Die Informationstechnologie-Studentin Flora Slezak verbringt dieses Jahr Weihnachten ganz anders, als sie es aus Deutschland gewohnt ist: „Falls Wellen da sind, gehe ich Weihnachten surfen, danach gibt es Braai, ein südafrikanisches Barbecue, und dazu ein kaltes Getränk.“
Seit Mitte Juli dieses Jahres ist Flora in Südafrika und absolviert dort ihr fünftes Semester an der Stellenbosch University. Der Fachbereich Informatik und Elektrotechnik pflegt eine Kooperation mit der Universität und vergibt jeweils zwei Plätze pro Semester. „Den Platz habe ich total einfach bekommen – ich bin nämlich die einzige Bewerberin gewesen“, so die 23-Jährige. Für sie war schon zum Beginn ihres Studiums klar, dass sie die Chance eines Auslandssemesters nutzen wird. „Ich wollte gerne in ein englischsprachiges Land, und in meinem Studiengang sind die Austausch-Studiengänge mit englischsprachigen Kursen begrenzt. So fiel dann die Wahl auf Südafrika.“
Das Auslandsemester finanzierte sich die Bachelorstudentin unter anderem durch ein PROMOS-Stipendium (Programm zur Steigerung der Mobilität von deutschen Studierenden), das vom Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) bereitgestellt wird. Durch das Stipendium erhielt sie circa 1.000 Euro Reisepauschale und jeweils viermal 300 Euro. „Damit hatte ich dann fast die 2.400 Euro Studiengebühren, die hier anfallen wieder drin – und das ist noch günstig. Normalerweise kostet ein Semester an der Stellenbosch University 4.000 Euro.“
Flora ist passionierte Wassersportlerin. Südafrika ist daher perfekt, da es bekannt ist für seine guten und beständigen Surfspots. So oft es möglich ist, geht die Studentin Wellenreiten oder Kitesurfen. Dafür hat sie jetzt auch jede Menge Zeit, denn seit Mitte November sind Semesterferien. Momentan lebt sie in dem Surf-Mekka Muizenberg, einem Vorort von Kapstadt, und arbeitet gelegentlich in ihrem Hostel an der Bar gegen freie Unterkunft und Surfboardausleihe. „Durch die Uni und das Hostel habe ich total viele Leute kennen gelernt, die auch über Weihnachten hierbleiben. Mit denen werde ich am 25. Dezember dann etwas unternehmen. Die Südafrikaner feiern Weihnachten nämlich nicht am 24..“
Richtige Weihnachtsstimmung will bei Flora allerdings nicht aufkommen. Trotz Weihnachtsmärkten und weihnachtlichem Schmuck in den Geschäften passt das sommerliche Klima für sie nicht zur Weihnachtszeit: „Dazu gehört einfach, dass es draußen dunkel, das Wetter schlecht und es drinnen gemütlich ist.“ In Deutschland ist Flora an Heiligabend mit ihren Geschwistern und ihrer Nichte normalerweise zu Hause bei ihren Eltern. Dort gibt es ein leckeres Weihnachtsessen, Bescherung, und auch die anderen Weihnachtstage stehen ganz im Zeichen der Familie.
Nach Heimweh klingt Flora jedoch ganz und gar nicht. Sie fühlt sich wohl in Südafrika. „Ich habe hier die Zeit meines Lebens. Die Landschaft am Meer ist toll, das Wetter ist gut, und der günstige Lebensstil lässt sich gut mit dem Studierenden-Budget verbinden.“ Eventuell schließt sie ihre Zeit in Südafrika mit einem Roadtrip nach Mosambik ab – das sei aber noch nicht hundertprozentig spruchreif, sagt die angehende Informatikerin.
Aenne Boye