Das Kieler Start-up Leazear entwickelt eine webbasierte Softwarelösung, die ausländischen Studieninteressierten den Zugang zum deutschen Hochschulsystem künftig erleichtern soll. Gegründet wurde es von Tayyab Saeed, einem Studenten, und Jan Peter Prigge, einem Absolventen der Fachhochschule (FH) Kiel.
Am 8. September 2014 war es endlich soweit: Saeed konnte sein Masterprogramm an der FAU Erlangen-Nürnberg beginnen. Vorausgegangen war eine monatelange Vorbereitung: Um seine Chancen auf einen Studienplatz zu erhöhen, hatte sich der damals 24-Jährige aus der Provinz Khyber Pakhtunkhwa in Pakistan an mehreren Hochschulen in Kanada und Deutschland beworben und war zweimal in der deutschen Botschaft in Islamabad vorstellig geworden. Ohne bestehendes Austauschprogramm war Saeed auf sich selbst gestellt gewesen: „Ich hatte bereits drei Zulassungsbescheide für Hochschulen in Kanada in der Tasche, wollte aber unbedingt in Deutschland studieren. Hauptgrund war der gute Ruf der Hochschulen und die sehr guten Jobaussichten nach dem Studium. Außerdem gibt es keine Studiengebühren. Das Konzept von kostenloser Bildung hat mich schon immer überzeugt. Bildung sollte jedem Menschen offenstehen, egal wieviel Geld er oder sie hat. Aber die deutsche Bürokratie ist extrem abschreckend und ich habe mir damals geschworen: Sollte ich einen Studienplatz in Deutschland bekommen, werde ich diese Prozesse für andere Bewerber*innen vereinfachen
Tatsächlich beriet Saeed in den vergangenen Jahren immer wieder junge pakistanische und indische Frauen und Männer, die wie er in Deutschland studieren wollten. Mittlerweile steht der 30-Jährige kurz vor dem Abschluss seines Masterstudiums Information Engineering an der Fachhochschule Kiel und hat gemeinsam mit Jan Peter Prigge, der Anfang 2020 sein Masterstudium Wirtschaftsingenieurwesen an der FH Kiel abgeschlossen hat, das Start-up Leazear gegründet. Kennengelernt hatten sie sich bei einer Prototypingweek, auf der Saeed seine Idee für eine Software vorstellte, die ausländische Studieninteressierte digital Schritt für Schritt durch den komplexen Bewerbungsprozess inklusive Visumantrag leiten soll. Nach nur drei Wochen gemeinsamer Zusammenarbeit bewarben sich die Beiden erfolgreich um einen Platz beim neu gegründeten Accelerator Gateway49 des Technikzentrums Lübeck. Dessen Fokus liegt auf der gezielten Unterstützung so genannter Early Stage Start-ups, erklärt Prigge: „Es hat uns riesig gefreut, zu den sechs glücklichen Start-ups zu gehören, die aus 38 Bewerbern von der Jury gewählt wurden. In den vergangenen neun Monaten haben wir wahnsinnig viel gelernt, ein tolles Netzwerk aufbauen können und sind nun sehr gut aufgestellt, um in diesem Jahr voll durchzustarten.“
Tayyab Saeed hat neben seinen persönlichen Erfahrungen aus dem Bewerbungsprozess sein technisches Know-how in das Start-up eingebracht; Jan Peter Prigge fungiert als dessen Geschäftsführer. Die Software befindet sich zwar noch in der Entwicklung, aber es haben sich schon hunderte Studieninteressierte in eine Warteliste auf der Website eingetragen. Die Software ist auch für die deutsche Wirtschaft attraktiv: Mit dem integrierten Company-Matching-Tool könnten deutsche Unternehmen in Zukunft - vor allem im Ingenieurwesen und im IT-Bereich - Werkstudent*innen und Absolvent*innen finden. Prigge erklärt: „Die meisten entscheiden sich für ein Studium in diesen Bereichen, in denen der deutsche Arbeitsmarkt einen großen Mangel beklagt. Wir sehen hier die riesige Chance, eine Win-win-Situation für beide Seiten zu schaffen und dadurch dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und Diversität in unserer Gesellschaft zu fördern.“
Weitere Informationen und eine Kontaktmöglichkeit auf der Website des Unternehmens: https://leazear.com.