Schon vor zwei Jahren erhielten Philipp Spieck und Jens Woltering das ‚Gründungsstipendium Schleswig-Holstein‘ und freuten sich über eine finanzielle Förderung über ein Jahr. Die beiden Geschäftsführer wollten dieses nutzen, um sich ganz auf ihr Projekt ‚screenable‘ zu konzentrieren. Das Konzept: Bildschirme in Schaufenstern und sonstigen öffentlichen Plätzen mit interaktiven Inhalten bespielen. Vorbeikommende können mittels des QR-Code-Scanners ihres Smartphones ohne sonstige App-Installationen in Interaktion treten und beispielsweise an Gewinnspielen des Werbetreibenden teilnehmen. „Wir nennen es ‚Handy-to-Screen-Interaktion‘“, erläutert Spieck. Heute, zwei Jahre später, ist das Team auf Personen angewachsen und konnte sich kürzlich über den dritten Platz beim GründerCup 2021 der KielRegion freuen.
„Ein Gründungsstipendium ist richtig gut“, resümiert Spieck zu der mittlerweile seit einem Jahr abgelaufenen Förderung und führt aus: „Als Start-up kann man sich viel besser entwickeln, wenn man nicht noch nebenbei für seine Grundsicherung sorgen muss.“ Die Zeit habe man gut genutzt. „Wir haben uns die Finger wund programmiert und jede Menge gepitcht. So ein Stipendium verpflichtet auch ein bisschen zur Tat“, sagt Spieck und lacht. „Zehn Stunden am Tag, inklusive Wochenende“, fügt Woltering hinzu, der seine Arbeit gern macht: „Wenn das deine eigene Idee ist, gehst du da ganz anders ran.“ Auch die Fachhochschule Kiel unterstützte durch Mentoring und lieferte unter anderem den Bildschirm für das erste Prototyp-System.
Ein paar Monate nach Förderungsbeginn kamen die ersten zahlenden Kunden, die zeigten, dass die Idee markttauglich zu sein scheint. Wenig später folgten die ‚Kieler Nachrichten‘, die mit dem interaktiven System von ‚screenable‘ ein digitales Glücksrad im Schaufenster ihrer Geschäftsstelle einrichteten. Mit dem Handy drehte man das Rad auf dem Bildschirm hinterm Fenster und holte sich mit etwas Glück seinen Gewinn gleich drinnen ab. Perspektivisch ist man aktuell in Gesprächen über eine mögliche Kooperation mit einem anderen schon etwas größeren Start-up, das in den deutschen Metropolen bereits über eine weitreichende Struktur an öffentlichen Werbebildschirmen verfügt.
Aufträge solcher Art seien laut Spieck gut für die Sichtbarkeit und Entwicklung der Firma. Langfristig wolle man noch höher hinaus: „Wir wollen nicht nur als Medienagentur für Kunden einzelne Anwendungen bauen, sondern eine digitale Infrastruktur nach dem Baukastenprinzip anbieten, mit der auch andere Werbeagenturen für ihre Kunden interaktive Werbung gestalten können.“ Woltering fügt erläuternd hinzu: „Unser Tool, das wir zurzeit zum Bau der Anwendungen nutzen, soll mit einem Lizenzmodell verfügbar werden.“
Mittlerweile haben sich die beiden drei weitere Leute an Bord geholt, die beim Programmieren und dem Vertrieb unterstützen. Dabei stünde man laut Woltering ständig an einem Scheidepunkt: „Wir können entweder Aufträge sammeln oder unser Produkt weiterentwickeln. Da muss man eine Gewichtung finden - zwischen Geldverdienen und langfristiger Zielsetzung.“ Für beides im umfangreichen Maße sei nicht genügend Zeit. Schließlich kann das fünfköpfige Team bisher noch nicht von ‚screenable‘ allein leben und muss sich nebenbei etwas dazuverdienen.
Über den kürzlich erzielten dritten Platz beim Businessplanwettbewerb Gründercup der KielRegion freuen sich die beiden Gründer sehr. „Von jemand anderem ein so wertschätzendes Feedback zu bekommen, tut unheimlich gut. Das spornt an, immer weiterzumachen“, sagt Woltering und blickt mit Vorfreude auf die Zeit nach Corona: „Auf den wieder stattfinden Events - Kieler Woche, Digitale Woche Kiel, Festivals und vielem mehr – werden wir uns verstärkt mit unseren interaktiven Anwendungen präsentieren können.“