acht Jahre als Hiwi tätig sein – je­weils vier Jahre im Ba­che­lor und vier Jahre im Mas­ter. „Mit Stu­die­ren­den wer­den keine Dau­er­ver­trä­ge ab­ge­schlos­sen, da der Ab­schluss des Stu­di­ums im Vor­der­grund steht. Der Ge­setz­ge­ber geht davon aus, dass sie nach vier Jah­ren  ihr Stu­di­um be­en­det haben. Durch zu lange Ver­trä­ge soll der Ab­schluss nicht ver­zö­gert wer­den“, er­klärt Ga­brie­le Küch­meis­ter aus der Per­so­nal­ab­tei­lung der FH Kiel.

Krank­heit und Schwan­ger­schaft

Soll­te ein/e Stu­die­ren­de/r krank sein, muss ab dem zwei­ten Tag eine ärzt­li­che Ar­beits­un­fä­hig­keits­be­schei­ni­gung vor­lie­gen. Die ver­säum­te Ar­beits­zeit muss nicht nach­ge­holt wer­den. Wie jeder Ar­beit­neh­mer in Deutsch­land er­hal­ten Hiwis eine volle Ge­halts­fort­zah­lung über sechs Wo­chen – vor­aus­ge­setzt, es liegt eine Ar­beits­un­fä­hig­keits­be­schei­ni­gung vor. „Da­nach haben Stu­die­ren­de kei­nen An­spruch auf Kran­ken­geld in Höhe von 70 Pro­zent des Lohns, weil sie in der Regel nicht ent­spre­chend kran­ken­ver­si­chert sind. Die Aus­nah­me bil­den Stu­die­ren­de, die nicht von der Kran­ken­ver­si­che­rungs­pflicht be­freit sind“, be­rich­tet Küch­meis­ter.

Im Falle einer Schwan­ger­schaft gel­ten für Hiwis die­sel­ben Rech­te wie für alle Ar­beit­neh­me­rin­nen. Sechs Wo­chen vor der Ge­burt und acht Wo­chen da­nach er­hal­ten weib­li­che Hiwis Mut­ter­schafts­geld. Die Höhe des Mut­ter­schafts­gel­des wird durch das Dienst­leis­tungs­zen­trum Per­so­nal des Lan­des Schles­wig-Hol­stein (DLZP) fest­ge­legt. Dort kön­nen wer­den­de El­tern sich be­ra­ten las­sen. Te­le­fon­num­mer und E-Mail­adres­se des Sach­be­ar­bei­ters/der Sach­be­ar­bei­te­rin kann der Be­zugs­ab­rech­nung ent­nom­men wer­den oder über ein Kon­takt­for­mu­lar er­fol­gen. Nach Ab­lauf der acht Wo­chen be­ginnt die El­tern­zeit mit 67 Pro­zent des Ge­halts, min­des­tens je­doch 300 Euro. Die El­tern­zeit kann so­wohl von der Mut­ter als auch vom Vater in An­spruch ge­nom­men wer­den. Der An­spruch auf zwölf Mo­na­te El­tern­zeit be­steht, bis das Kind das drit­te Le­bens­jahr voll­endet hat. Wenn beide El­tern­tei­le das El­tern­geld be­zie­hen, kön­nen sie ge­mein­sam bis zu 14 Mo­na­te El­tern­zeit neh­men. „Da die Hiwi-Ver­trä­ge an der FH nur über ein hal­bes Jahr gehen, endet die Zah­lung des El­tern­gel­des mit Ab­lauf des Ver­trags. Wer El­tern­geld be­zieht, hat au­ßer­dem kei­nen au­to­ma­ti­schen An­spruch auf einen neuen Hiwi-Ver­trag“, sagt Küch­meis­ter.

