Kleiner Papierzettel mit einem QR-Code, der auf einem Tisch liegt. © F. Klein
Vor wenigen Wochen lagen diese Zettel auf den Tischen der Schwentine Mensa.

„Vermisst du den Schauteller?“

von Felix Klein

Vor wenigen Wochen stand in der Schwentine Mensa ein großer Aufsteller an der Stelle, wo normalerweise der Schaukasten mit den Vorschautellern war.  „Oh, wo ist der Schauteller?“ lautete die Überschrift des Plakats. In weiser Voraussicht lieferte das Studentenwerk im Text darunter die Antwort: Über 5000 Gerichte landen jedes Jahr in der Tonne, weil sie zur Vorschau dienen. Die Entscheidung leuchtete mir ein, und ich fand sie sinnvoll. Auch heute noch. Trotzdem: Ich mochte den Schauteller. Mein kleines Preview der Mittagspause.

Kleiner Flyer auf einem Tisch in der Mensa. Drauf steht „Oh, wo ist der Schauteller?"©F. Klein
Auch auf den Tischen hat das Studentenwerk SH die Infos platziert.

Wenige Tage später wiesen mich zwei Kolleginnen auf einen kleinen Zettel hin, der auf den Tischen der Mensa lag. „Vermisst du den Schauteller?“ stand drauf. Darunter ein QR-Code. Der Link führte zu einem Instagram-Account: mensakiel.fhrung. Witziger Name – Pluspunkt. Die Posts fand ich toll: Bilder vom Gerichten aus der Schwentine Mensa, in der Caption eine Bewertung und in der Story die Speisekarte für den Tag. Der digitale Schaukasten. Was für eine Hingabe dachte ich mir: Immer, wenn es möglich ist, ein Foto zu schießen und auch noch früh da sein. Mit dieser Person möchte ich sprechen. Gesagt getan: DM auf Instagram geschrieben und ein Treffen vereinbart.

Zwei Wochen später sitzen wir in der Sonne auf dem Sokratesplatz und reden über den Account. Die Studentin am Fachbereich Medien möchte nicht, dass ich ihren Namen nenne. Sie möchte nicht von Leuten erkannt werden, und „diejenige sein, die das Mensaessen bewertet“. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Auch für den Grund, der sie dazu veranlasste, den Account einzurichten: „Es hat mich genervt, dass es den Schauteller nicht mehr gibt“, erzählt sie. Das sei für sie der richtige Moment gewesen, zumal es solche Accounts bereits in anderen Hochschulstädten gibt. Sie erzählt mir, dass sie viele Freundinnen und Freunde hat, die überall in Deutschland wohnen. Wenn sie bei ihnen zu Besuch sei, besuchen sie oft die lokale Mensa. Es sei fast wie ein kleines Hobby – „reisen und essen“.

Screenshot eines Insagram-Accounts©F. Klein | Screenshot Instagram
Auf dem Instagram-Account bewertet die Studentin einzelne Gerichte und stellt die Speisekarte in die Story.

Ich frage nach dem Zeitaufwand. Das Design der Stories sei schnell gemacht, fünf Minuten, antwortet sie. Das Essen dauert allerdings länger: „Ich muss erst einmal fünf Minuten warten bis ich anfangen kann“.  Sie müsse schließlich das Foto für den Feed machen. Und nach dem Essen brauche sie nochmals fünf Minuten für die Bewertung. Ihre Meinung zur Schwentine Mensa? „Es ist schon eine leckere Mensa, finde ich“. Nur die Portionen könnten größer sein.

Mich interessiert, wie es mit dem Account weitergeht. Die Studentin muss schmunzeln – sie hatte schon ihr erstes Motivationstief. „Dieses Sommersemester mache ich das auf jeden Fall noch“, sagt sie mir. Im Wintersemester müsse sie schauen wie es weitergeht. Sie wird im Ausland sein. Aber ein Problem sei das nicht, denn es gebe schon genug mögliche Nachfolger*innen. Wir plaudern noch ein wenig, dann ist unser Gespräch zu Ende. Sie muss schnell weiter. In drei Minuten kommt ihr Bus.

 

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