Kulturgrenzenlos© Kul­tur­gren­zen­los

Über den Tel­ler­rand bli­cken, ohne das Haus zu ver­las­sen

von Lena Kuhn

Lena, du en­ga­gierst dich bei Kul­tur­gren­zen­los e.V. Was macht der Ver­ein?

Kul­tur­gren­zen­los ist ein in­ter­kul­tu­rel­les Be­geg­nungs­pro­jekt. Das heißt, wir brin­gen junge Men­schen in Kiel mit und ohne Flucht­hin­ter­grund zu­sam­men, und un­ter­stüt­zen Leute dabei, hier Freund*innen zu fin­den und neue Leute ken­nen­zu­ler­nen.

Wie bist du dazu ge­kom­men, dich dort zu en­ga­gie­ren?

Ich bin vor vier Jah­ren für mei­nen Mas­ter nach Kiel ge­zo­gen. Da­mals hörte ich von Kul­tur­gren­zen­los und habe mich dann recht schnell im Tan­dem-Pro­jekt en­ga­giert, weil mir das total ge­fal­len hat. Erst war ich eh­ren­amt­lich en­ga­giert, habe dann wäh­rend des Stu­di­ums schon für zehn Stun­den pro Woche dort ge­ar­bei­tet, und mitt­ler­wei­le bin ich seit Ja­nu­ar die Ko­or­di­na­to­rin des Pro­jek­tes „Blick­win­kel“.

Was ist denn das Tan­dem-Pro­jekt, von dem du sprichst?

Unser Motto ist „In­te­gra­ti­on durch Freund­schaft“. Es geht darum, dass immer Tan­dems aus zwei Per­so­nen ge­bil­det wer­den. Es geht darum, dass eine Per­son mit und eine Per­son ohne Flucht­hin­ter­grund in einen per­sön­li­chen Aus­tausch kom­men und gerne Frei­zeit mit­ein­an­der ver­brin­gen. Da kann man ins Café gehen, einen Spa­zier­gang ma­chen oder ge­mein­sam Long­board fah­ren gehen – wor­auf die bei­den Part­ner*innen eben Lust haben. So kann man sich bes­ser ken­nen­ler­nen, und etwas über die Kul­tur und Her­kunft der*des Tan­dem-Part­ner*in er­fah­ren.

Wie or­ga­ni­siert ihr das zur­zeit?  

Wäh­rend der Pan­de­mie be­steht das Pro­jekt wei­ter. Na­tür­lich muss­ten wir uns ein biss­chen an­pas­sen. Wie immer mel­det man sich an. Dann laden wir die Per­son erst mal auf ein Kenn­lern-Ge­spräch ein, in dem wir das Pro­jekt er­klä­ren und die Per­son ken­nen­ler­nen. An die­sem Pro­zess hat sich ei­gent­lich nichts ge­än­dert. Dann schau­en wir in un­se­rer Tan­dem-Liste, um eine*n Part­ner*in zu fin­den. Wer ist ähn­lich alt und hat ähn­li­che In­ter­es­sen? Wir über­le­gen uns, wer sich gut ver­ste­hen könn­te. Dann gibt es ein Tan­dem-Ge­spräch, zu dem beide Part­ner*innen ein­ge­la­den wer­den. Auch das fin­det on­line statt, genau wie un­se­re Ver­an­stal­tun­gen für die Tan­dems. Es läuft wei­ter wie bis­her – nur on­line.

Das kling cool! Wie kann man mit­ma­chen bei Kul­tur­gren­zen­los?

