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Was macht man ei­gent­lich mit ... In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie?

von viel.-Re­dak­ti­on

Prof. Dr. Cars­ten Meyer ist seit 2011 Pro­fes­sor für In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie an der FH Kiel am Fach­be­reich In­for­ma­tik & Elek­tro­tech­nik im In­sti­tut für An­ge­wand­te In­for­ma­tik. Er stu­dier­te Phy­sik in Göt­tin­gen und Frei­burg, ehe er in Ko­ope­ra­ti­on mit der Uni­ver­si­tät Je­ru­sa­lem pro­mo­vier­te. Das Thema sei­ner Dok­tor­ar­beit: Is­ra­els Stel­lung zur In­for­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tung in neu­ro­na­len Netz­wer­ken. Das Gra­du­ier­ten­kol­leg be­stand aus in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Wis­sen­schaft­lern aus den Be­rei­chen Phy­sik, In­for­ma­tik, Phy­sio­lo­gie und Ana­to­mie.

Nach sei­ner er­folg­rei­chen Pro­mo­ti­on ent­schied sich Meyer dafür, als wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter und Se­ni­or Sci­en­tist im Phil­ips For­schungs­la­bor in Aa­chen und Ham­burg tätig zu wer­den. Dort ar­bei­te­te der stu­dier­te Phy­si­ker an einer au­to­ma­ti­schen Sprach­ver­ar­bei­tung und me­di­zi­ni­scher Si­gnal- und Bild­ver­ar­bei­tung, ehe es ihn an die FH Kiel ver­schlug. Der viel.-Re­dak­ti­on er­zählt der Wis­sen­schaft­ler, was genau es mit der In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie auf sich hat und warum es sich lohnt, den Stu­di­en­gang an der FH Kiel zu be­le­gen.

viel.: Herr Pro­fes­sor Meyer, was ver­birgt sich hin­ter dem Stu­di­um der In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie?

Cars­ten Meyer: Das Stu­di­um der In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie führt in die Tech­no­lo­gi­en (in Hard- und Soft­ware), Mög­lich­kei­ten, Chan­cen und auch Ri­si­ken ein, die für das In­ter­net und seine An­wen­dun­gen von Be­deu­tung sind. Hier wach­sen in ra­san­tem Tempo Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gi­en z.B. für Spra­che, Ton und Bild zu­sam­men, neue Al­go­rith­men (z.B. in „Künst­li­cher In­tel­li­genz“), neue Hard­ware (z.B. immer leis­tungs­fä­hi­ge­re Smart­pho­nes und immer klei­ne­re Sen­so­ren) und neue Sys­te­me (z.B. Da­ten­bril­len) wer­den ent­wi­ckelt, neue An­wen­dun­gen ent­ste­hen. Dies wird zu einer völ­li­gen Um­ge­stal­tung tra­di­tio­nel­ler Wirt­schafts- und Dienst­leis­tungs­pro­zes­se füh­ren. Und ge­ra­de des­halb wer­den Fach­kräf­te ge­sucht, die die damit ver­bun­de­nen Chan­cen und Her­aus­for­de­run­gen ver­ste­hen und ab­schät­zen und die neue An­wen­dun­gen ent­wi­ckeln, rea­li­sie­ren oder an­wen­den kön­nen.

viel.: Was genau lernt man also im Stu­di­um? 

Cars­ten Meyer: Zu­nächst wer­den die Grund­la­gen der In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie ver­mit­telt, ins­be­son­de­re Pro­gram­mie­ren und ob­jekt­ori­en­tier­te Pro­gram­mie­rung in ver­schie­de­nen Pro­gram­mier­spra­chen (z.B. C, Java, C++). Dann fol­gen die Ein­füh­run­gen in die In­for­ma­tik, Ma­the­ma­tik, Al­go­rith­men und Da­ten­struk­tu­ren, Da­ten­ban­ken, Web-An­wen­dun­gen, Usa­bi­li­ty En­gi­nee­ring und Mo­bi­le Sys­te­me. Dazu kom­men noch Wahl­mo­du­le, die – je nach An­ge­bot – teil­wei­se aus dem Fach­ge­biet ent­stam­men kön­nen (z.B. „Künst­li­che In­tel­li­genz“) oder aus einem in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Kon­text her­aus ge­wählt wer­den kön­nen (z.B. „Prä­sen­tie­ren“), und eine Fremd­spra­che. Für die Wahl­mo­du­le ist eine per­sön­li­che Schwer­punkt­bil­dung von Vor­teil. Es fol­gen Grund­la­gen des Pro­jekt­ma­nage­ments und Soft­ware-En­gi­nee­ring, bevor im drit­ten Stu­di­en­jahr das „Pro­jekt In­for­ma­tik“ an­steht, ein ein­se­mest­ri­ges Soft­ware-Pro­jekt, das mit einem Team von Stu­die­ren­den meist in einer lo­ka­len Firma durch­ge­führt wird und span­nen­de Ein­bli­cke in die be­ruf­li­che Pra­xis (und auch Kon­takt­mög­lich­kei­ten) ge­währt. An­schlie­ßend fol­gen ein Prak­ti­kum und die Ba­che­lor-The­sis, bei denen eben­falls eine gute Kennt­nis der ei­ge­nen In­ter­es­sen und Fä­hig­kei­ten von Vor­teil ist.

viel.: Wel­che Nei­gun­gen und Fä­hig­kei­ten soll­ten Stu­di­en­in­ter­es­sier­te mit­brin­gen? 

