Blick vom Wasser aus auf Sydney© Pixabay

Übersee-Praktikum durch Stipendium: FH-Studentin in Australien

von Julia Königs

Kilometerlange Sandstrände vor der Haustür, zur Mittagspause ins Grüne, Sonne satt zum Feierabend am Bondi Beach oder dem Circular Quay: Svea Rix aus dem Fachbereich Medien hat den Kieler Winter gegen den australischen Sommer eingetauscht. Seit Februar 2019 absolviert die Studentin der FH Kiel ein Praktikum bei REMONDIS Australia (wir berichteten) in der Metropole Sydney im Bereich Marketing und Kommunikation. 

Im Interview mit Julia Königs aus der viel.-Redaktion erzählt sie, was sie bisher gelernt und erlebt hat – und worauf sie sich jetzt noch freut. 

Svea, du bist jetzt seit zwei Monaten in Sydney. Wie geht es dir?

Es gefällt mir sehr gut hier in Australien. Sydney hat ein besonderes Flair, die Lage am Wasser erinnert mich an meine Heimat. Ich genieße es, am Meer zu sein, hier fühle ich mich immer am wohlsten. 

Wie ist das, im Winter plötzlich Sommer zu haben?

Das ist schon ein seltsames Gefühl, den Winter einfach übersprungen zu haben. Andererseits genieße ich es, denn mit der Sonne scheinen die Menschen viel bessere Laune zu haben. Alle sind motivierter, sehr nett. Der Sommer gibt einem ein gutes Lebensgefühl. Das spürt man hier stark. 

Du lebst in Sydney in einer Wohngemeinschaft. Wie gestaltet sich das Zusammenleben?

Das ist richtig, ich lebe mit einer Mitbewohnerin in einer WG. Aktuell wohnen wir hier sogar zu dritt, denn ihre Mutter ist für drei Wochen zu Besuch. 

Wir verstehen uns richtig gut und kommen perfekt miteinander aus, weil wir uns in Vielem sehr ähnlich sind. Abends, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, sitzen wir häufig zusammen und reden noch lange über den Tag. 

Wie sieht dein normaler Arbeitstag in Sydney bei REMONDIS Australia aus? 

An einem normalen Arbeitstag stehe ich um 7 Uhr auf. Ich gehe etwa zehn Minuten zu Fuß ins Büro und bin um 8 Uhr morgens dort. Damit starte ich eine gute Stunde vor allen anderen Kollegen, weil ich an verschiedenen Projekten beteiligt bin. In dieser Zeit ist es noch sehr ruhig, ich lese und beantworte meine E-Mails, überprüfe meine Projekte. Mittagspause machen wir hier gegen 12 Uhr wie bei uns, bei gutem Wetter gehe ich sehr gerne in den Park. Manchmal gehe ich auch zum Sport, das Unternehmen hat einen eigenen Fitnessraum mit Geräten, die ich jetzt ausprobiere, obwohl ich sonst ein echter Sportmuffel bin. Aber es gibt hier einfach so leckere Sachen zu essen...

Welche Aufgaben hast du?

Ich habe bisher die LinkedIn-Präsenz aufgebessert, viele Texte verfasst, bin daran beteiligt, die Webseite neu zu gestalten, mache Social-Media-Screenings, Konkurrenzanalysen, bin an digitalen Projekten beteiligt. Es gibt also viel für mich zu tun. Besonders mit einer Unternehmenspräsentation habe ich mich lange befasst. 

Ich sitze mit vier Kollegen in einem Großraumbüro, aktuell mit Angestellten aus dem Bereich Human Resources. Sie sind alle sehr witzig, es macht großen Spaß, mit ihnen zu arbeiten. 

Apropos witzig: Den Australier*innen sagt man ja eine besonders entspannte Mentalität nach. Wie schätzt du das ein?

Alle Australier und Australierinnen, die ich bisher kennengelernt habe, sind sehr nett und entspannt, haben viel Humor. Allerdings stimmt es schon: Manchmal dauern einige Aufgaben einfach wesentlich länger, als man es aus Deutschland gewohnt ist, man muss öfters mal nachhaken, einiges geschieht nicht direkt oder wird nicht so streng gesehen. 

Gibt es für dich noch Sprachschwierigkeiten?

Mit dem Englischen komme ich sehr gut klar. Natürlich gibt es da manchmal die eine oder andere Vokabel, die mir nicht direkt einfällt, aber dann kann ich es immer umschreiben. Anfangs dachte ich auch, Humor in einer anderen Sprache wäre viel schwerer zu erfassen, aber das klappt auch toll.

Wenn du mal nicht arbeitest, was machst du dann?

Die Wochenenden verbringe ich am Strand als Ausgleich zur Bürowoche. Ich gehe sehr gerne aus, um zu frühstücken, weil es hier so viele schöne Cafés gibt. Sightseeing habe ich auch gemacht, war etwas shoppen. Ganz klassisch, wie man es sich so vorstellt, denke ich.  

Hast du schon einen Lieblingsort gefunden?

