jubelnde Frauen mit Mappen in der Hand© Pri­vat

Vier krea­ti­ve Köpfe für den Kul­tur­sphä­re-Image­film

von Len­nard Woro­bic

„Kul­tur in Schles­wig-Hol­stein bes­ser fin­den“, lau­tet das Ziel der An­wen­dung Kultu­fin­der.sh, die Kul­tus­mi­nis­te­rin Karin Prien am 12. Mai 2020 of­fi­zi­ell vor­stell­te. An dem Pro­jekt unter der Lei­tung von Pro­fes­sor Dr. To­bi­as Hoch­scherf wirk­ten Stu­die­ren­de des Fach­be­reichs Me­di­en der Fach­hoch­schu­le Kiel tat­kräf­tig mit – so auch An­to­nia Hau­schild, Inken Rott, Loui­sa Zie­bell und Sina Hoyer. Die ehe­ma­li­gen Mul­ti­me­dia Pro­duc­tion-Stu­den­tin­nen dreh­ten vor zwei Jah­ren im Auf­trag der Kul­tur­sphä­re.sh einen Image­film, für den sie 2019 den Peter K. Hertling Film­preis er­hiel­ten. Nach der App-Pre­mie­re woll­ten wir von ihnen wis­sen, wie sie das Pro­jekt er­leb­ten und was sie dar­aus ge­won­nen haben.

Da die Stu­den­tin­nen im Rah­men ihres Stu­di­ums ein Me­di­en­pro­jekt oder Pro­jekt im Un­ter­neh­men ab­sol­vie­ren muss­ten, wen­de­ten sie sich an Pro­fes­sor Hoch­scherf. „Wir hat­ten alle Lust, etwas fil­misch um­zu­set­zen“, sagt An­to­nia Hau­schild. Schnell fiel die Wahl auf den aus­ge­schrie­be­nen Auf­trag der Kul­tur­sphä­re Schles­wig-Hol­stein. Ein Image­film war zu­nächst aber gar nicht ge­plant, statt­des­sen soll­ten die Stu­den­tin­nen zu­nächst ein Er­klär­vi­deo dre­hen. Bei einem Tref­fen mit den Pi­lot­part­nern des Pro­jek­tes kam dann je­doch alles an­ders: „Wir haben qua­li­ta­ti­ve In­ter­views mit den Lei­tern ver­schie­de­ner Ein­rich­tun­gen ge­führt und ge­merkt, dass sie etwas woll­ten, was Auf­merk­sam­keit er­regt, die Leute mit­nimmt, ein Ge­fühl her­vor­ruft“, er­in­nert sich Loui­sa Zie­bell. Die 25-Jäh­ri­ge ent­warf da­mals mit ihrem Ge­dicht den Grund­stein für den Image­film. „Das Ge­dicht kam sehr spon­tan. Ich habe An­to­nia um zwei Uhr nachts ge­schrie­ben ‚Hey, Toni. Ich hab‘ eine Idee!‘“, er­in­nert sich Loui­sa. Ge­mein­sam haben die Stu­den­tin­nen die Zei­len dann an die Kul­tur­ein­rich­tun­gen und Orte in Schles­wig-Hol­stein an­ge­passt. „Als wir den Pitch des Image­films vor­ge­stellt haben, waren be­reits alle auf un­se­rer Seite“, er­zählt Inken Rott, „nach­dem sie das Ge­dicht ge­hört haben, war ei­gent­lich klar: Da muss etwas Coo­les bei raus­kom­men.“

