Kiel, 21.02.2017: Die fortschreitende Digitalisierung stellt insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen vor große Herausforderungen. Diesen begegnet nun der Arbeitskreis „Digitalisierung der Produktion im Norden“ mit der Umsetzung eines gemeinsam identifizierten Industrie 4.0-Projektes. Aus Eigeninitiative schlossen sich Industrieunternehmen, die Fachhochschule (FH) Kiel und die macio GmbH überbetrieblich zusammen, um Innovationen in der Industrie voranzutreiben.
Der Arbeitskreis „Digitalisierung der Produktion im Norden“ wurde von der macio GmbH Anfang 2016 ins Leben gerufen. Als einzige Initiative dieser Art in Norddeutschland werden in diesem Netzwerk, bestehend aus den produzierenden Unternehmen des Mittelstandes sowie der Hochschule, konkrete Projekte aus dem Umfeld der Produktion nach »Industrie 4.0« erarbeitet und in die Praxis umgesetzt. Nach neunmonatiger Vorbereitungszeit kommen die beteiligten Unternehmen zur feierlichen Unterzeichnung der Absichtserklärung zusammen und stellen die Weichen für das erste gemeinsame Projekt.
Aktuell setzt sich der Teilnehmerkreis aus drei Unternehmen als Vertreter der Industrie (Logopak Systeme GmbH & Co. KG, Maschinenfabrik Harry Lucas GmbH & Co. KG, LESER GmbH & Co. KG), drei Professoren der Fachhochschule Kiel sowie der macio GmbH zusammen. Begleitet wird die Initiative von VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) und VDI (Verein Deutscher Ingenieure Schleswig-Holstein). „Nachdem Bayern, Baden-Württemberg und NRW bereits mit starken Industrie 4.0-Initiativen ihre Wirtschaft bereichern und fördern, freue ich mich sehr darüber, dass nun auch die schleswig-holsteinische Privatwirtschaft Industrie 4.0-Synergien schafft“, so Joern Kowalewski, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des VDMA-Fachverbandes „Software und Digitalisierung“ und geschäftsführender Gesellschafter der macio GmbH.
Mit der LESER GmbH & Co. KG ist der größte Hersteller von Sicherheitsventilen in Europa Mitglied des Netzwerks. Die LESER-Sicherheitsventile werden für den internationalen Markt in Hamburg entwickelt und im modernen Werk Hohenwestedt gefertigt. Kai-Uwe Weiß, Head of Global Industrial Engineering, über die Vorteile des Netzwerks: „Als ein Unternehmen, das weltweit an diversen Standorten produziert, werden wir täglich mit verschiedensten Herausforderungen in unserer Produktion konfrontiert. Eine Möglichkeit wäre es, die Digitalisierung der Produktion alleine voranzutreiben. Doch wir erhoffen uns, durch den Zusammenschluss mit weiteren Unternehmen und der Fachhochschule Kiel Impulse zu erhalten und gemeinsame Lösungen zu entwickeln.“
Über den Austausch von Best-Practices, gegenseitigen Unternehmensbesuchen und gemeinsamen Workshops konnten sich alle Teilnehmer auf ein überbetriebliches Projekt verständigen. Die Umsetzung erfolgt am Institut für CIM-Technologietransfer (CIMTT) der FH Kiel, das mit neuen Komponenten und Software zu einem hochklassigen Produktionsumfeld für „Industrie 4.0“ nach Vorbild der Smart Factory ausgebaut wird. In dem Projekt werden denkbare Anwendungsfälle und Technologien analysiert und erprobt, die später wieder in das eigene Produktionsumfeld überführt werden können. Über die enge Zusammenarbeit mit der FH Kiel wird zudem der Brückenschlag zwischen der norddeutschen mittelständischen Industrie und der Forschung realisiert. Ergebnis dieser Kooperation ist die Schaffung eines Arbeitsplatzes für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter in Vollzeit, welcher durch die teilnehmenden Unternehmen der Initiative finanziert und fester Bestandteil der „Digitalen Fabrik“ an der Hochschule wird.
