Vom Tweet bis zum epischen Roman - Geschriebenes kann unterschiedlichste Formen annehmen und Menschen über Jahrhunderte bewegen. Lena und Kristina aus der Campusredaktion verbindet ihre Liebe zum Schreiben. Dabei bedeutet Schreiben für sie ganz Unterschiedliches.
Ich liebe es zu schreiben, das kann man so sagen. Als meine Mutter in meinem kleinen Dorf erzählte, dass ich nun Öffentlichkeitsarbeit studiere, und für den Campusblog meiner Hochschule arbeite, erinnerten sich viele Eltern meiner Kindergartenfreund*innen an die bunt ausgeschmückten Geschichten, die ich damals vortrug. Ich hab das schon immer gemacht. In 22 Jahren konstanten Schreibens habe ich viel darüber gelernt und viele schöne Momente damit verbringen dürfen. Und dabei habe ich erkannt: Schreiben verbindet. So durfte ich für meinen Abijahrgang die Schüler*innenrede schreiben und halten. Danach hörte ich von vielen Seiten: Das hast du so schön beschrieben, mir ging es genauso.
Oft kommt auch: „Du hast da etwas gesagt, das fühle ich auch. Aber das hätte ich nie so in Worte fassen können wie Du“. Und deswegen schreibe ich viel. Wenn im Studium alle durchdrehen, die Waschmaschine mich fies lachend verspottet, das Geschirr sich in der Küche stapelt und meine Lieblingspflanze auf mysteriöse Weise zugrunde geht, dann schreibe ich darüber. Als Outlet, um mich zu zwingen, alles einmal in Worte zu fassen. Denn wenn ich es in Worte fassen kann, kann ich auch drüber reden. Und dann merke ich immer wieder: Anderen geht es genauso. Das klingt Dir zu kryptisch? Dann formuliere ich es anders. Wenn ich es ausdrücken kann, kann ich es auch überwinden. So einfach ist das.
In Corona-Zeiten ist Schreiben für mich so wichtig wie noch nie. Einerseits, um mich für mich zu sortieren und zu artikulieren. Denn was geschah und geschieht, ist überfordernd viel. Statt nur die Nachrichten zu lesen, muss ich auch mal was schreiben, um sie zu verarbeiten. Und andererseits ist Schreiben für mich die beste Möglichkeit, auch auf physische Distanz in Kontakt zu bleiben. Lesen geht zwischendurch, antworten geht zwischendurch – man kann sich Zeit nehmen. Geschriebenes verklingt nicht, schöne Nachrichten auf dem Handy kann man zweimal lesen. Oder zehn Mal. Dann fühlt man sich direkt weniger allein. Und genau deswegen schreibe ich für mein Leben gern.
Schreiben für sich selbst heißt kreativ zu werden
Als Studierende schreiben wir im Laufe unseres Studiums die unterschiedlichsten Texte. Seien es Hausarbeiten, ein fiktives Wahlprogramm oder die Abschlussarbeit - das Schreiben begleitet uns quasi durchgehend. Was alle diese Textsorten gemeinsam haben ist, dass sie (im besten Fall) forschungsorientiert und objektiv geschrieben werden. Einfach mal einen Text für uns selbst zu schreiben, kreativ zu werden, oder die eigenen Gefühle zu Papier zu bringen kommt oft zu kurz. Das könnte daran liegen, dass das klassische Tagebuchschreiben ein Imageproblem hat. Durch amerikanische Teenagefilme verbindet man Tagebücher meist mit 14-jährigen Mädchen und Liebeskummer. Seit einigen Jahren gibt es allerdings einen neuen Trend, der das Tagebuchschreiben abgelöst und selbst in der Forschung diskutiert wird - Journaling.
Ich selbst habe Journaling im Laufe des Studiums für mich entdeckt. Hierbei handelt es sich um eine Schreibpraxis, die vor Allem aus dem amerikanischen Raum bekannt wurde. Im Grunde geht es darum, sich intensiv mit der eigenen Gefühlswelt auseinanderzusetzen und seine Gedanken niederzuschreiben, positive wie negative. Während es beim Tagebuchschreiben eher darum geht, das Erlebte aufzuschreiben, fokussiert man sich beim Journaling auf die Gefühle, die man währenddessen hatte. Diese Art des Schreibens kann sogar die Gesundheit fördern. Studien haben gezeigt, dass beispielsweise das Aufschreiben von Dankbarkeit Stress verringern kann.
Alles was man fürs Journaling benötigt ist ein Notizbuch oder Heft, einen Stift und ein wenig Zeit für sich. Ein richtig oder falsch gibt es dabei nicht. Einige Leute nutzen die Methode, um sich ihre Ziele vor Augen zu führen, andere um sich mit ihren Ängsten, Wünschen oder Entscheidungsfragen auseinanderzusetzen. Ich habe hierbei beispielsweise keinen klaren Plan und überlege, was mir gerade guttun würde. Oft reichen schon zehn Minuten morgens nach dem Aufstehen, in denen ich aufschreibe, was ich an diesem Tag erreichen möchte und wie es mir in diesem Moment geht.
Ich persönlich halte Journaling für eine schöne Abwechslung und gerade in dieser außergewöhnlichen Zeit kann es nicht schaden, sich mit den eigenen Gedanken auseinanderzusetzen und dadurch vielleicht sogar ein wenig erleichterter durch den Alltag zu gehen.