Die Ar­beit an dem Pro­jekt zog sich über ein gan­zes Se­mes­ter, in dem die Stu­den­tin­nen durch Schles­wig-Hol­stein reis­ten und Kul­tur­ein­rich­tun­gen be­such­ten. „Wir haben ver­sucht, alles mög­lichst kom­pri­miert zu or­ga­ni­sie­ren“, sagt An­to­nia. Sie war haupt­säch­lich für die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit den In­sti­tu­tio­nen zu­stän­dig. Wenn meh­re­re Orte in einer Rich­tung lagen, wur­den die Drehs dort mög­lichst in­ner­halb von ein bis zwei Tagen er­le­digt. „Das war nicht leicht, da jede von uns ne­ben­bei noch an­de­re Pro­jek­te oder Ter­mi­ne au­ßer­halb des Stu­di­ums hatte“, be­rich­tet An­to­nia. Den­noch schaff­ten die jun­gen Film­pro­du­zen­tin­nen es, die Dreh­ar­bei­ten für den Image­film in ins­ge­samt 14 Tagen zu be­wäl­ti­gen. „Wir wuss­ten nie, was uns er­war­tet, wenn wir bei den Ein­rich­tun­gen an­kom­men“, er­zählt Loui­sa, „wir konn­ten uns die Lo­ca­ti­ons vor­her nicht an­schau­en und somit die Auf­nah­men nicht voll­stän­dig pla­nen. Es war alles sehr spon­tan, aber auch eine tolle Er­fah­rung.“ Wäh­rend Loui­sa Zie­bell und Sina Hoyer die Regie und Auf­nah­me­lei­tung über­nah­men, küm­mer­te sich An­to­nia um den Ton, Inken war für die Ka­me­ra zu­stän­dig. Zwar gab es eine fest­ge­leg­te Auf­ga­ben­ver­tei­lung, „aber letzt­end­lich hat jede zu allem einen Bei­trag ge­leis­tet“, so An­to­nia.

Die Zu­sam­men­ar­beit mit den Ein­rich­tun­gen sei durch­weg po­si­tiv ge­we­sen, meint Loui­sa: „Wir waren im ste­ti­gen Aus­tausch mit den Pi­lot­part­nern und wur­den immer sehr herz­lich emp­fan­gen.“ Die da­ma­li­gen Stu­den­tin­nen such­ten häu­fig erst vor Ort nach Prot­ago­nist*innen. Durch die spon­ta­ne Her­an­ge­hens­wei­se ent­stand etwa auch die Aqua­ri­ums-Szene mit dem klei­nen Jun­gen und dem Tau­cher. Ein­wil­li­gungs­er­klä­run­gen durf­ten daher bei kei­nem Dreh feh­len. Al­ler­dings gab es auch fest ein­ge­plan­te Schau­spie­ler*innen, zum Bei­spiel Sinas Gro­ßmut­ter vor dem Fern­se­her. Sina ist in Schles­wig-Hol­stein auf­ge­wach­sen, sah das Land durch die Dreh­ar­bei­ten für das Kul­tur­sphä­re-Pro­jekt aber auf ein­mal mit ganz an­de­ren Augen. Die Ka­me­ra­per­spek­ti­ve hat ihr dabei eine neue Sicht ver­schafft: „Indem wir an den Orten und in den Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen nach schö­nen Auf­nah­men ge­sucht haben, merk­te ich erst, wie schön die Um­ge­bung tat­säch­lich ist. Da habe ich meine Hei­mat ganz an­ders wahr­ge­nom­men und sie somit noch ein­mal lie­ben und schät­zen ge­lernt.“ Ähn­lich ging es Inken, die eben­falls aus dem Nor­den stammt: „Bei mir hat das Pro­jekt Kind­heits­er­in­ne­run­gen her­vor­ge­ru­fen, da ich schon frü­her in ei­ni­gen Ein­rich­tun­gen war – zum Bei­spiel im Wat­ten­meer­fo­rum oder dem Stein­zeit­park Dith­mar­schen“, sagt die 25-Jäh­ri­ge.

