Alles geben, um ein Unternehmen zum Scheitern zu bringen – das durften insgesamt 25 Studierende der FH Kiel, Hochschule Flensburg und der Christian-Albrechts-Universität im Rahmen der Digital Challenge 2018. Innerhalb eines siebentägigen Workshops prüften die Studierenden als Digital Natives die traditionellen Geschäftsmodelle von fünf Unternehmen hinsichtlich ihrer Stabilität in der zunehmenden Digitalisierung.
Sie bezogen vom 12. bis 16. November eine Woche lang Arbeitsplätze in ihrem jeweiligen Wunsch-Betrieb, auf den sie sich vorher bewerben mussten, und standen im engen Austausch mit den Mitarbeitern. Dieses Jahr waren mit dabei: Die EDUR Pumpenfabrik, ein internationaler Anbieter von Kreiselpumpen aus Kiel, der Mobilfunk-Discounter Klarmobil.de aus Büdelsdorf, Kristronics, Anbieter von Fertigungs- und Logistikdienstleistungen im Bereich Elektronik und Mechatronik, und der Segelhersteller OLEU Flensburg. Teilnehmer Maxim Zelenskiy fühlte sich in seinem Unternehmen, der EDUR Pumpenfabrik, gut aufgehoben: „Wir haben uns insgesamt sehr wohl in unserem Betrieb gefühlt und wurden jeden Morgen mit Kaffee und Schokolade versorgt. Außerdem war unser Betreuer, Tim, sehr hilfsbereit und hat uns sofort die Kontakte zu anderen Mitarbeitern aus der Firma vermittelt.“
Was bedeutete das in der Umsetzung? Die Studierenden sollten entweder ein digitales Geschäftsmodell finden, das die Zuliefererkette des Betriebs zerstört, ein digital aufgerüstetes Produkt erfinden, das den Markt des Unternehmens gefährdet, oder einen Marktzugang aufdecken, der in das bestehende Kunden-Lieferanten-Verhältnis eingreift oder es gar ersetzt. Das hat nur Vorteile für beide Seiten: Die Studierenden lernen Unternehmen aus der Region kennen, knüpfen gleich Kontakte mit Führungskräften und erlernen einen strategischen Blick. Die Firmen werden über mögliche Bedrohungen oder Potenziale ihres Geschäfts aufgeklärt, lernen neue Methoden der Problemlösung kennen, werben für sich als attraktive Arbeitgeber und treffen auf aufgeschlossene Studierende, die potenzielle zukünftige Arbeitnehmer darstellen. Teilnehmer Julian Hahn war begeistert: „Man lernt, die Augen offen zu halten und nicht einfach davon auszugehen, dass andere das Problem schon gelöst haben. Es gibt immer etwas, das dem Markt noch fehlt, oder man selbst besser als die Konkurrenz umsetzen kann.“
Am Samstag, den 17. November, dem letzten Tag des Workshops, gab es eine große Abschlussveranstaltung mit allen Beteiligten des Projekts. Die studentischen Teams traten in zwei Regionen (Raum Flensburg und Kiel) gegeneinander an. „Toll war, dass wir mittlerweile richtige Experten in unserem Thema waren“, erklärt Julian Hahn. „Anfangs dachten wir: Wie soll ich mit meinen Fähigkeiten einem bestehenden Betrieb aushelfen?“
Innerhalb einer der Regionen wurde ein Gewinner-Team ausgewählt. Die Ideen wurden von einem etwa 20-köpfigen Beirat beurteilt, der besonders auf deren Umsetzbarkeit achtete. Dabei stellt sich die Jury Fragen wie, „Welche Gruppe hat ihr Geschäftsmodell bis zu einem Status entwickelt, der dem Unternehmen eine unmittelbare Umsetzung erlaubt?“ oder „Welches Team hat das größte Gefährdungspotenzial für das Unternehmen gefunden?“
„Die Digital Challenge war sehr arbeitsintensiv für die Studierenden. Es war wirklich toll, was für ein Engagement gezeigt wurde“, lobte Professor Jens Langholz die Teilnehmer. Derselben Meinung war der Masterstudent Maxim Zelenskiy: „Es war eine echte Challenge aber die gute Bewertung zeigt, dass sich der Aufwand gelohnt hat.“ Dazu erhielt die Gewinnergruppe ein Preisgeld von insgesamt 3.000 Euro, und alle FH-Studierenden konnten sich über 1,5 Creditpoints freuen, da die Digital Challenge im Rahmen der IDW stattfand.
Im Raum Kiel belegten vier Studierende der FH Kiel den ersten Platz: Malte Ranis, Maxim Zelenskiy, Lukas Schütte und Julian Hahn. Sie arbeiteten mit der EDUR Pumpenfabrik zusammen. „Dass EDUR unsere Ergebnisse zudem auch schätzt, zeigt sich darin, dass der Geschäftsführer uns eingeladen hat, damit wir unsere Ideen noch einmal im Unternehmen vortragen können“, erzählte Maxim Zelenskiy. Der fünfte Studierende der FH Kiel, Florian Janssen, war im zweitplatzierten Team. Für die FH Kiel war die Digital Challenge also ein voller Erfolg.
Veranstalter der Digital Challenge ist die Dicide GmbH. Sie organisiert die Digital Challenge in Kooperation mit dem Zentrum für Entrepreneurship der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel, der Fachhochschule Kiel und dem Lehrstuhl für Technologiemanagement am Institut für Innovationsmanagement an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Aenne Boye