Ur­laub und Fei­er­ta­ge

Auch Hiwis müs­sen sich er­ho­len. Nach dem Bun­des­ur­laub­ge­setz hat ein/e Ar­beit­neh­mer*in bei fünf Ar­beits­ta­gen in der Woche ein Recht auf min­des­tens 24 Werk­ta­ge Ur­laub. Wenn je­mand nur drei Tage ar­bei­tet, wird das um­ge­rech­net. Am Ende muss jeder auf die Min­dest­an­zahl von vier Wo­chen Ur­laub im Jahr kom­men. Wenn Stu­die­ren­de län­ger als zwei Wo­chen pro Se­mes­ter in den Ur­laub fah­ren möch­ten, wird das oft­mals in­tern in den Ab­tei­lun­gen mit Über­stun­den aus­ge­gli­chen. „Nach dem Bun­des­ur­laubs­ge­setz darf der erst­ma­li­ge An­spruch auf Ur­laub erst nach sechs Mo­na­ten er­ho­ben wer­den. Da Hiwi-Ver­trä­ge teil­wei­se nur sechs Mo­na­te gehen, ist das in der Pra­xis an­ders“, schil­dert Küch­meis­ter. Die je­wei­li­ge Ein­rich­tung, in der die Stu­die­ren­den an­ge­stellt sind, do­ku­men­tiert und re­gelt den Ur­laub. „Die Ar­beits­ver­trä­ge für Hiwis an der FH sind so viel­fäl­tig, dass der in­di­vi­du­el­le Ur­laubs­an­spruch nicht zen­tral or­ga­ni­siert und do­ku­men­tiert wer­den kann“, sagt die Lei­te­rin der Per­so­nal­ab­tei­lung. Wer Fra­gen be­züg­lich des Ur­laubs hat, kann sich gerne an an Ga­brie­le Küch­meis­ter oder Re­na­te Bock von der Per­so­nal­ab­tei­lung wen­den. Ein wich­ti­ger Zu­satz: Der Ur­laub muss von den Hiwis wäh­rend der Ver­trags­lauf­zeit ge­nom­men wer­den, weil er nicht aus­ge­zahlt wer­den kann.

Auch bei Fei­er­ta­gen haben Hiwis die­sel­ben Rech­te wie alle Ar­beit­neh­mer*innen in Deutsch­land. Fällt der Ar­beits­tag eines Hiwis auf einen Fei­er­tag, so muss diese/r die Ar­beits­zeit nicht nach­ho­len.

Kün­di­gung

Ar­beit­neh­mer*innen oder Ar­beit­ge­ber*innen kön­nen das Ar­beits­ver­hält­nis zwei Wo­chen zum Mo­nats­en­de kün­di­gen. „Soll­ten Hiwis kurz­fris­tig in einen neuen Job gehen oder soll­te es an­de­re Grün­de geben, die eine kurz­fris­ti­ge Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses nötig ma­chen, so kön­nen wir den Ver­trag bei Wah­rung der ge­gen­sei­ti­gen In­ter­es­sen durch einen Auf­lö­sungs­ver­trag schnel­ler auf­lö­sen“, ver­si­chert Küch­meis­ter.

Im Klar­text

Pa­ra­gra­fen- und Rechts­spra­che kann ver­wir­rend sein. Hier folgt die Auf­klä­rung zwei­er Ab­schnit­te eines jeden Hiwi-Ver­tra­ges an der FH. „Be­ruht eine Ar­beits­un­fä­hig­keit auf einem von einem Drit­ten zu ver­tre­ten­den Um­stand, so hat die wis­sen­schaft­li­che/stu­den­ti­sche Hilfs­kraft ihre An­sprü­che auf Scha­den­er­satz wegen der Ar­beits­un­fä­hig­keit für die Dauer der Fort­zah­lung der Ver­gü­tung an die Fach­hoch­schu­le Kiel, ver­tre­ten durch den Kanz­ler ab­zu­tre­ten.“  Kurz be­deu­tet das: Wenn je­mand Drit­tes für den Aus­fall des Hiwis ver­ant­wort­lich sein soll­te, be­zahlt die­ser, also der/die Ver­ur­sa­cher*in, den Scha­dens­er­satz. Der Scha­dens­er­satz geht an die FH, damit diese den Aus­fall kom­pen­sie­ren kann. „Diese Regel dient le­dig­lich dazu, dass die FH nicht dop­pelt zah­len muss und der/die Scha­dens­ver­ur­sa­cher*in in die Pflicht ge­nom­men wird“, er­klärt Küch­meis­ter.

Und was ist unter dem Satz „§ 37 des Ta­rif­ver­tra­ges für den öf­fent­li­chen Dienst der Län­der (TV-L) fin­det sinn­ge­mäß An­wen­dung“ zu ver­ste­hen? § 37 be­inhal­tet, dass Hiwis ein hal­bes Jahr lang, nach­dem sie aus ihrer Hiwi-An­stel­lung aus­ge­schie­den sind, An­sprü­che gel­tend ma­chen kön­nen. Damit wird si­cher­ge­stellt, dass die Ver­trags­part­ner*innen nicht Jahre nach Ende des Ar­beits­ver­hält­nis­ses ge­gen­sei­tig An­sprü­che gel­tend ma­chen kön­nen.

© Fach­hoch­schu­le Kiel