Eine Frau in weißem Hemd, steht im Grünen und schaut freundlich in die Kamera.© FH Kiel

"Steu­er­ge­set­ze un­ter­lie­gen einem stän­di­gen Wan­del"

von Jana Tresp

„Steu­er­ge­set­ze un­ter­lie­gen einem stän­di­gen Wan­del“, sagt Dr. Syl­via Bös. „Ich möch­te, dass die Stu­die­ren­den kom­ple­xe Steu­er­rechts­fäl­le auch dann noch lösen kön­nen, wenn sich die Ge­set­ze ge­än­dert haben.“ Seit dem 1.​Oktober 2012 ist sie Pro­fes­so­rin für „Bi­lanz- und Un­ter­neh­mens­steu­er­recht“ am Fach­be­reich Wirt­schaft der Fach­hoch­schu­le Kiel. Davor ar­bei­te­te Dr. Bös als Steu­er­be­ra­te­rin.

Jana Tresp (JT): Sie haben BWL mit dem Schwer­punkt Steu­er­we­sen in Worms stu­diert. Wie kamen Sie dazu?

Syl­via Bös (SB): Ich habe BWL mit Schwer­punkt Steu­er­we­sen an der FH Worms stu­diert, weil ich meine im Rah­men der Aus­bil­dung zur Steu­er­fach­ge­hil­fin (heute: Steu­er­fach­an­ge­stell­te) er­wor­be­nen Kennt­nis­se ver­tie­fen woll­te. Mir hat die Aus­bil­dung gut ge­fal­len."

JT: Wie wür­den Sie Laien Ihr Ar­beits­ge­biet er­klä­ren?

SB: Im steu­er­be­ra­ten­den Beruf be­schäf­ti­ge ich mich zum einen mit Jah­res­ab­schlüs­sen von Un­ter­neh­men ver­schie­de­ner Rechts­for­men und den da­zu­ge­hö­ri­gen Steu­er­erklä­run­gen. Zum an­de­ren bin ich in der Ge­stal­tungs­be­ra­tung tätig. Das heißt, wenn bei­spiels­wei­se aus einer GbR eine GmbH wer­den soll, er­läu­te­re ich der Un­ter­neh­me­rin/dem Un­ter­neh­mer, wie sie/er am we­nigs­ten Steu­ern zah­len muss. Das sind die zwei gro­ßen Fel­der der Steu­er­be­ra­tung.

JT: Was haben Sie ge­macht, bevor Sie an die FH Kiel ge­kom­men sind?

SB: In den ver­gan­ge­nen Jah­ren habe ich als Steu­er­be­ra­te­rin in einer Steu­er­be­ra­tungs­ge­sell­schaft in Er­furt ge­ar­bei­tet.

JT: Wie kamen Sie an die FH Kiel?

SB: Seit mei­nen ers­ten Lehr­ver­an­stal­tun­gen wäh­rend mei­ner As­sis­tenz­zeit an der TU Il­men­au woll­te ich Hoch­schul­leh­re­rin wer­den. Da­nach stell­te sich für mich nur noch die Frage: Uni­ver­si­tät, Fach­hoch­schu­le oder Be­rufs­aka­de­mie? Die Fach­hoch­schu­le ver­bin­det in idea­ler Weise Theo­rie mit Pra­xis, was mir sehr gut ge­fällt.

Spe­zi­ell für die Fach­hoch­schu­le Kiel sprach, dass es hier einen Schwer­punkt Re­vi­si­on und Steu­er­leh­re gibt. Au­ßer­dem habe ich mich so­wohl im Be­wer­bungs­pro­zess als auch im Fach­be­reich Wirt­schaft von An­fang an sehr wohl ge­fühlt. Des­we­gen freue ich mich sehr, dass ich jetzt hier bin.

JT: Was möch­ten Sie den Stu­die­ren­den ver­mit­teln?

SB: Da gibt es vie­les. Die Steu­er­ge­set­ze un­ter­lie­gen einem stän­di­gen Wan­del. Daher ist es meine Auf­ga­be, den Stu­die­ren­den das Steu­er­sys­tem zu ver­mit­teln und ihnen so ein Grund­ge­rüst mit­zu­ge­ben. Denn das Sys­tem bleibt in der Regel gleich, es än­dern sich nur Ein­zel­hei­ten in Pa­ra­gra­phen. Ich möch­te, dass sie in der Lage sind, kom­ple­xe Steu­er­rechts­fäl­le zu lösen und zwar auch dann noch, wenn sich Ge­set­ze ge­än­dert haben.

JT: Wie sieht die Pra­xis im Stu­di­en­gang „Bi­lanz- und Un­ter­neh­mens­steu­er­recht“ aus?

SB: Auf jeden Fall an­ders als zum Bei­spiel in der Che­mie, wo die Theo­rie in Lehr­bü­chern und die Pra­xis im Labor statt­fin­det. Ich löse mit mei­nen Stu­die­ren­den Fälle, die so auch in der Pra­xis vor­kom­men. Zum Bei­spiel: Der steu­er­pflich­ti­ge XY kommt in Ihre Steu­er­be­ra­tungs­kanz­lei und möch­te von Ihnen seine Ein­kom­men­steu­er­erklä­rung ma­chen las­sen. Er möch­te wis­sen, wie viel Steu­ern er nach­zah­len muss und schil­dert Ihnen fol­gen­de Sach­ver­hal­te usw. Das ist zwar ein Fall aus dem Lehr­buch, un­ter­schei­det sich je­doch grund­sätz­lich nicht son­der­lich von der Rea­li­tät.

Kurz­bio­gra­fie

 

Seit Ok­to­ber 2012 Pro­fes­so­rin für Bi­lanz- und Un­ter­neh­mens­steu­er­recht an der FH Kiel

2010-2012 Steu­er­be­ra­te­rin in einer Steu­er­be­ra­tungs­ge­sell­schaft in Er­furt

2009-2012 Do­zen­tin an Be­rufs­aka­de­mi­en in Thü­rin­gen

2009/2010 Steu­er­be­ra­ter­prü­fung

2003-2008 Pro­mo­ti­on zum Thema „Han­dels- und steu­er­recht­li­che Be­hand­lung von Sach­di­vi­den­den“ an der TU Il­men­au

1998-2002 Stu­di­um der Be­triebs­wirt­schafts­leh­re mit Schwer­punkt Steu­er­we­sen an der FH Worms

1996-1998 Aus­bil­dung zur Steu­er­fach­ge­hil­fin

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