Gemeinsam mit der Diakonie Schleswig-Holstein, einer Partnerorganisation des Projekts, haben die Studierenden Freizeitangebote für die Geflüchteten entwickelt. Grundlage dafür war eine Befragung vor Ort auf dem Sommerfest der Diakonie. Hier im Bild: Mitorganisatorin des Projekts Miriam Zimmer mit den Studierenden Richard Sterk und Alexander Leiding (v.l.n.r.) (Foto: Zimmer)© M. Zim­mer
Ge­mein­sam mit der Dia­ko­nie Schles­wig-Hol­stein, einer Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on des Pro­jekts, haben die Stu­die­ren­den Frei­zeit­an­ge­bo­te für die Ge­flüch­te­ten ent­wi­ckelt. Grund­la­ge dafür war eine Be­fra­gung vor Ort auf dem Som­mer­fest der Dia­ko­nie. Hier im Bild: Mit­or­ga­ni­sa­to­rin des Pro­jekts Mi­ri­am Zim­mer mit den Stu­die­ren­den Ri­chard Sterk und Alex­an­der Lei­ding (v.l.n.r.).

Stu­die­ren­de hel­fen Ge­flüch­te­ten an­zu­kom­men

von Ma­rie­sa Brahms

Prof. Dr. Hans Klaus hat be­reits im Jahr 2015 im Rah­men eines Wahl­mo­duls Ge­flüch­te­ten aus Sy­ri­en Hilfe und Un­ter­stüt­zung an­ge­bo­ten. Der rus­si­sche An­griffs­krieg auf die Ukrai­ne und die damit ver­bun­de­ne Ge­flüch­te­ten­wel­le ist An­lass für den Pro­fes­sor, Stu­die­ren­den in der Pra­xis in­ter­kul­tu­rel­le Kom­mu­ni­ka­ti­on na­he­zu­brin­gen. Zu­sam­men mit Mi­ri­am Zim­mer nimmt er An­mel­dun­gen aus allen Fach­be­rei­chen ent­ge­gen.

Das Kon­zept ist ein­leuch­tend prak­tisch: Stu­die­ren­de un­ter­stüt­zen Men­schen, die ihre Hei­mat oder ihren Le­bens­ort Ukrai­ne ver­las­sen muss­ten und sich in Kiel zu­recht­fin­den müs­sen. Dass das zu­wei­len schwer ist, kann man sich zwar vor­stel­len – der­ar­ti­ge Pro­ble­me durch den Aus­tausch mit Ge­flüch­te­ten zu er­le­ben, hilft im­mens dabei, sich in das Ge­gen­über hin­ein­zu­ver­set­zen.

„Wir wol­len den Stu­die­ren­den er­mög­li­chen, Soft Skills wie bei­spiels­wei­se Em­pa­thie zu er­wer­ben“, er­klärt Zim­mer, die seit An­fang des Jah­res die Or­ga­ni­sa­ti­on des Mo­duls „In­ter­cul­tu­ral Com­mu­ni­ca­ti­on Pro­ject“ be­treut. Da das eben nur be­dingt im Vor­le­sungs­saal ge­sche­hen kann, ist dem Pro­fes­sor die per­sön­li­che Be­treu­ung der Ge­flüch­te­ten in stu­den­ti­schen Klein­grup­pen wich­tig. „Etwa zu dritt sind Stu­dent*innen dann An­sprech­part­ner*innen für einen ge­flüch­te­ten Men­schen“, er­klärt Klaus, „was dann all­tags un­ter­nom­men wird, da hal­ten wir uns grö­ß­ten­teils raus.“
Mit den sy­ri­schen Ge­flüch­te­ten un­ter­nah­men die Stu­die­ren­den Koch­aben­de, gin­gen zu­sam­men in Bars oder fla­nier­ten ent­lang der Kiel­li­nie. „Wir pla­nen auch wie­der ge­mein­sa­me Be­su­che im Ar­beits­amt oder in Vor­le­sun­gen“, er­klärt der Pro­fes­sor, „aber um Ver­ständ­nis für die je­wei­li­gen Kul­tu­ren zu be­kom­men, braucht es auch ein un­ge­zwun­ge­nes Mit­ein­an­der.“

Klaus weiß durch die Zeit mit den sy­ri­schen Ge­flüch­te­ten, dass Ein­ge­wöh­nung in ein neues Land Zeit und viel Ver­ständ­nis braucht – ge­ra­de in einem bü­ro­kra­ti­schen Staat wie Deutsch­land. „Ich ver­ste­he voll­kom­men, dass die Bü­ro­kra­tie nicht nur für Neu­an­kömm­lin­ge manch­mal un­ver­ständ­lich und kom­pli­ziert scheint, aber schlie­ß­lich si­chert sie Ver­läss­lich­keit und einen guten Le­bens­stan­dard, den wir hier ge­nie­ßen kön­nen“, führt Klaus aus.

Für den Pro­fes­sor sind Em­pa­thie und Re­spekt für frem­de Kul­tu­ren un­ab­ding­bar – auch für den be­ruf­li­chen Er­folg: „Wir leben in einem Sys­tem, das sich in­ter­kul­tu­rell ge­stal­tet, da reicht es nicht aus, nur ein paar Flos­keln in mög­lichst vie­len Spra­chen zu be­herr­schen.“ Wis­sen sei wich­tig, Ver­ständ­nis und Er­fah­run­gen seien in man­chen Kon­tex­ten aber min­des­tens ge­nau­so wert­voll. Und das tref­fe in die­sem Fall eben zu, ist Klaus über­zeugt.

Die An­mel­dung für das Modul im Win­ter­se­mes­ter ist für alle Fach­be­rei­che offen. Hier tut sich die Mög­lich­keit auf, eine Menge wich­ti­ger Er­fah­run­gen zu sam­meln, Ge­flüch­te­ten zu hel­fen und dafür Credits zu be­kom­men. Bei wei­te­ren Fra­gen zum Ab­lauf des Mo­duls, wen­det euch an mi­ri­am.​zimmer@​fh-​kiel.​de

 

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