Junge Bevölkerungsgruppen für Blutspenden gewinnen, Spender*innen mobilisieren und den Verwaltungsaufwand für Kliniken minimieren, dies waren die vorrangigen Ziele eines 2018 gestarteten gemeinsamen Entwicklungsprojekts vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) und zwei Studenten der Fachhochschule (FH) Kiel. Jetzt ist es soweit: Pünktlich zum Weltblutspendetag am 14. Juni 2020 wird die „Statusplus Blutspende-App“ gelauncht und kann von Blutspender*innen der Klinikstandorte Kiel und Lübeck genutzt werden. Bundesweit besteht Interesse an der App.
Hinter Jonas Reinhardt und Nikita Segal (FH Kiel) liegen aufregende acht Wochen. Gemeinsam mit Benno Lauther (Informatik-Ingenieur) und Kathrin Boersch (Medical Interface Designerin) waren die beiden Wirtschaftsinformatikstudenten – neben ihrem Studium – vollauf damit beschäftigt, die von ihnen entwickelte „Statusplus Blutspende-App“ in der sogenannten Beta-Phase auf Herz und Nieren zu prüfen. Nun sind auch letzte Fehler behoben, das Feedback der Testnutzer*innen positiv und die App ist ab Sonntag (14. Juni 2020) verfügbar. „Mich an einer so umfassenden Entwicklung für das UKSH zu beteiligen und mein Wissen auszubauen, hat mich persönlich begeistert“, erklärt FH-Kiel-Student Nikita Segal. Und Jonas Reinhardt ergänzt: “Der Gedanke, dass wir einen Bereich in der Medizin revolutionieren können, der derartig systemrelevant ist, hat uns täglich angespornt.“
Die App, die auf allen gängigen Smartphones genutzt werden kann, ist die direkte Schnittstelle der Spender*innen zur Klinik. Ihre Nutzer*innen können ihren Blutspende-Ausweis ebenso digital abrufen, wie ihre Gesundheitsdaten in Form eines kleinen und großen Blutbilds. So sind nicht nur der Hämoglobin-Wert oder die Anzahl der weißen und roten Blutkörper einsehbar, es wird auch erklärt, welche Funktion diese übernehmen. Die Nutzer*innen erfahren, wann sie theoretisch wieder spenden könnten und erhalten die Möglichkeit, im Vorfeld selbst zu prüfen, ob sie z.B. aufgrund einer Auslandsreise temporär nicht zur Spende zugelassen sind. Außerdem, und darauf ist das Team um Jonas Reinhardt besonders stolz, zeigt die App, wenn eine Spende transfundiert wurde. „Damit ist uns eine besondere Innovation gelungen“, so Reinhardt. „Wir schaffen eine in dieser Tiefe bislang einmalige Verbindung zwischen den Spendenden und der Spende selbst, die neben einem hohen emotionalen Wert auch eine komplett neue Identifikation mit der Blutspende schafft. Aktuell gibt es keine, direkt mit unserer App vergleichbaren Produkte am Markt.“
Die Kliniken ihrerseits erhalten eine Backend-Software und eine Schnittstelle zu ihren häufig heterogenen Systembestandteilen, um die medizinischen Gesundheitsdaten für die Spendenden verfügbar zu machen. Sie können z.B. mit wenigen Mausklicks alle Spender*innen über die aktuellen Blutvorräte informieren oder individualisierte Push-Benachrichtigungen versenden. Bei Versorgungsengpässen ist ein Spendenaufruf an die App möglich, die Kliniken können damit viel schneller als bisher in Notsituationen reagieren. Bislang erfolgte der Kontakt zu Spender*innen postalisch, ein arbeits- und zeitintensives Verfahren, bei dem bei Engpässen zu viel Zeit verloren ging. Eine Zeitersparnis auf Seiten der Spendenden wollen die Entwickler mit der geplanten Digitalisierung von Spender-Fragebögen erreichen. Dies könnte den Dokumentationsaufwand in den Blutspende-Einrichtungen minimieren und die Verweildauer vor Ort halbieren.
Ab Sonntag können Interessierte, die üblicherweise am UKSH Blut spenden, die App nutzen. Universitätskliniken anderer Bundesländer haben Interesse an der Entwicklung einer auf sie zugeschnittenen Blutspende-App bekundet. Gut möglich also, dass das Team des mittlerweile gegründeten Startups Tricode schnell wachsen wird.
Weitere Informationen auf der Website der „Statusplus Blutspende App“: https://blutspende.sh