Die Blue Mountains westlich von Sydney in New South Wales haben mir sehr gefallen, die Wälder und Wasserfälle waren sehr beeindruckend. In Sydney genieße ich die Strände, besonders den Bondi Beach oder Coogee Beach, der Circular Quay ist sehr schön, und die Harbour Bridge könnte mein Lieblingsplatz sein...mehr entdecken werde ich ab Mai, wenn ich mit meinem Freund an der Ostküste entlang reise. 

Was ist in Australien so ganz anders als in Deutschland, abgesehen von der Mentalität?

Ich habe noch nie so viel Sonne gehabt und kann immer an den Strand gehen. Die Menschen sind deswegen auch viel besser gelaunt. Das Nine-to-Five-Leben ist hier sehr ausgeprägt, das war auch eine neue Erfahrung für mich. Und natürlich das Gehen und Fahren auf der linken Seite!

Interessant ist auch, dass die Australier und Australierinnen nur 20 Urlaubstage im Jahr haben, da haben wir es in Deutschland doch besser getroffen. 

Welche Hürden hast du bis jetzt überwinden müssen?

Es ist schwierig, Menschen anzusprechen, wenn man ganz alleine in einer neuen Stadt ankommt. Es hat bisher gut geklappt, ich musste mich aber überwinden. 

Finanziell musste ich mir durch mein PROMOS-Stipendium, das meine Flugkosten übernommen und mir damit eine große Last genommen hat, keine Sorgen machen. Da mein Praktikum bezahlt ist, schaffe ich es, meine Lebenshaltungskosten abzudecken. 

Hattest du bisher ein schönstes Erlebnis?

Vielleicht ein eindrückliches: Einmal habe ich mich mit dem Bus vollkommen verfahren. Da hat mir ein Mann einfach ein UBER gerufen, es für mich bezahlt, und ich konnte nach Hause fahren. Das war erstaunlich und so nett! 

Das Interesse für andere Menschen und die Offenheit gegenüber allen ist hier ausgeprägter als bei uns in Norddeutschland.  

In vier Wochen neigt sich dein Praktikum dem Ende zu. Worauf freust du dich jetzt noch?

Im Mai wird mein Freund zu mir kommen und wir können gemeinsam reisen, wir haben schon alles gebucht. Ich freue mich darauf, dieses Land noch mehr erkunden zu dürfen und noch mehr Erinnerungen zu sammeln. 

Kannst du dir vorstellen, in Australien zu arbeiten, wenn du dein Studium beendet hast?

Mein Chef hier hat ein interessantes Arbeitsmodell: Mit seiner Familie ist er nach Australien gezogen und arbeitet vier Jahre hier, ehe er wieder zurück nach Deutschland geht. Das könnte ich mir auch vorstellen, dafür bräuchte es natürlich den passenden Arbeitgeber, der das unterstützt. Auch die Visumsangelegenheiten für das Arbeiten sind nicht so einfach zu handhaben. Viele Deutsche haben ja den Traum, nach Australien auszuwandern, es ist aber nicht so leicht, wie man sich das häufig wünscht. Ich möchte also erst einmal in Deutschland arbeiten. 

Zieht dich etwas zurück nach Kiel?

Ich freue mich in Kiel auf meine wunderschöne Altbauwohnung, meine Familie und dann den Sommer in Deutschland! Damit entfliehe ich dem Winter hier in Australien, also noch mehr Sonne für mich. Die Kieler Woche geht dann auch bald los, wenn ich wieder da bin, noch ein Highlight für das Jahr. 

Was rätst du anderen Studierenden mit deinem jetzigen Wissen, wenn man sich für eine Zeit in Australien interessiert?

Man sollte die Zeit gut planen, vorher wissen, wann man reisen und wann man arbeiten möchte. Es ist wichtig, das richtige Visum zu wählen und sich Ziele zu setzen: Warum interessiert mich das Praktikum? Was will ich lernen? Wenn man länger bleiben möchte, sollte man auch überlegen, Farm Work zu machen, um sich zu finanzieren. Ganz wichtig ist nämlich: Wenn man ein Work & Travel Visa beantragt, darf man nur für sechs Monate bei einem Unternehmen arbeiten. Wer also ein ganzes Jahr bleibt, muss das berücksichtigen. Bezahlte Praktika sind außerdem nicht leicht zu finden, obwohl es da rechtliche Bestimmungen gibt ... Recherchieren und durchalten lohnt sich! 

Und zu guter Letzt: Wenn du noch einmal neu entscheiden könntest: Würdest du es wieder so machen?

Absolut. Ich würde wieder nach Sydney gehen. Diese Entscheidung war eine der besten meines Lebens, neben meinem Aufenthalt in Kanada, den ich während der Schulzeit gemacht habe. 

Es war mein Traum, und ich bin froh, ihn verfolgt zu haben. Irgendwie geht es immer, man muss es nur wollen und alles probieren, bis man am Ziel ankommt. 

 

Interesse an einem Praktikum im Ausland? Das International Office der FH Kiel hilft, euren Traum zu verwirklichen. 

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