Trotz Corona ist der Fachkräftemangel in Deutschland nach wie vor groß; vor allem kleine und mittelständische Unternehmen suchen jedes Jahr händeringend nach neuen Auszubildenden. Doch passt das Recruiting der Arbeitgeber*innen auch zum Medienverhalten der potentiellen Kandidat*innen, der Generation Z? Dieser Frage ist Gesine Schorling, Studentin der Fachhochschule (FH) Kiel, nachgegangen. Ihr Ergebnis: Da gibt’s noch viel Luft nach oben.
Die Generation Z ist die erste Generation, die von Kindesbeinen an mit digitalen Technologien aufgewachsen ist. Wer die sogenannten Digital Natives für sich gewinnen möchte, sollte sie also dort ansprechen, wo sie sich zuhause fühlen: im Internet und in den Sozialen Medien. Ob Unternehmen dies tun und wenn ja, wie gut, untersuchte Gesine Schorling im Rahmen ihres Medienprojekts „Auszubildenden-Recruiting von kleinen und mittelständischen Unternehmen des IHK-Bezirks Lüneburg-Wolfsburg - Eine Analyse der genutzten Online-Kanäle“. Die Studentin der Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation analysierte die Social-Media-Kanäle und Websites von 100 zufällig ausgewählten niedersächsischen Ausbildungsbetrieben, 50 kleinen und 50 mittelständischen. Ihre Ergebnisse zeigen: Es gibt noch viel Luft nach oben, denn Maßnahmen, Online-Kanäle und Inhalte der Betriebe müssten noch stärker auf die Zielgruppe ausgerichtet sein.
Das häufigste Mittel der Wahl bei den Ausbildungsbetrieben ist Facebook, allerdings ist dessen Beliebtheit bei Schüler*innen stark gesunken: Nur noch 19 Prozent von ihnen nutzten 2019 diese Plattform für Informationen über Arbeitgeber*innen. Auch die untersuchten Stellenanzeigen sind nach Ansicht Schorlings eher selten geeignet, die Zielgruppe für eine Ausbildung zu begeistern. Oft treffen sie inhaltlich nicht die Interessen der jungen Bewerber*innen, die vor allem mehr über den Ausbildungsablauf, die Vergütung und Zusatzleistungen sowie spätere Karrierechancen wissen möchten. Nur bei 52 Prozent der kleinen Unternehmen waren zudem vakante Ausbildungsstellen online abrufbar, bei den mittelständischen immerhin 71 Prozent.
„Online präsent zu sein, gehört heutzutage dazu, wenn man sich als attraktiver Ausbildungsbetrieb positionieren will“, erklärt Schorling. „Dass viele Betriebe in der heutigen digitalen Zeit keine Unternehmenswebseite haben, war eine echte Überraschung für mich.“
Doch es gibt auch Positives: Unternehmen nutzen zunehmend Instagram und YouTube für ihr Recruiting, beide Kanäle gehören aktuell zu den Top 3 bei der jungen Zielgruppe. „Unternehmen, die jetzt dranbleiben und sich mit der Generation Z beschäftigen, die jetzt mehr und mehr auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt drängt, können sich einen Vorteil im ‚War for Talents‘, dem Konkurrenzkampf um die besten Nachwuchskräfte, verschaffen“, ist Schorling überzeugt.
Auf die Idee für ihr Medienprojekt war die Studentin der FH Kiel in einem mehrwöchigen Praktikum bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg in Niedersachsen gekommen. Ihre Untersuchung hat sie im Sommersemester 2020 durchgeführt, betreut wurde sie dabei von Prof. Elke Kronewald.