Das BIld zeigt das Logo der Umfrage.© Deut­sches Stu­den­ten­werk

Stu­die­ren­den­be­fra­gung #ei­nefür­al­le star­tet

von Joa­chim Kläschen

Die Stu­die­ren­den­be­fra­gung #ei­nefür­al­le will die Si­tua­ti­on von Stu­die­ren­den be­leuch­ten. Im Ge­spräch mit der Cam­pus­re­dak­ti­on er­klä­ren Alexa Mag­saam, Di­ver­si­täts­be­auf­trag­te der FH Kiel, und Prof. Dr. Ros­wi­tha Pioch vom Fach­be­reich So­zia­le Ar­beit und Ge­sund­heit die Hin­ter­grün­de und Ziele der Be­fra­gung.

Was hat es mit dem Titel der Um­fra­ge, #ei­nefür­al­le, auf sich?

Alexa Mag­saam: Die Um­fra­ge des Stu­den­ten­werks #ei­nefür­al­le ist tat­säch­lich die grö­ß­te Stu­die­ren­den­be­fra­gung, die in Deutsch­land bis dato je­mals durch­ge­führt wurde. Die Um­fra­ge in­te­griert die bis­he­ri­ge „So­zi­al­er­he­bung“ des Deut­schen Stu­den­ten­werks und des Deut­schen Zen­trums für Hoch­schul- und Wis­sen­schafts­for­schung, den bis­her von der AG Hoch­schul­for­schung der Uni­ver­si­tät Kon­stanz durch­ge­führ­ten „Stu­die­ren­den­sur­vey“ sowie die Be­fra­gung „be­ein­träch­tigt stu­die­ren“ (best). Zudem wer­den über einen se­pa­ra­ten Be­fra­gungs­strang Daten für die eu­ro­päi­sche Be­richt­erstat­tung des EU­RO­STU­DENT-Pro­jekts ge­sam­melt, das die Lage von Stu­die­ren­den in Deutsch­land mit an­de­ren Län­dern ver­gleich­bar macht. Man könn­te also sagen, die Um­fra­ge ist tat­säch­lich #ei­nefür­al­le und ver­sucht ver­schie­de­ne Be­fra­gun­gen, die seit jeher se­pa­rat durch­ge­führt wer­den, zu ver­ei­nen.

Ros­wi­tha Pioch: Der Titel der Um­fra­ge lässt zu­gleich die Vi­si­on zu, dass wir uns heut­zu­ta­ge eine Hoch­schu­le für alle wün­schen. Nicht nur eine Hoch­schu­le, ex­k­luiv für die, deren El­tern ein Stu­di­um be­zah­len kön­nen, nicht nur eine Hoch­schu­le für die, die mit Deutsch als Mut­ter­spra­che auf­ge­wach­sen, nicht nur für die, die bis­lang ohne eine sog. Be­hin­de­rung oder erns­te Er­kran­kung bis­lang durchs Leben ge­kom­men sind, son­dern eine Hoch­schu­le für alle – eine Hoch­schu­le der Viel­falt. Dazu will die Um­fra­ge bei­tra­gen.

An wen rich­tet sich die Um­fra­ge?

Alexa Mag­saam: Ein Drit­tel aller Stu­die­ren­den in der Bun­des­re­pu­blik – auch der Stu­die­ren­den der Fach­hoch­schu­le Kiel – wird nach dem Zu­falls­prin­zip von den ei­ge­nen Hoch­schu­len per E-Mail zur Teil­nah­me an der On­line-Be­fra­gung ein­ge­la­den. Die Be­fra­gungs­pha­se für die Stu­dis der FH Kiel star­te­te am 10. Mai und dau­ert bis Ende Au­gust 2021. Erste Er­geb­nis­se der sind dann im Jahr 2022 zu er­war­ten. Ins­ge­samt rech­net das Stu­den­ten­werk mit einer Teil­nah­me von rund einer Mil­lio­nen Stu­die­ren­der.