Cars­ten Meyer: Ideal wären Spaß und Freu­de am Pro­gram­mie­ren, In­ter­es­se an der Ar­beit mit Com­pu­tern, Hard­ware und Soft­ware sowie an Al­go­rith­men und Tech­no­lo­gi­en. Auch soll­te man abs­trakt, ana­ly­tisch und lo­gisch den­ken kön­nen, gründ­lich und de­tail­liert ar­bei­ten, ein gutes Ge­dächt­nis haben und sich sehr gut kon­zen­trie­ren kön­nen. Von Vor­teil wäre es si­cher­lich auch, ein hohes Maß an Team­fä­hig­keit, Fle­xi­bi­li­tät und Selbst­ma­nage­ment mit­zu­brin­gen. Wir su­chen auch Men­schen, die den Blick über den Tel­ler­rand nicht scheu­en.

 

viel.: Und was kann man nach dem Ab­schluss ma­chen? 

Cars­ten Meyer: Nach einem er­folg­rei­chen Ab­schluss sind Ab­sol­ven­tin­nen und Ab­sol­ven­ten be­fä­higt, Fach- und Füh­rungs­funk­tio­nen im Be­reich der In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie wahr­zu­neh­men, z.B. in fol­gen­den Be­rei­chen und Tä­tig­keits­ge­bie­ten: Soft­ware­ent­wick­lung, IT-Be­ra­tung, For­schung, Pro­jek­tie­rung und Ver­trieb. Grund­sätz­lich kom­men Tä­tig­kei­ten in der In­dus­trie oder in Dienst­leis­tungs­be­trie­ben eben­so in Frage wie eine selb­stän­di­ge Tä­tig­keit, und zwar in The­men­fel­dern wie mul­ti­me­dia­le In­for­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tung und Da­ten­ana­ly­se, Ro­bo­tik, Me­di­zin und Ge­sund­heit et ce­te­ra.

viel.: Also eine sehr zu­kunfts­träch­ti­ge Bran­che?

Cars­ten Meyer: An­ge­sichts des un­ge­bro­che­nen Trends zur Di­gi­ta­li­sie­rung und wei­te­ren Ver­net­zung mit The­men wie Big Data und Data Mi­ning, Künst­li­che In­tel­li­genz, Ma­schi­nel­les Ler­nen, Ver­teil­te Sys­te­me, Netz­werk­si­cher­heit, Ubi­qui­tous Com­pu­ting, Sen­so­rik, Ro­bo­tik, Vir­tu­al / Aug­men­ted Rea­li­ty, Mul­ti­me­dia-Tech­no­lo­gi­en, und an­ge­sichts der zu­neh­men­den Be­deu­tung von Al­go­rith­men und künst­li­cher In­tel­li­genz auch in an­de­ren Be­rei­chen wie In­dus­trie 4.0, En­er­gie­tech­nik und –ver­sor­gung, Me­di­zin und Ge­sund­heit, er­scheint das Stu­di­um der In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie äu­ßerst zu­kunfts­träch­tig.

viel.: Was wün­schen Sie sich von einem/einer Stu­die­ren­den, der/die neu ins Stu­di­um star­tet? 

Cars­ten Meyer: Ich wün­sche mir, dass die Stu­die­ren­den mit Neu­gier, In­ter­es­se, Of­fen­heit, Be­geis­te­rung und Ein­satz für die viel­fäl­ti­gen The­men und In­hal­te ins Stu­di­um ein­stei­gen. Sie soll­ten sich selbst immer mo­ti­vie­ren und ei­gen­stän­dig ar­bei­ten, weil die Ar­beits­wei­se an der FH grund­le­gend an­ders ist als in der Schu­le und sehr viel ei­ge­nes Han­deln und Ge­stal­ten er­for­dert. Au­ßer­dem scha­det es si­cher nicht, offen ge­gen­über den Mit­stu­die­ren­den zu sein, sich im Team zu ori­en­tie­ren, fle­xi­bel zu blei­ben, in­ter­dis­zi­pli­när und ver­ant­wor­tungs­be­wusst zu den­ken und zu han­deln.

viel.: Haben Sie noch an­de­re Tipps für an­ge­hen­de Stu­die­ren­de?  

Cars­ten Meyer: Der Stoff aus Vor­le­sun­gen und Übun­gen soll­te kon­ti­nu­ier­lich und recht­zei­tig nach­ge­ar­bei­tet und ver­tieft wer­den, damit es am Se­mes­ter­en­de nicht kri­tisch wird. Es kann hel­fen, sich einen mo­ti­vie­ren­den Zu­gang zum Vor­le­sungs­in­halt zu er­ar­bei­ten, die ei­ge­nen In­ter­es­sen, Be­ga­bun­gen und Ta­len­te her­aus­zu­fin­den und zu ent­wi­ckeln. Das ver­ein­facht es auch, sich in hö­he­ren Se­mes­tern für ent­spre­chen­de Schwer­punk­te zu ent­schei­den. Wer seine Team­fä­hig­keit ent­wi­ckelt und stärkt, Spaß und Aus­gleich nie zu kurz kom­men lässt und sich bei Pro­ble­men gleich wel­cher Art so­fort Hilfe holt, kann eine tolle Stu­di­en­zeit er­le­ben.

Of­fe­ne Plät­ze in Pro­jek­ten bei Pro­fes­sor Meyer gibt es hier.

Julia Kö­nigs

© Fach­hoch­schu­le Kiel