Blick auf das Küstenkraftwerk der Stadtwerke Kiel© Stadt­wer­ke Kiel AG
Das Küs­ten­kraft­werk der Stadt­wer­ke Kiel ist eu­ro­pa­weit das mo­derns­te.

Wärme und Strom für Kiel in stür­mi­schen Zei­ten

von Prof. Dr.-Ing. Kay Schmidt-Reth­mei­er

Es wird merk­lich käl­ter drau­ßen, dazu noch Sturm­war­nung und Regen, der nicht nach unten, son­dern von links nach rechts fällt… Ei­gent­lich ty­pisch für Kiel? Oder wird doch alles „schlim­mer“, der Kli­ma­wan­del ist be­reits da? Die Ant­wort der Stadt­wer­ke Kiel auf den Kli­ma­wan­del haben 50 FH-Stu­die­ren­de der Elek­tri­schen En­er­gie­tech­nik in ihrem drit­ten Fach­se­mes­ter pra­xis­nah er­fah­ren, oder bes­ser „er­ge­hen“ dür­fen. In vier über­sicht­li­chen Klein­grup­pen ging es zu Fuß vom Ge­län­de der Fach­hoch­schu­le Kiel hin­über zum Kraft­werks­stand­ort in Has­sel­fel­de, wo ein sie­ben­köp­fi­ges Team der Stadt­wer­ke die an­ge­hen­den Elek­tro­in­ge­nieu­rin­nen und -in­ge­nieu­re in Emp­fang nahm und über die Tech­nik, aber auch die kli­ma­po­li­ti­schen Hin­ter­grün­de des mo­der­nen Gas­mo­to­ren­kraft­wer­kes auf­klär­te.

„Die­ses fos­si­le Kraft­werk ist die idea­le Er­gän­zung zu den Er­neu­er­ba­ren“, er­klär­te Pa­trik Hahn, ehe­ma­li­ger FH-Kiel-Stu­dent und bei den Stadt­wer­ken nun ver­ant­wort­lich für Be­trieb, In­stand­hal­tung und An­la­gen­bau des neuen Küs­ten­kraft­werks. „Zieht eine Wol­ken­front durchs Land und die Leis­tung der Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen bricht ein, so sind wir in we­ni­ger als Fünf Mi­nu­ten mit vol­ler Leis­tung am Netz“. Denn nur durch die Be­reit­stel­lung von plan­ba­rer ver­läss­li­cher En­er­gie kön­nen na­tür­li­che Leis­tungs­schwan­kun­gen bei Wind und Sonne so aus­ge­gli­chen wer­den, dass die Strom­kun­din, der Strom­kun­de trotz­dem wie ge­wohnt den Strom au der Steck­do­se be­zie­hen kann, ohne sich groß Ge­dan­ken über die Pro­zes­se im Hin­ter­grund ma­chen zu müs­sen.

FH-Studierende im Besprechungsraum im Küstenkraftwerk Kiel©K. Schmidt-Reth­mei­er
Pa­trick Hahn von den Stadt­wer­ken Kiel er­klär­te den Stu­die­ren­den, wie der Strom­markt funk­tio­niert.

Noch wert­vol­ler für Kiel ge­ra­de im Herbst und Win­ter und auch für die Um­welt und das Klima ist die zeit­glei­che Be­reit­stel­lung von Strom und Wärme mit im­mens gutem Wir­kungs­grad. Ver­pufft bei kon­ven­tio­nel­len Kraft­wer­ken der Gro­ß­teil der ein­ge­setz­ten En­er­gie im Schorn­stein, so nutzt das Kie­ler Kraft­werk die an­fal­len­de Ab­wär­me für das Fern­wär­me­netz und spei­chert diese zu­sätz­lich noch in dem schon von Wei­tem gut sicht­ba­ren 60 Meter hohen Warm­was­ser­spei­cher. Hier kann sogar dann die En­er­gie der Er­neu­er­ba­ren in Form von Wärme ge­nutzt wer­den, wenn wegen eines Über­an­ge­bo­tes an Strom im Lei­tungs­netz ei­ni­ge Wind­rä­der oder PV-An­la­gen ab­ge­schal­tet wer­den müss­ten. Das alles macht das Kie­ler Kraft­werk zu einem der um­welt­freund­lichs­ten Kraft­wer­ke Eu­ro­pas, trotzt des fos­si­len Brenn­stoffs „Erd­gas“. Denn die­ser wird in der Zu­kunft mehr und mehr durch grü­nen Was­ser­stoff er­setzt wer­den, so Pa­trik Hahn von den Stadt­wer­ken.

FH-Studierende statten sich mit Warnwesten und Schutzhelmen für den Rundgang im Küstenkraftwerk Kiel aus©K. Schmidt-Reth­mei­er
Die FH-Stu­die­ren­den be­rei­ten sich für den tech­ni­schen Rund­gang vor.

Die Stu­die­ren­den der Stu­di­en­gän­ge Elek­tro­tech­nik und Wirt­schafts­in­ge­nieur­we­sen je­den­falls sind dop­pelt be­ein­druckt. Zum einen, dass so mo­der­ne Tech­nik di­rekt vor der Haus­tür in 1500 Me­tern Fu­ß­reich­wei­te zur Fach­hoch­schu­le Kiel zu fin­den ist, zum an­de­ren, dass man im Rah­men eines FH-Stu­di­ums „…zum An­fas­sen nah an diese Tech­nik her­an­kommt...“, kom­men­tiert Leif Möl­ler, Stu­dent der Elek­tro­tech­nik im drit­ten Se­mes­ter, der nun noch mo­ti­vier­ter die tech­ni­schen Her­aus­for­de­run­gen der En­er­gie­wen­de in der Kraft­werks- und En­er­gie­tech­nik an­ge­hen will.

 

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