Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei bundesweit 1.453 antisemitische Straftaten, durchschnittlich vier pro Tag. Fast 95 Prozent wurden von Rechtsextremen begangen. Expert*innen sind davon überzeugt, dass diese Zahlen bei weitem nicht das Ausmaß antisemitischer Vorfälle widerspiegeln. Das liege daran, dass die offiziellen Statistiken politisch motivierter Kriminalität dem Phänomenbereich Antisemitismus nicht gerecht werden können. Die Gründe: antisemitische Vorfälle unterhalb der Schwelle zu Straftaten würden nicht erfasst, gemeldete Vorfälle immer wieder ungenau oder falsch eingeordnet oder von der Polizei erst gar nicht aufgenommen. Zudem gehen Fachleute von einem erheblichen Dunkelfeld aus, da die Betroffenen antisemitische Vorfälle häufig nicht melden.
Um den Phänomenbereich Antisemitismus in Schleswig-Holstein dennoch angemessen zu erfassen und darzustellen, wurde im September 2018 die „Landesweite Informations- und Dokumentationsstelle Antisemitismus Schleswig-Holstein“, kurz LIDA-SH, gegründet. Die Meldestelle soll belastbare Daten über Art, Umfang und Erscheinungsformen von Antisemitismus im Land generieren, nicht zuletzt, um passgenaue Präventions- und Interventionsangebote zu entwickeln.
Im Rahmen der Ringvorlesung „Reality strikes back“ des Fachbereichs Soziale Arbeit und Gesundheit der Fachhochschule Kiel an diesem Mittwoch, 12. Dezember 2018, stellt Ruben Obenhaus die Arbeitsweise von LIDA-SH vor und gibt einen Einblick in den Themenkomplex Antisemitismus, um Handlungsmöglichkeiten und Konsequenzen für die soziale Arbeit zu diskutieren. Ruben Obenhaus ist Referent bei LIDA-SH.
Die Veranstaltung ist öffentlich. Sie findet von 16.15 - 17.45 Uhr im Hörsaal 8 des Großen Hörsaalgebäudes, Sokratesplatz 6, 24149 Kiel, statt.