Onlinelehre, der Wegfall des Hochschulsports, ein verschobener Semesterstart - die Corona-Pandemie hat den Alltag von Studierenden in diesem Jahr maßgeblich verändert. Wie ist es, in dieser Zeit ein Studium zu beginnen? Vier Erstis aus Bachelor- und Masterstudiengängen der Fachbereiche Agrarwirtschaft, Medien und Wirtschaft haben mit der Campusredaktion über ihren Studienbeginn gesprochen.
Eric Koch hat dieses Jahr in Kiel sein Abitur mit der Fachrichtung Wirtschaft absolviert. Für den 19-Jährigen war klar: der nächste Schritt soll das Studium sein. Kurzerhand bewarb er sich für den Bachelorstudiengang Betriebswirtschaftslehre an der FH Kiel. Große Bedenken aufgrund der Gesamtsituation hatte er nicht: „Ich war da recht entspannt. Anfangs wurde auch noch gesagt, es gäbe teilweise Präsenzunterricht, aber das hat sich dann ja schlagartig geändert.“ Nach der Willkommensveranstaltung, die im Oktober noch vor Ort stattfinden konnte, stellte der Fachbereich die Lehre komplett auf Online-Veranstaltungen um. Aufgrund der aktuellen Lage hat sich Eric deshalb noch nicht für einen Umzug nach Kiel entschieden und verfolgt die Vorlesungen momentan aus seinem Elternhaus in der Nähe von Kiel. „Noch bleibe ich in Gettorf, aber wenn das mit Corona alles vorbei ist, ziehe ich nach Kiel“, sagt der Student. Ähnlich verlief der Semesterstart für Nick Rösener, der nach abgeschlossener Ausbildung und Fachabi ein Bachelorstudium der Agrarwirtschaft begann. Zwei Wochen hatte er noch Hybridveranstaltungen – eine Mischung aus Präsenz- und Onlinelehre - bevor auch am Fachbereich Agrarwirtschaft alle Vorlesungen und Übungen auf digitalem Weg erfolgen mussten. Trotz des bevorstehenden Online-Semesters entschied sich Nick für einen Umzug von Elmshorn nach Rendsburg: „Einer der Hauptgründe, warum ich nach Rendsburg gezogen bin, obwohl jetzt alles online ist, war, dass ich dort ein ruhiges Plätzchen habe“.
Während der Umstellung empfanden sowohl Nick als auch Eric die Kommunikation innerhalb ihrer Fachbereiche als sehr hilfreich: „Wir haben einen Mentor zugewiesen bekommen, und wenn wir Fragen haben, egal zu welchem Thema, versucht er, es herauszufinden. Und wenn er es selber nicht weiß, nennt er uns eine Ansprechperson, an die wir uns wenden können. Das ist ziemlich gut“, erzählt Eric. Obwohl es laut den Studierenden technisch keine großen Schwierigkeiten gibt, kann die Online-Lehre dennoch Komplikationen mit sich bringen. Eric belegt beispielsweise ein Modul, in welchem die Studierenden das Präsentieren lernen sollen. „Da ist es schwierig, das online beigebracht zu bekommen“, findet Eric. Generell sind die beiden bis jetzt allerdings zufrieden mit ihrem Studium und dem damit verbundenem Workload. Auf der anderen Seite gibt Nick zu: „Es ist mein erstes Semester, ich habe keinen Vergleich, was ich jetzt können müsste“. Dennoch - ihr Studium während der Corona-Pandemie begonnen zu haben, bereuen die beiden nicht: „Es war ja das, was ich machen wollte. Dafür habe ich mein Fachabi gemacht“, so Nick.
Im Unterschied zu Eric und Nick haben Hannah Frontzek und Naomi Leutzow einen Vergleich zu einem früheren Studium. Auch sie starteten in diesem Herbst ihr erstes Semester an der FH Kiel - allerdings im Master. Hannah hat sich am Fachbereich Medien für den Master angewandte Kommunikationswissenschaft entschieden, Naomi für Medienkonzeption. Obwohl beide ihr vorangegangenes Bachelorstudium an anderen Universitäten erfolgreich abschlossen, müssen sie in Kiel ein sogenanntes Vorsemester belegen, um restliche Credits zu sammeln. Das eigentliche Masterstudium beginnt für die Studentinnen erst im nächsten Sommersemester. Das bedeutet, dass sie sich momentan noch nicht offiziell im ersten Semester befinden und somit keine Einführungsveranstaltungen oder Ähnliches hatten.
Anders als Eric und Nick, fehlte ihnen die Unterstützung des Fachbereichs: „Ich habe gerade am Anfang sehr viel alleine raussuchen müssen“, so Naomi. Nach einem Brief mit dem Studierendenausweis und ihren Login-Daten habe es für die Studentinnen keine weiteren Informationen gegeben. Auch Hannah hätte sich zu Beginn bessere Kommunikation von Seiten des Fachbereichs gewünscht: „Ich glaube das ist, weil bei uns Masterstudierenden erwartet wird, dass wir uns auskennen, aber es ist ja trotzdem etwas Neues. Ich bin zum Beispiel von einer Uni an die FH gewechselt, und ich merke schon, dass das ein großer Unterschied ist.“ Auch wenn die beiden Verständnis für die besondere Situation haben, hätten sie sich eine bessere Einführung erhofft. „Gerade im Winter ist es auch ohne Corona schwieriger in einer neuen Stadt anzukommen, als im Sommer, und man hätte glaube ich auch corona-konform etwas machen können“, findet Hannah.
Trotz der organisatorischen Schwierigkeiten zu Anfang, sind sie mit der Umsetzung der Onlinelehre zufrieden: „Alles funktioniert wunderbar, und es geben sich alle Mühe. Das schätze ich auch sehr. Die Dozent*innen versuchen schon, das Beste daraus zu machen“, so Naomi. Nur On-Demand Vorlesungen, bei denen vorgefertigte Videos der Vorlesung hochgeladen werden, hält Hannah für schwierig: „Da fehlt mir einfach ein bisschen die Diskussion, oder das Gefühl, dass es eine Vorlesung ist.“
Eric, Nick, Hannah und Naomi haben gemeinsam, dass dies ihr erstes Semester an der FH Kiel ist. Für alle vier ist es derzeit schwierig, neue Leute kennenzulernen. Einige Fachbereiche, wie beispielsweise Agrarwirtschaft, versuchten dennoch mit Zoom-Veranstaltungen ein Kennenlernen zu ermöglichen, erzählt Nick. Eine solche Unterstützung würden sich auch Hannah und Naomi wünschen, die bisher kaum Kontakt mit ihren Mitstudierenden hatten: „Bei den Vorlesungen haben viele ihre Kamera aus, also ich wüsste gar nicht, wie die meisten meiner Kommiliton*innen aussehen“, sagt Hannah. Alle vier hoffen, dass im Verlauf des nächsten Jahres eine Umstellung auf die Präsenzlehre wieder möglich sein wird und sie die Vorlesungen mit ihren Mitstudierenden im Hörsaal verfolgen können.