Adventszeit – für viele bedeutet das Plätzchen backen, Geschenke besorgen und Weihnachtsfilme schauen. Für einige Studierende wie Nina Zingelmann gehört allerdings auch Melken und Stallarbeit dazu. Ihre Familie leitet einen landwirtschaftlichen Betrieb in Trittau bei Hamburg mit 120 Milchkühen. Wie vereinbart man Landwirtschaft, Weihnachten und das eigene Studium miteinander?
Für Ninas Familie hat die Landwirtschaft eine lange Tradition, denn ihr Betrieb ist seit über 750 Jahren in Familienhand: „Das wurde mir quasi schon in die Wiege gelegt, und ich habe schon immer Spaß dran gehabt. Deshalb war auch schnell klar, dass ich einen beruflichen Weg wählen möchte, der mit Landwirtschaft zu tun hat“, sagt Nina. Nach einer abgeschlossenen Ausbildung zur Landwirtin entschied sich die 24-Jährige 2018 für ein Studium der Agrarwirtschaft an der FH Kiel. Seit die Lehre in diesem Jahr komplett digital abgehalten wird, fehlt ihr vor allem der Austausch während den Vorlesungen und das Miteinander mit ihren Kommiliton*innen in Osterrönfeld: „Bei uns ist eigentlich dauerhaft was los, die Fachschaft organisiert normalerweise fast jede Woche irgendwelche Veranstaltungen.“ Die Corona-Krise hat sich teilweise auch auf dem Betrieb bemerkbar gemacht: „Also ich würde sagen im Vergleich zu anderen Branchen kommen wir noch sehr gut dabei weg, weil wir wirklich fast gar nicht eingeschränkt werden. Trotzdem leidet der Milchpreis, weil natürlich nicht mehr so viel exportiert wird im Moment und die Preise leider weiterhin schlecht sind“.
Seit dem Sommer wohnt Nina nun wieder bei ihren Eltern und absolviert das Online-Studium von Trittau aus. Das bedeutet, dass sie neben den Veranstaltungen täglich mit im Stall hilft. „Wenn ich Vorlesungen habe, sitze ich am Schreibtisch, aber wenn ich keine Vorlesung habe, dann bin ich eigentlich dauerhaft im Betrieb tätig und am Wochenende sowieso immer“, erzählt die Studentin. Zu ihren Aufgaben zählt alles, was rund um die Kühe anfällt. Das ist beispielsweise das Melken, Füttern, Einstreuen und Ausmisten, aber auch Aufgaben im Managementbereich.
An Weihnachten kommt bei Nina die Familie zusammen. Bei insgesamt fünf Geschwistern gibt es viele helfende Hände, und jeder übernimmt eine Aufgabe. Das ist auch nötig, denn einfach mal einen Tag frei nehmen, können sich Landwirte nicht: „Kühe müssen halt 365 Tage im Jahr zweimal täglich gemolken und gefüttert werden, und da ist es auch wichtig, den zeitlichen Rhythmus einzuhalten, da die Kühe sonst Euterprobleme bekommen könnten“. An Heiligabend gibt es die Bescherung bei Ninas Familie deshalb schon nach dem Mittag, da nachmittags wieder im Stall gearbeitet wird. „Abends essen wir dann gemeinsam, aber achten darauf, dass es nicht so spät wird, denn am nächsten Morgen müssen ja auch wieder ein paar von uns früh raus“, sagt Nina. Dass auch an den Feiertagen gearbeitet wird, stört die Studentin allerdings nicht und so erzählt sie lachend: „Ich mache das gerne. Und ich finde das auch ganz gut, wenn man was machen kann und an Weihnachten nicht nur im Foodkoma auf dem Sofa liegt.“ Generell sei die Landwirtschaft ein Feld, in dem man aus Leidenschaft tätig ist, so Nina. „Das macht man nur, wenn man da echt drin aufgeht und Lust drauf hat.“
Nach ihrem Bachelor kann sich die Studentin vorstellen, beratend für andere Landwirte tätig zu werden. Theoretisch habe sie mit dem Studium der Agrarwirtschaft aber viele Optionen, da es viele Bereiche abdecke: „Ich könnte sowohl zur Bank gehen und da die Kreditberatung für Landwirte machen, ich könnte aber auch in die Forschung gehen. Aber Milchkühe sind das, was mich am meisten interessiert.“