Dass Nelly Waldeck einmal im sozialen Bereich tätig sein würde, war ihr schon lange klar. „Nach dem Abitur war meine erste Wahl deswegen ein Lehramtsstudium“, erinnert sich die 25-Jährige. Aus Schleswig-Holstein zog es sie dafür nach Berlin. „Damals dachte ich, als Lehrerin könnte ich an sozialen Probleme in der Schule arbeiten“, erläutert sie ihre Motivation. „Ich habe dann aber relativ schnell gemerkt, dass das Lehramtsstudium gar nicht darauf ausgerichtet ist – und dass Soziale Arbeit dafür besser passt.“ Also kehrte sie in den Norden zurück, um zum Wintersemester 2018 den Bachelor Soziale Arbeit an der FH Kiel zu beginnen.
Rückblickend war das die richtige Entscheidung: „Im Studium an der FH Kiel hat mir besonders gefallen, dass in den Vorlesungen und Seminaren die politische Dimension von sozialen Themen eine große Rolle spielte“, betont Waldeck. Bald engagierte sie sich in politischen Jugendorganisationen, Bewegungen und Initiativen. Durch das Studium festigte sich ihr Wunsch, Sozialarbeiterin zu werden. Doch das reichte ihr nicht – auch strukturell wollte Waldeck Dinge verändern. Schließlich ging alles ganz schnell, und im Mai 2022 trat sie zur Landtagswahl an.
Bevor sie in das Parlament einziehen konnte, lagen intensive Monate vor ihr. Zwischen Wahlkampfterminen schrieb Waldeck im Frühjahr 2022 ihre Bachelorarbeit. „Morgens habe ich mich für ein paar Stunden an den Schreibtisch gesetzt, und ab mittags ging es dann für den Wahlkampf nach draußen“, beschreibt sie die Zeit. Die nötige Ruhe für den Feinschliff fand sie während der parlamentarischen Sommerpause.
Seit Nelly Waldeck in den Schleswig-Holsteinischen Landtag gewählt wurde, hat sich einiges verändert. „Aufgrund des Mandats werde ich anders wahrgenommen und behandelt – meist respektvoller als vorher“, sagt sie. Trotz der gewachsenen Verantwortung sei das Arbeitspensum allerdings ähnlich. Vorher habe sie Studium, Job und Ehrenamt aufeinander abstimmen müssen, um alles unter einen Hut zu bekommen. „Jetzt fügt es sich zusammen“, erklärt Waldeck. „Ich habe zwar häufig sehr lange Tage, arbeite aber zum Beispiel gerne Studien durch, um mich mit Themen auseinanderzusetzen.“
Neben der Arbeit am Schreibtisch und parteiinternen sowie parteiübergreifenden Runden und Sitzungen gehören auch Besuchstermine zum Alltag der jungen Politikerin. Dabei gehe es darum, Rückmeldungen aus der Zivilgesellschaft und von zentralen Akteuren zu ihren thematischen Schwerpunkten zu bekommen. Schwerpunkte ihrer politischen Arbeit sind dabei die Themen Mobilität und soziale Teilhabe.
Dass sie nun im Parlament sitzen könne – dort, wo konkrete Entscheidungen getroffen werden – empfinde sie als großes Privileg. Deshalb möchte sie sich bis zur nächsten Landtagswahl auch vollständig auf ihre Funktion als Politikerin konzentrieren. Und danach? „Das schaue ich dann“, sagt sie. Sie könne sich vorstellen, noch ein Masterstudium zu absolvieren. Was den Landtag betrifft, hat sie eine klare Position: „Wenn ich in fünf Jahren gebraucht werde, trete ich wieder an. Wenn jemand besser geeignet ist, mache ich Platz.“