ein Mann© G. Ale­kno­nis
Der Pro­fes­sor hat in Kiel seine zwei­te Hei­mat ge­fun­den. (Foto: Ale­kno­nis)

Ta­ges­schau ist Pflicht­pro­gramm: Gast-Do­zent Gin­taras Ale­kno­nis lehrt an der FH Kiel

von Ma­rie­sa Brahms

Seit 2020 lehrt Prof. Dr. Gin­taras Ale­kno­nis als Gast­do­zent an der Fach­hoch­schu­le Kiel. Für seine Ver­tre­tungs­pro­fes­sur ‚In­ter­na­tio­nal Pu­blic Re­la­ti­ons‘ am Fach­be­reich Me­di­en ist er zu­sam­men mit sei­ner Frau tem­po­rär in die Schles­wig-Hol­stei­ni­sche Lan­des­haupt­stadt ge­zo­gen. Sei­nen Wohn­sitz in Vil­ni­us, wo er an der My­ko­las-Ro­me­ris-Uni­ver­si­tät lehrt, un­ter­hält er den­noch: „Dort sind meine Hei­mat und meine Freun­de“, er­klärt der Pro­fes­sor sei­nen Ent­schluss, sei­nen Wohn­ort in Li­tau­en zu be­hal­ten.

Nach nur zwei Jah­ren in der Bun­des­re­pu­blik könn­te Ale­kno­nis Abend­pro­gramm deut­scher nicht sein. Wie elf Mil­lio­nen an­de­re Bun­des­bür­ger*innen, schal­tet er abends pünkt­lich um acht die Ta­ges­schau ein. Der Grund? „So lerne ich die Sprach­me­lo­die am bes­ten“, er­klärt Ale­kno­nis.

Dabei for­dert er sich be­reits wäh­rend des Tages her­aus - beim all­täg­li­chen Gang in den Su­per­markt oder in den Buch­la­den nutzt er seine Deutsch­kennt­nis­se im Ver­kaufs­ge­spräch. Auch beim Plausch mit Pas­sant*innen und Kol­leg*innen ver­sucht er, nicht auf die Al­ter­na­ti­ve Eng­lisch zu­rück­zu­grei­fen. „Ich bin über­zeugt, dass es wich­tig ist, die Lan­des­spra­che zu ler­nen“, fin­det der Pro­fes­sor. „Ich will als Aus­län­der schlie­ß­lich da­zu­ge­hö­ren.“ Die Pan­de­mie birgt für ihn im Kon­text des Deutsch-Ler­nens auch einen Vor­teil: Die Maske macht es in flüch­ti­gen Ge­sprächs­si­tua­tio­nen oft­mals schwer er­kenn­bar, ob ein Ak­zent vor­han­den ist, oder der Stoff vor dem Mund ein­zel­ne Laute ver­schluckt.

„Kiel ist für mich wie eine zwei­te Hei­mat ge­wor­den“, re­sü­miert der Pro­fes­sor. Bevor er nach Kiel kam, hat dies schon ein an­de­res Mit­glied der Fa­mi­lie Ale­kno­nis getan: Seine Toch­ter stu­dier­te bis 2014 an der CAU Be­triebs­wirt­schaft im Ba­che­lor und er­lang­te im ver­gan­ge­nen Jahr schlie­ß­lich ihren Dok­tor­ti­tel eben­falls an der Uni­ver­si­tät der Stadt.

Neben der Fa­mi­li­en­ver­ei­ni­gung ge­fällt dem Pro­fes­sor an Kiel be­son­ders die Lage am Was­ser. An der Kiel­li­nie kann er sei­ner Sehn­sucht nach dem Meer nach­hän­gen, die er früh ent­wi­ckelt hat. „Meine ge­sam­te Kind­heit hin­durch hat­ten wir nicht die Mög­lich­keit, ein­fach so ans Meer zu fah­ren, wie es nun wie­der mög­lich ist“, er­in­nert sich der 60-Jäh­ri­ge. Der Grund war, dass die Küs­ten­re­gi­on Li­tau­ens in So­wjet-Zei­ten von der Ma­ri­ne ge­nutzt wurde und kei­nen Platz für zi­vi­le Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten bot. Die Spa­zier­gän­ge ent­lang der Kie­ler Förde wert­schätzt er daher be­son­ders.

Seine Lehre fin­det auf Eng­lisch statt. Ihm ist es ein An­lie­gen, die Stu­die­ren­den zu er­mu­ti­gen, sich der in­ter­na­tio­na­len Lehre zu öff­nen. An sei­ner Hei­mat­uni­ver­si­tät agiert er als Bot­schaf­ter für das Eras­mus-Aus­tausch-Pro­gramm. Pro­fes­so­res aus dem Aus­land, die an der Fach­hoch­schu­le Kiel leh­ren, seien ein ers­ter Schritt, fin­det der Li­tau­er. „Ich sehe, dass ei­ni­ge der­je­ni­gen, die ich in mei­nem Modul habe un­ter­rich­ten dür­fen, da­nach den Schritt ins Aus­land wagen“, freut sich Ale­kno­nis. „Aus­lands­se­mes­ter sind eine gro­ß­ar­ti­ge Chan­ce, sich aus­zu­pro­bie­ren.“

Dem Pro­fes­sor macht die Lehre an der Fach­hoch­schu­le Kiel Spaß. Grün­de hier­für sind die freund­li­che At­mo­sphä­re und das ge­re­gel­te Mit­ein­an­der – selbst in pan­de­mi­schen Zei­ten. „Auch nach dem Stu­di­um bleibt man Schü­ler, man lernt nie aus“, weiß der Pro­fes­sor. Be­son­ders in­ter­es­sant fin­det er daher die Ab­läu­fe, die für die Ge­sund­heit und Ri­si­ko-Mi­ni­mie­rung an der Hoch­schu­le eta­bliert wur­den. Die Mög­lich­keit, den Impf­sta­tus über die Stu­die­ren­den­kar­te nach­voll­zie­hen zu kön­nen, möch­te er mit an seine Hei­mat­uni­ver­si­tät neh­men, wenn es zu­rück nach Vil­ni­us geht. Al­ler­dings nur für kurze Zeit, dann zieht es ihn schon jetzt zu­rück zu sei­nem zwei­ten Zu­hau­se Kiel. Rei­sen tut er mit der Fähre – schlie­ß­lich trennt seine erste und Wahl­hei­mat nur ein Zwi­schen­stopp mit der Fähre.

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