Vier junge Menschen© M. Krohn

Start­Up Chal­len­ge SH – Span­nen­de Pro­jek­te aus dem gan­zen Land

von Frie­de­ri­ke Hil­ler

Der Grün­dungs­wett­be­werb ‚Start­Up Chal­len­ge SH‘ geht zu­rück auf eine In­itia­ti­ve des Re­gio­na­len Be­rufs­bil­dungs­zen­trums (RBZ) Stein­burg und des In­no­va­ti­ons­zen­trums It­ze­hoe: Schü­le­rin­nen und Schü­ler der elf­ten Klas­sen aus dem Kreis Stein­burg ent­wi­ckeln und prä­sen­tie­ren ihre Grün­dungs­ide­en. „Auf seine Art ist der Wett­be­werb ein­zig­ar­tig in Deutsch­land. Es be­geis­tert mich immer wie­der, wenn junge Men­schen ihre Ideen einer Jury vor­stel­len, die sie ernst nimmt“, er­klärt Bernd Krohn, Pro­jekt­lei­ter und stell­ver­tre­ten­der Schul­lei­ter des RBZ Stein­burg. Aus die­ser lo­ka­len Er­folgs­ge­schich­te soll nun ein lan­des­wei­tes Pro­jekt wer­den; der Wett­be­werb nicht län­ger auf den Kreis Stein­burg be­grenzt sein, son­dern sich auf ganz Schles­wig-Hol­stein aus­wei­ten. Damit diese Idee Fahrt auf­nimmt, ist die Fach­hoch­schu­le Kiel an Bord ge­kom­men.

„Der Grün­dungs­wett­be­werb ist als ein au­ßer­schu­li­sches Lehr­an­ge­bot kon­zi­piert“, führt Prof. Dr. Ralf Thie­r­i­cke, Ge­schäfts­füh­rer der Ge­sell­schaft für Tech­no­lo­gie­för­de­rung It­ze­hoe mbH (IZET In­no­va­ti­ons­zen­trum), aus. „Es ist kein Pro­jekt, das neben dem Un­ter­richt – am Nach­mit­tag, am Wo­chen­en­de oder in den Fe­ri­en – läuft. Statt­des­sen kann man es re­la­tiv ein­fach in einen Pro­jekt­un­ter­richt im­ple­men­tie­ren und es ist ein­fach zu be­treu­en“, er­gänzt Krohn. In Krea­ti­vi­täts­work­shops ler­nen die Pro­jekt­teams, wie Ideen ent­ste­hen kön­nen. Die Er­ar­bei­tung eines voll­stän­di­gen Busi­ness­plans ge­hört eben­so zu dem Pro­jekt. Zudem neh­men die Schü­ler*innen Kon­takt zu Un­ter­neh­mer*innen auf, prä­sen­tie­ren ihre Ideen, bauen Pro­to­ty­pen und be­stü­cken einen Mes­se­stand. Im Fi­na­le be­fragt die Jury die Grün­dungs­teams, zeich­net die bes­ten aus und Spon­so­ren er­mög­li­chen Geld­prei­se. Manch­mal gehe es auch noch wei­ter. Un­ter­neh­mer*innen spre­chen die Schü­ler*innen an. „Und auch wir vom IZET In­no­va­ti­ons­zen­trum un­ter­stüt­zen manch­mal“, be­rich­tet Prof. Thie­r­i­cke.

„Das Ganze ist sehr po­si­tiv ver­lau­fen“, fasst Bernd Krohn die ver­gan­ge­nen Pro­jekt­zeit­räu­me im Kreis Stein­burg zu­sam­men. Junge Men­schen, die von all­ge­mein­bil­den­den Schu­len an das RBZ kamen, hät­ten kaum be­triebs­wirt­schaft­li­che Kennt­nis­se ge­habt. Das habe sich auch durch das Pro­jekt ge­wan­delt. „Die Schü­ler*innen sind selbst­be­wuss­ter ge­wor­den, mo­ti­vier­ter“, so Krohn. „Junge Men­schen in ihrem ei­gen­stän­di­gen Han­deln und Den­ken zu för­dern, sie zu un­ter­stüt­zen, das ist für mich der ent­schei­den­de Punkt. Die Schü­ler*innen sind selbst­stän­dig, mutig und mo­ti­viert dabei. Sie mer­ken, wenn sie etwas ma­chen, dann schaf­fen sie das auch.“ Ins­be­son­de­re die Er­fah­rung, vor der Jury zu ste­hen und als jun­ger Mensch ernst ge­nom­men zu wer­den, habe viel be­wirkt. „Sie gehen raus aus ihrer Schul­welt, das ist eine ganz wert­vol­le Er­fah­rung. Und sie ler­nen viel zum Thema un­ter­neh­me­ri­sches Han­deln.“

Bis­her haben die Teams ins­ge­samt etwa 150 Pro­duk­te in den elf­ten Klas­sen ent­wi­ckelt. Dar­un­ter ein Schnul­ler, der leuch­tet, wenn das Baby Fie­ber hat oder eine Bril­le mit un­ter­schied­li­chen Funk­tio­nen. „Es waren viele krea­ti­ve Ideen, die teil­wei­se auch ver­wirk­licht wur­den“, sagt Krohn. „Viele un­se­rer Ge­win­ner­teams haben am bun­des­wei­ten ‚Ju­gend grün­det‘-Wett­be­werb teil­ge­nom­men“, er­gänzt Prof. Thie­r­i­cke. Die Teil­nah­men waren er­folg­reich, die Plat­zie­run­gen meist im obe­ren Be­reich. Die­ses Ab­schnei­den sieht der IZET-In­no­va­ti­ons­zen­trum-Ge­schäfts­füh­rer als Qua­li­täts­stem­pel für den Grün­dungs­wett­be­werb und dies werde auch von außen so wahr­ge­nom­men. Die Qua­li­täts­si­che­rung sei aber kein Selbst­zweck, denn es sei wich­tig, die Schü­ler*innen ein Stück weit in Rich­tung Stu­di­um zu brin­gen. Die FH Kiel sei da der pas­sen­de An­sprech­part­ner. Bernd Krohn ist daher froh, die Fach­hoch­schu­le mit an Bord zu haben.