Warum ist diese Um­fra­ge wich­tig?

Alexa Mag­saam: Je mehr Hoch­schu­len, je mehr Stu­die­ren­de teil­neh­men, desto va­li­der wer­den die Er­geb­nis­se, des­we­gen möch­ten wir die Stu­die­ren­den der FH Kiel dazu er­mu­ti­gen an der Be­fra­gung teil­zu­neh­men. Als FH Kiel er­hal­ten wir eine Son­der­aus­wer­tung der Daten für un­se­re Hoch­schu­le. Auf die­ser Da­ten­ba­sis las­sen sich auch künf­ti­ge Per­spek­ti­ven für die Di­ver­si­täts­ar­beit der Hoch­schu­le ab­lei­ten.

Ros­wi­tha Pioch: Die Um­fra­ge ist po­li­tisch wich­tig! Sie lie­fert die Daten, an­hand derer die Not­wen­dig­keit einer BAföG Er­hö­hung ge­zeigt wer­den kann. Sie lie­fert Daten, ob wir wirk­lich eine Hoch­schu­le für alle sind, wo wir schon gut sind und wo wir bes­ser wer­den kön­nen.

Wel­che Ein­bli­cke ver­spre­chen Sie sich von den Er­geb­nis­sen der Um­fra­ge?

Alexa Mag­saam: Im Mit­tel­punkt ste­hen die so­zio­öko­no­mi­sche und psy­cho­so­zia­le Si­tua­ti­on der Stu­die­ren­den wie auch ihre Stu­di­en- und Wohn­be­din­gun­gen und ihre bis­he­ri­ge Bil­dungs­kar­rie­re. Die Be­fra­gung kann durch eine hohe Be­tei­li­gungs­zahl auch klei­ne Grup­pen be­rück­sich­ti­gen, wie bspw. Stu­die­ren­de mit Kind(ern) oder Stu­die­ren­de mit ge­sund­heit­li­cher Be­ein­träch­ti­gung, Stu­die­ren­de in dua­len oder be­rufs­be­glei­ten­den Stu­di­en­gän­gen, Stu­die­ren­de ohne schu­li­sche Hoch­schul­zu­gangs­be­rech­ti­gung, in­ter­na­tio­na­le und nicht-tra­di­tio­nel­le Stu­die­ren­de; sie ist sen­si­bel für Fra­gen der Di­ver­si­tät, so­zia­ler Un­gleich­heit und der Ge­schlechts­iden­ti­tät. Da die CO­VI­D19-Pan­de­mie den Lehr- und Stu­di­en­be­trieb an der FH Kiel genau wie an allen an­de­ren deut­schen Hoch­schu­len wei­ter­hin be­stimmt, wer­den Stu­die­ren­de auch zu den Her­aus­for­de­run­gen des di­gi­ta­len Lehr­be­triebs be­fragt.

Ros­wi­tha Pioch: Die erste Frage, wenn wir über In­klu­si­on an der FH Kiel spre­chen, lau­tet doch  immer: Wie viele Stu­die­ren­de haben denn bei uns eine sicht­ba­re oder auch un­sicht­ba­re Be­hin­de­rung? Die ehr­li­che Ant­wort: wir wis­sen es nicht. Die Um­fra­ge ist eine her­vor­ra­gen­de Ge­le­gen­heit, diese Da­ten­lü­cke zu ver­bes­sern. Dann wis­sen wir, was wir tun müs­sen. Wir müs­sen auch wis­sen, ob es un­se­ren Stu­die­ren­den fi­nan­zi­ell gut geht, denn mit fi­nan­zi­el­len Sor­gen lässt sich nicht ver­nünf­tig stu­die­ren. Das ist die Auf­ga­be eines So­zi­al­staats, allen den Zu­gang zu best­mög­li­cher Bil­dung zu er­mög­li­chen. Aus Man­gel am Geld zum Leben soll­te ein Stu­di­um nicht schei­tern!

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