Schon vor dem ge­mein­sa­men Pro­jekt waren die Mäd­chen kul­tur­in­ter­es­siert, wäh­rend der Dreh­ar­bei­ten haben sie je­doch auch viel Neues ent­deckt: „Ei­ni­ge Ein­rich­tun­gen kann­te ich noch gar nicht“, ge­steht die Lü­be­cke­rin Loui­sa, „es war toll, noch mehr Kul­tur in Schles­wig-Hol­stein ken­nen­zu­ler­nen und auch mal hin­ter den Ku­lis­sen Ein­bli­cke zu er­hal­ten.“ An­to­nia, die nicht aus Schles­wig-Hol­stein kommt, fand eben­falls Ge­fal­len am Kul­tur­ange­bot: „Ich komme ur­sprüng­lich aus Hil­des­heim und gehe dort sehr gerne ins Mu­se­um oder Thea­ter“, er­zählt sie. In Kiel sei sie schon in der Oper ge­we­sen, das Schau­spiel­haus ent­deck­te sie dann im Rah­men des Kul­tur­sphä­re-Pro­jek­tes für sich.

Am Film­set kann es schon mal laut wer­den, nicht aber bei An­to­nia, Loui­sa, Inken und Sina. „Alle haben an einem Strang ge­zo­gen, es lief super har­mo­nisch ab. Wir haben es hin­be­kom­men, vier krea­ti­ve Köpfe zu ver­ei­ni­gen“, sagt An­to­nia, wor­auf­hin Loui­sa hin­zu­fügt: „All­ge­mein haben die Au­to­fahr­ten von Ort zu Ort un­glaub­lich viel Spaß ge­macht. Ent­we­der haben wir über ir­gend­wel­che The­men ge­re­det oder laut Musik auf­ge­dreht, um uns schon ein­mal auf den Dreh ein­zu­stim­men.“ Doch auch schwie­ri­ge Si­tua­tio­nen, die es im Team zu meis­tern galt, schwei­ßen zu­sam­men – wie die Dreh­ar­bei­ten in St. Peter Ording, von denen Inken er­zählt: „Nach­dem wir im Wat­ten­meer­fo­rum ge­dreht hat­ten, waren wir am Wes­ter­he­ver Leucht­turm. Ei­gent­lich war das Wet­ter den gan­zen Tag über recht schön, aber als wir nach einer Drei­vier­tel­stun­de Fu­ß­marsch am Leucht­turm an­ka­men, hat es an­ge­fan­gen in Strö­men zu reg­nen, und wir hat­ten die ganze Tech­nik dabei. Zum Glück haben wir es dann ge­schafft, alles zu ret­ten und sind klitsch­nass eine Stun­de zu­rück nach Kiel ge­fah­ren.“ Ge­ne­rell habe sich ihre Freund­schaft, die zuvor schon be­stand, durch das Pro­jekt noch ein­mal wei­ter­ent­wi­ckelt, mei­nen die ehe­ma­li­gen Stu­den­tin­nen. Um den Ab­schluss ihres Ba­che­lor­stu­di­ums zu fei­ern, waren sie sogar ge­mein­sam im Ur­laub auf Mal­lor­ca San­tanyí.

Die harte Ar­beit von An­to­nia, Inken, Loui­sa und Sina hat sich ge­lohnt, sie er­hiel­ten dafür den Peter K. Hertling Film­preis 2019 in der Ka­te­go­rie Image­film. Der Preis wurde im letz­ten Jahr zum ers­ten Mal im Rah­men des Hoch­schul­ta­ges auf dem Film­fest Schles­wig-Hol­stein ver­lie­hen. „Es macht uns jedes Mal stolz, wenn der Film gut an­kommt und un­se­re Ar­beit ge­wür­digt wird“, so An­to­nia. Dass sie nach dem Stu­di­um ge­trenn­te Wege gehen muss­ten, hält die ehe­ma­li­gen FH-Stu­den­tin­nen nicht davon ab, re­gel­mä­ßig Kon­takt zu hal­ten. An ihr Pro­jekt und die ge­mein­sa­me Zeit er­in­nern sie sich gerne zu­rück.

Wer den Image­film noch nicht kennt, soll­te ihn sich drin­gend an­gu­cken.

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