Ich sitze im Auto meiner Eltern. Die Taschen sind gepackt, meine letzten Kleinigkeiten in einer Kiste im Kofferraum verstaut und in wenigen Minuten geht es los. Nach Hause, zurück nach Kiel.
Als die Häuser der Stadt Antwerpen ein letztes Mal an mir vorbeiziehen, denke ich zurück an die Zeit, die ich in Belgien verbracht habe und überlege, dass ich all die Dinge, die ich in den vergangenen Tagen getan habe, hier wahrscheinlich das letzte Mal getan habe. Das letzte Mal mit dem Fahrrad durch den Tunnel gefahren, ein letzter Kaffee im Lieblingscafé, ein letztes Mal mit den neu gewonnenen Freunden Bier trinken oder Abendessen gehen. Ein letzter Wein in der Lieblingsbar, ein Spaziergang an der Schelde, und natürlich eine letzte Abschlusspräsentation in der Hochschule. Irgendwie fühlt sich das alles gar nicht so komisch an, dass jetzt alles vorüber ist. Jeder meiner Freunde geht wieder seiner eigenen Wege und die Erinnerungen, die man in dieser, immer noch irgendwie fremden, Stadt sammeln konnte, bleiben auch hier.
Es ist wie ein Marmeladenglas, welches man wieder verschließt. Alle guten Dinge bleiben eingeweckt, und man hat Platz und Zeit für etwas Neues. Denn auch wenn man in sein altes, wohlbekanntes Umfeld zurückgeht, ist es doch wieder ein Neuanfang. Auch wenn fast alles in der Heimat gleichgeblieben ist, ich habe mich verändert, wenn auch nicht viel. Aber die Erfahrungen und Erlebnisse haben mich als Mensch wachsen lassen. Nicht immer war es leicht, vieles werde ich auch vermissen. In einer Metropole wie Antwerpen zu leben, hat mich geprägt – nicht nur modisch, sondern auch zwischenmenschlich, denn dort prallen viele Kulturen und die unterschiedlichsten Menschen aufeinander. Vom alternativen „Second-Hand-Hipster-Studenten“ bis hin zum superreichen Bentley-Fahrer. Auch durch meine Projektarbeiten an der Hochschule musste ich feststellen, dass jede Kultur ihren eigenen Arbeitsstil hat. Eine Präsentation mit Menschen aus vier verschiedenen Ländern kann da schon zur Herausforderung werden und erfordert viel Kommunikations- und Kompromissbereitschaft.
Mein Antwerpen-Fazit: Ich habe viel gelernt und das sowohl in der Uni, als auch im alltäglichen Leben. Ich habe viel gesehen, in Belgien und den umliegenden Ländern. Ich habe viel ausprobiert – und bin auch manchmal gescheitert. Aber ich würde es wieder machen. Ins Ausland gehen. Wenn auch nicht erneut nach Belgien, denn irgendwann schmeckt selbst die beste Schokolade und das süßeste Kirschbier nicht mehr so gut wie am Anfang.
Fünf Dinge, die ich während meines Auslandssemesters gelernt habe:
- Holländisch hört sich zwar an wie Deutsch, ist aber doch weit davon entfernt. „Ik begrijp het niet!“ – Ich versteht das einfach nicht.
- Manchmal muss man gehen, um gern wiederzukommen.
- Internationale Projekte sind anstrengender als ich dachte. Eine Gruppe, bestehend aus vier Nationalitäten, mit vier unterschiedlichen Arbeitsvorstellungen und vier verschiedenen Ansichten. Gar nicht so einfach, da einen Kompromiss zu finden.
- Europa hat so viel zu bieten! Seien es die wunderschönen alten Städte Belgiens, die charmanten Ecken Frankreichs oder die entspannten Küsten Hollands. Ich habe so viel Neues gesehen, und musste dafür gar nicht weit reisen oder gar in den Flieger steigen.
- Zu viel des Guten geht nicht? Geht doch! Belgisches Bier hat manchmal nämlich dreimal so viel Prozente wie deutsches. Also lieber in Maßen statt Massen. Aber zu viel ist ja nie gut. Das gleiche gilt wohl leider auch für die himmlischen Pralinen, die süßen Waffeln und die knusprigen, belgischen Fritten.