Heute, am 10. Oktober, ist der „World Mental Health Day“, der „Tag der seelischen Gesundheit“. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zusammen mit Partnerorganisationen diesen Tag ins Leben gerufen, um Aufmerksamkeit auf die psychische Gesundheit und die Hilfen für psychisch erkrankte Menschen zu lenken. In diesem Jahr rufen die Organisatoren auf, auch mit Blick auf die Folgen der Corona-Pandemie, mehr Geld für die psychische Gesundheit zu investieren.
„Nach wie vor werden psychisch erkrankte Kinder, Jugendliche und Erwachsene in unserer Gesellschaft stigmatisiert. Mit psychischen Beeinträchtigungen zurechtzukommen, ist oft schwer genug. Zusätzlich werden psychisch Erkrankte ausgegrenzt und sehen sich mit vielen Vorurteilen konfrontiert“, erklärt Prof. Dr. Lars Friege vom Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der FH Kiel. „Sozialarbeiter*innen sind die Spezialist*innen für die Wechselwirkung zwischen medizinischen, psychischen und sozialen Aspekten einer Erkrankung. Daher legen wir im Wahlschwerpunkt „Soziale Arbeit im Rehabilitations- und Gesundheitswesen“ zum Beispiel Wert darauf, den Studierenden die Möglichkeiten zur Stärkung der sozialen Teilhabe nahezubringen“, ergänzt Prof. Dr. Olaf Backhaus vom Fachbereich.
Auf der Suche nach den bestmöglichen Lösungsansätzen für Betroffene gerät jedoch die Situation des sozialen Umfeldes häufig aus dem Blick. Psychische Krisen betreffen nicht nur die Erkrankten selbst, sondern auch ihre Familien, Freunde, Arbeitskolleg*innen und Menschen in der Nachbarschaft. „Das Leid von Angehörigen depressiv erkrankter Menschen oder von Angehörigen nach dem Suizid einer betroffenen Person wird im Versorgungssystem nach wie vor zu wenig beachtet“, sagt Prof. Dr. Jeannette Bischkopf vom Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit. „Daher ist der Tag der seelischen Gesundheit wichtig, um die Aufmerksamkeit auf Hilfsmöglichkeiten zu lenken, Hoffnung zu wecken und Barrieren abzubauen.“
Die öffentliche Wahrnehmung sollte sich aber auch auf die Versorgungslage richten, meinen die Professores unisono. Selbst wenn psychische Krisen erkannt sind, können beispielsweise eine angemessene psychotherapeutische Behandlung und psychosoziale Unterstützung mit langen Wartezeiten verbunden sein. Nach wie vor konzentrieren sich Hilfsangebote in den Ballungszentren, während es im ländlichen Raum oft schlecht aussieht. Die Ziele des World Mental Health Days, die Wahrnehmung des Themas psychische Gesundheit zu schärfen und finanziell stärker zu unterstützen, sehen alle drei Lehrenden daher als wichtig an.
Im Zuge des „World Mental Health Day“ werden – sowohl online als auch in der Region – interessante Veranstaltungen angeboten:
Die WHO bietet am 10. Oktober ein etwa dreistündiges „Big Event for Mental Health“ online an, das Interessierte über verschieden Kanäle verfolgen können. Sie können etwas über die Arbeit der WHO im Kampf gegen psychische Erkrankungen und Beeinträchtigungen erfahren. Diskussionen zwischen internationalen Experten und Politikern sollen den Handlungsbedarf fokussieren. Auch Prominente treten auf, so beispielsweise Klas Bergling, der Vater des 2018 durch Suizid verstorbenen DJs Avicii.
Woche der Seelischen Gesundheit
In Deutschland ruft das ‚Aktionsbündnis Seelische Gesundheit‘ vom 10. bis zum 20. Oktober zu einer bundesweiten „Woche der Seelischen Gesundheit“ auf. Auf der Internetseite des Bündnisses werden viele Informationen bereitgestellt und Veranstaltungen angeboten. Dazu zählen auch kostenfreie online-Kurse und regionale Angebote zu verschiedenen Themen rund um die psychische Gesundheit.