Es gibt drei ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten, bei uns mit­zu­ma­chen, je nach­dem, wor­auf man Lust hat. Auf der Suche nach per­sön­li­chem Aus­tausch emp­feh­le ich das Tan­dem-Pro­jekt. Dann gibt es noch das Ideen-Werk. Dort­hin kann man mit einer Idee für ein Pro­jekt, einen Work­shop oder eine Ver­an­stal­tung kom­men. Wir hel­fen dann, das zu or­ga­ni­sie­ren und Räum­lich­kei­ten zu fin­den. Oder jetzt auch, es für On­line-Mög­lich­kei­ten zu op­ti­mie­ren. Die drit­te Mög­lich­keit ist das Blick­win­kel-Pro­jekt, in dem ich tätig bin. Das ist ein Me­di­en­pro­jekt, in dem sich die Teil­neh­men­den mit Fotos und Vi­de­os be­fas­sen. Ab nächs­tem Jahr kommt auch ein Pod­cast dazu. Mit­ma­chen ist also auf ganz vie­len ver­schie­de­nen Wegen mög­lich. Man muss sich selbst erst mal fra­gen: Wor­auf habe ich Lust?

Rich­tet ihr euch nur an Men­schen, die neu in der Stadt sind?

Viele, die bei uns en­ga­giert sind, woh­nen schon lange in Kiel. Kul­tur­gren­zen­los ist für Neu- und Alt­kie­ler*innen. Man lernt trotz­dem immer neue Leute ken­nen, das ist etwas total Schö­nes.

Du hast auch im Tan­dem-Pro­jekt an­ge­fan­gen. Bist du mit dei­nem Part­ner noch be­freun­det?

Es hat sich ein biss­chen aus­ein­an­der­ge­lebt, weil er ir­gend­wann an­fing zu ar­bei­ten, und bei mir die heiße Phase des Stu­di­ums mit Mas­ter­ar­beit los­ging. Dann haben wir es ein­fach nicht mehr so oft ge­schafft, uns zu tref­fen. Aber auch so fin­det man viele Kon­tak­te bei Kul­tur­gren­zen­los. Ich habe quasi mei­nen gan­zen Freun­des­kreis dort auf­ge­baut.

Gibt es ein Er­eig­nis, das so be­son­ders ist, dass es sich al­lein dafür schon loh­nen würde, sich an einem der Pro­jek­te ein­zu­brin­gen?

In Zei­ten der Prä­senz hat­ten wir immer das Get To­ge­ther, das fand ein Mal im Monat statt. Und das war wirk­lich toll. Dort tra­fen sich zwi­schen 50 und 70 Per­so­nen aus un­ter­schied­li­chen Län­dern. Das geht mo­men­tan nicht. Aber im Kern hat sich nichts ge­än­dert: Man lernt immer ganz un­ter­schied­li­che Leute ken­nen. Das ist span­nend und sehr fas­zi­nie­rend, weil jede*r bringt ei­ge­ne Ge­schich­ten und Er­fah­run­gen mit. Den Aus­tausch über mit un­ter­schied­li­chen Men­schen aus ver­schie­de­nen Län­dern finde ich sehr be­rei­chernd.

Auf wel­che On­line-Ver­an­stal­tun­gen kann man sich freu­en?

Wir ver­su­chen, krea­tiv zu sein. Von zu­sam­men Plätz­chen ba­cken, über On­line-Spie­le­abend, zu Sprach­ca­fé und Frau­en­ca­fé sowie Quiz­zes haben wir Vie­les on­line. Bald haben wir einen Motto-Abend, für den man sich pas­send ver­klei­den kann. Wir be­mü­hen uns da um Ab­wechs­lung. Am 14.12. fin­det um 18 Uhr unser vir­tu­el­ler Kul­tur­gren­zen­los-Ken­nen­lern­abend statt. Dort kön­nen In­ter­es­sier­te die ver­schie­de­nen Pro­jek­te ken­nen­ler­nen und ein­fach mal rein­schnup­pern. Mehr Infos fin­det man hier. Was sonst so ge­schieht, kann man in un­se­rem Ver­an­stal­tungs-Ka­len­der nach­voll­zie­hen, oder man folgt uns auf Face­book oder In­sta­gram.

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