„Wir als FH Kiel brauch­ten nur noch auf den Zug auf­zu­sprin­gen“, er­klärt Prof. Pog­gen­see. Die Idee, die Prof. Thie­r­i­cke und Bernd Krohn für den Kreis Stein­burg ent­wi­ckelt haben, soll nun auf Schles­wig-Hol­stein aus­ge­wei­tet wer­den. „Wir als FH sind in der Lage, aus dem Re­gio­nal­zug einen ICE zu ma­chen, weil wir die Res­sour­cen dafür zur Ver­fü­gung haben“, so Pog­gen­see. Neu sei, dass die Aus­rich­tung nun in­ter­dis­zi­pli­när sein solle. Die be­triebs­wirt­schaft­li­che Her­an­ge­hens­wei­se soll er­gänzt wer­den um die tech­ni­sche. „Das ist toll, wenn an­ge­hen­de Be­triebs­wirt­schaft­ler zu­sam­men mit Tech­ni­kern agie­ren kön­nen“, er­gänzt Bernd Krohn. In der Ver­gan­gen­heit habe es bei den Schü­ler*innen teil­wei­se Pro­ble­me ge­ge­ben, tech­ni­sche Ab­läu­fe zu ver­ste­hen. Daher be­grü­ßt er es, wenn die Teams aus ver­schie­de­nen Be­rei­chen kom­men.

Eine wei­te­re Neue­rung ist das ge­plan­te Ge­samt­fi­na­le an der Fach­hoch­schu­le Kiel, das im An­schluss an das be­reits be­stehen­de Re­gio­nal­fi­na­le im IZET In­no­va­ti­ons­zen­trum und an­de­ren Re­gio­nal­aus­schei­dun­gen in wei­te­ren Lan­des­tei­len die Bes­ten küren soll. Dort sol­len Ent­schei­der*innen aus der Wirt­schaft aus Schles­wig-Hol­stein mit Hoch­schul­leh­rer*innen und Ver­tre­ter*innen von In­no­va­ti­ons­zen­tren als Jury eine Ent­schei­dung über den Lan­des­sie­ger fäl­len. Das er­mög­li­che Schü­ler*innen, lan­des­wei­te Un­ter­schie­de zu sehen, Un­ter­neh­mer*innen in für sie re­le­van­ten Bran­chen ken­nen­zu­ler­nen und zu er­fah­ren, wie Hoch­schu­le funk­tio­niert, er­klärt Pog­gen­see die Vor­tei­le.

Auch die FH Kiel pro­fi­tie­re von dem Grün­dungs­wett­be­werb. Es sei ein Trans­fer­pro­jekt durch die Schü­ler*innen. Zudem könn­te mit dem Pro­jekt um Stu­die­ren­de ge­wor­ben wer­den. Ein Gro­ß­teil der Stu­die­ren­den komme aus den Re­gio­na­len Be­rufs­bil­dungs­zen­tren. Mit bei­spiels­wei­se der Be­richt­erstat­tung über das Fi­na­le werde der pra­xis­na­he Trans­fer zwi­schen Theo­rie und Pra­xis dar­über hin­aus für wei­te­re po­ten­zi­el­le Stu­die­ren­de er­kenn­bar und die FH rücke auch bei ihnen in den Fokus für eine Stu­di­en­ort­wahl, so Pog­gen­see.

Kon­kre­te Pro­jek­te sicht­bar zu ma­chen, um Schul­ab­gän­ger*innen auf sich auf­merk­sam zu ma­chen, sei ent­schei­dend. Bis­her waren dies haupt­säch­lich Pro­jek­te von Stu­die­ren­den. Nun kann die FH mit dem Grün­dungs­wett­be­werb ein wei­te­res An­wen­dungs­pro­jekt prä­sen­tie­ren. Von der Pra­xis­ori­en­tie­rung pro­fi­tie­ren auch die Schü­ler*innen. „Das Pro­jekt ist etwas, um sich daran auf­zu­rich­ten. Man hat etwas Kon­kre­tes ab­ge­lie­fert und nicht ir­gend­wel­che Ma­the­for­meln aus­wen­dig ge­lernt“, sagt Pog­gen­see. Zudem sei es eine grö­ße­re Her­aus­for­de­rung und Mo­ti­va­ti­on, in einen Wett­kampf auf Lan­des­ebe­ne zu tre­ten als auf Kreis­ebe­ne. Sich über die Kreis­ebe­ne für die Lan­des­ebe­ne qua­li­fi­zie­ren zu kön­nen, mache das Pro­jekt noch at­trak­ti­ver, sind sich alle vier Pro­jekt­ver­ant­wort­li­chen einig. Die Ver­gleich­bar­keit auf Lan­des­ebe­ne biete den Schü­ler*innen auch einen Blick über den Tel­ler­rand der ei­ge­nen Schu­le oder Re­gi­on. Sie ler­nen un­ter­schied­li­che­re Her­an­ge­hens­wei­sen an Pro­ble­ma­ti­ken ken­nen, kön­nen diese mit dem ei­ge­nen Pro­zess der Lö­sungs­fin­dung ver­glei­chen und dar­aus ler­nen.

© Fach­hoch­schu­le Kiel