Für Professor Bernd Finkemeyer ist die Initiative ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Zukunftsabsicherung der norddeutschen mittelständischen Produktionsstätten: „Digitalisierung ist für den Produktionsstandort Norddeutschland eine große Chance. Durch das Netzwerk werden Risiken auf mehreren Schultern gemeinsam getragen und so für die einzelnen Mitglieder minimiert. Der Know-how- Aufbau wird gemeinsam vorangetrieben und führt zu einer nachhaltigen Zukunftsabsicherung der norddeutschen mittelständischen Produktionsstätten. Für die FH bietet sich die Möglichkeit, die Ausbildung der Studierenden an authentischen Fallbeispielen der Industrie weiter auszubauen.“
Mit im Boot ist auch die Logopak Systeme GmbH & Co. KG. Sie hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der führenden Hersteller von logistisch integrierten Etikettiersystemen, Etikettiersoftware sowie Barcode- und Industriedruckern etabliert. Gegründet 1978 in Hartenholm unterhält Logopak Niederlassungen in Düsseldorf und Auenwald sowie in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, Schweden, Dänemark, Polen und den USA. Bei der Herstellung von Spezialmaschinen, erklärt Lars Thuring, Strategic Development Manager, entstünden besondere Ansprüche an die Produktionen. „Durch das operative Geschäft fehlt uns jedoch oftmals die Zeit, über den ‚Tellerrand` zu blicken. Genau hier hilft die Zusammenarbeit mit der FH Kiel und weiteren Unternehmen. Allein in den vergangenen neun Monaten konnten wir viel lernen. Wir freuen uns jetzt, das erste richtige Projekt gemeinsam umzusetzen.“
Von Anfang an dabei ist die Maschinenfabrik Harry Lucas GmbH & Co aus Neumünster. Das Familienunternehmen ist spezialisiert auf die Konstruktion von Rundstrick- und Rundwirkmaschinen und beschäftigt mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für den weltweit agierenden Mittelständler, so Geschäftsführer Harry Lucas, sei es unabdingbar, die Produktion konsequent zu optimieren, um den hohen technologischen Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden. „Datenflut und die damit verbundene Fehlerquote der Mitarbeiter durch erhöhte Belastung hat uns motiviert, am Netzwerk teilzunehmen. Nur durch Austausch von Informationen und Erfahrungen in einem Netzwerk kommt es zu nachhaltigen Lösungen. Unterstützung durch Forschungseinrichtungen sind hierbei zwingend notwendig, um kostenverträglich nach Lösungen zu suchen.“
In der Bandbreite der beteiligten Unternehmen sieht Professor Henning Strauß enorme Vorteile für das Projekt. Die Problematiken im Umgang mit Digitalisierung und Industrie 4.0 seien branchenübergreifend zwar unterschiedlich ausgeprägt, aber durchaus vergleichbar. „Diese Initiative vereint Anwender aus mehreren Branchen und Softwareentwickler mit der Hochschule und bildet so das komplette benötigte Portfolio ab, um auf Basis von Forschung und Entwicklung anwendernahe prototypische Lösungen aufzubauen. Diese müssen von den Endanwendern für ihre Unternehmungen nur noch modifiziert werden. Es ist also eindeutig ein Technologietransfer in die Wirtschaft mit Fragestellungen aus der Wirtschaft.“
Nicht zuletzt durch die Begleitung durch den Verein Deutscher Ingenieur (VDI) und den Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) verspricht sich Professor Klaus Lebert, als Vizepräsident der FH Kiel zuständig für den Technologietransfer, weiteres Wachstumspotential für die Initiative: „Zukünftig wäre es schön, wenn die Initiative weiter wächst und die Hochschule durch das Feedback der Industrie Studierende mit dem passenden Kompetenzprofil ausbildet, die die Digitalisierung der heimischen Wirtschaft voranbringen.“
Über macio
Die macio GmbH ist Entwicklungspartner für kundenspezifische Softwarelösungen für den Maschinen-, Geräte- und Anlagenbau sowie die Medizintechnik. Die Besonderheit an macio ist das Angebot von User Interface Design und Software Engineering aus einer Hand bei der Entwicklung von Human Machine Interfaces. Angefangen bei der Anforderungsaufnahme über Konzeption, Design und Implementierung bis hin zur Serienreife entwickelt macio Softwarelösungen für embedded-Systeme, Desktop-, Web- sowie Smartphone-Anwendungen.
Pressekontakt
macio GmbH
Marie Kapust
marie.kapust(at)macio.de
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Fax; 0431 67072-29
Fachhochschule Kiel
Frauke Schäfer
frauke.schaefer(at)fh-kiel.de
Telefon: 0431 210 1020
Ein Pressefoto zum kostenlosen Download steht unter
www.fh-kiel.de/pressefoto/ArbeitskreisDigitalisierung.jpg zur Verfügung.
Hinten (v.l.n.r.): Prof. Dr. Bernd Finkemeyer (FH Kiel), Prof. Dr. Udo Beer (FH Kiel), Lars Thuring (Logopak Systeme GmbH & Co. KG), Prof. Dr.-Ing. Henning Strauß (FH Kiel), Harry Lucas (Harry Lucas GmbH & Co)
Vorne (v.l.n.r): Prof. Dr.-Ing. Klaus Lebert (FH Kiel), Joern Kowalewski (macio GmbH), Norbert Kunz (VDI), Kai-Uwe Weiß (LESER GmbH & Co. KG)
Foto: Andreas Diekötter, macio GmbH
Veröffentlicht am 21.02.2016