Berlin, 27. Juni 2017. Studierende in Deutschland sind im Schnitt 24,7 Jahre alt, unverheiratet, in ein Vollzeit-Studium eingeschrieben und verfügen über 918 Euro im Monat. Das ist ein Ergebnis der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, die vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wurde. Die Sozialerhebung ist eine Langzeituntersuchung, die bereits seit 1951 regelmäßig Auskunft über die soziale und wirtschaftliche Lage der Studierenden in Deutschland gibt. Im Sommersemester 2016 war die Beteiligung an der erstmals online organisierten Befragung so hoch wie noch nie, die Angaben von mehr als 60.000 Studierenden an 248 Hochschulen konnten für die aktuelle Sozialerhebung ausgewertet werden – an der letzten Befragung 2012 hatten rund 16.000 Studierende teilgenommen.
Die Angaben zum „Durchschnittsstudierenden“ dürfen jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass die Studierenden als Gruppe insgesamt diverser und heterogener werden. Aufgrund der hohen Beteiligung liegen mit der neuen Sozialerhebung erstmals detaillierte Daten auch zu kleinen Gruppen Studierender vor. Darin zeigt sich beispielsweise ein leicht erhöhter Anteil von Studierenden mit Kind (sechs Prozent) oder mit gesundheitlicher Beeinträchtigung (elf Prozent).
Ein weiteres Ergebnis der Sozialerhebung ist der Wunsch der Studierenden nach mehr Praxisbezug im Studium. Dies ist etwa im leicht erhöhten Anteil von jetzt 13 Prozent Studierender in einem dualen Studium an einer Fachhochschule ablesbar. Auch spielt das Motiv, in der Praxis Erfahrung sammeln zu wollen, eine wichtige Rolle bei der Erwerbstätigkeit: Jeder zweite Studierende (53 Prozent) gibt als Motiv für die Erwerbstätigkeit an, „praktische Erfahrungen sammeln“ zu wollen. Drei Prozent der Studierenden, das heißt knapp jeder Fünfte (19 Prozent) der Studierenden mit Studienunterbrechung, geben zudem an, dass sie wegen eines Praktikums, das nicht verpflichtend war, das Studium unterbrochen haben.
Der Anteil der Erwerbstätigen an allen Studierenden ist seit 2012 um sechs Prozentpunkte auf 68 Prozent gestiegen. Dadurch und durch höhere Zuwendungen von den Eltern hat sich die finanzielle Lage der Studierenden seit 2012 verbessert. Studierende haben jetzt im Mittel 918 Euro monatlich zur Verfügung, 2012 waren es 842 Euro. Aussagen über die Auswirkungen des 25. BAföG-Änderungsgesetzes ermöglichen die Ergebnisse der Sozialerhebung nicht. Denn die Befragung wurde im Sommersemester 2016 durchgeführt. Die BAföG-Erhöhungen wurden hingegen erst zum vergangenen Wintersemester 2016/17 wirksam. Die allgemeine Mietpreisentwicklung ist auch für die Studierenden spürbar. Der Anteil der Studierenden, die bei den Eltern wohnen, hat sich zwar trotzdem leicht verringert (20 Prozent), dafür leben aber etwas mehr Studierende in einem Wohnheim (zwölf Prozent).
Bundesbildungsministerin Johanna Wanka: „Die Gruppe der Studentinnen und Studenten in Deutschland ist heute so vielfältig wie unsere ganze Gesellschaft und hat entsprechend ganz unterschiedliche Bedürfnisse im Studium. Die Hochschulen stehen vor der großen Aufgabe, ihre Studienformen noch flexibler zu gestalten, etwa mit Blick auf ein Studium mit Kind oder im Umgang mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Studierende wünschen sich zudem mehr Praxisbezug. Hierfür innovative Wege zu suchen, kann auch Studienabbrüchen entgegenwirken, denn Praxisorientierung motiviert Studentinnen und Studenten. Der Bund unterstützt die Hochschulen mit dem Hochschulpakt und dem Qualitätspakt Lehre bei diesen Herausforderungen.“
Dieter Timmermann, Präsident des Deutschen Studentenwerks: „Der Kostendruck auf die Studierenden nimmt zu, vor allem fürs Wohnen. Die Miete bleibt der größte Ausgabeposten. In vielen Hochschulstädten wird es für Studierende immer schwieriger, preisgünstigen Wohnraum zu finden, wie ihn die Studentenwerke in ihren Wohnheimen anbieten. Gerade Studierende aus weniger vermögenden Haushalten sind dringend auf diese Wohnheimplätze angewiesen. 41 Prozent der Studierenden, die im Wohnheim leben, gehören zum unteren Einkommensquartil. Fast gleich viele haben am Ende des Monats kein Geld mehr übrig. Das zeigt, wie essentiell die Leistungen der Studentenwerke für diese Studierenden sind.“
Mit Blick auf die Berufsabschlüsse der Elterngeneration der heutigen Studierenden zeigt sich, dass 48 Prozent keine akademisch ausgebildeten Eltern haben. „Im Generationenvergleich stellt das Hochschulstudium damit für fast die Hälfte aller Studierenden in Deutschland einen Bildungsaufstieg dar“, erläutert Monika Jungbauer-Gans, wissenschaftliche Geschäftsführerin des DZHW. Dieser Anteil liegt seit der Erhebung 2006 in etwa konstant im Bereich um die 50 Prozent. Bei der Betrachtung der allgemeinen Bildungsabschlüsse sieht man, dass mittlerweile von 66 Prozent der Studierenden mindestens ein Elternteil das Abitur gemacht hat. In 2012 lag dieser Wert noch bei 60 Prozent. Allerdings erlauben diese Werte alleine noch keine Aussagen über eine Veränderung der Chancenverhältnisse, weil der Anteil mit Abitur in der Bevölkerung ebenfalls steigt.
Weitere Informationen und die 21. Sozialerhebung finden Sie unter:www.sozialerhebung.de
veröffentlicht am 27.06.2017