Mit dem „Internationalen Tag der Spanischen Sprache“, den die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) ausgerufen hat, soll die Multi-Kulturalität der Vereinten Nationen mit ihren sechs Arbeitssprachen (Englisch, Französisch, Arabisch, Chinesisch, Russisch und Spanisch) gefeiert werden. Die Campusredaktion hat anlässlich dieses Tages mit José Martínez-Marín, Spanisch-Muttersprachler und Dozent , unter anderem über Besonderheiten, Lieblingswörter und Tipps zum Spanischlernen gesprochen.
Herr Martínez, was macht die spanische Sprache besonders für Sie, auch im Vergleich mit dem Deutschen?
Im Vergleich zu vielen anderen Sprachen ist Spanisch nicht so kompliziert zu lernen. Die meisten spanischen Worte werden so ausgesprochen, wie sie geschrieben werden. Ein „a“ wird beispielsweise. immer als [a] ausgesprochen. Genauso wie „eu“ dann [eu] ausgesprochen wird. Im Vergleich mit dem Deutschen: Hier wird die Kombination der Vokale „eu“ als [oi] ausgesprochen. Dadurch muss man weniger Zeit damit verbringen, komplizierte Ausspracheregeln zu lernen, wenn man Spanisch lernt. Spanischlernende lieben diese Eindeutigkeit; man fühlt sich sicher beim Reden, die Wörter werden - auch bei Anfänger*innen - fast immer richtig ausgesprochen.
Gibt es Ausdrücke, die es im Deutschen gar nicht gibt, beispielsweise ein Wort für eine Tätigkeit, die auf Deutsch mit einem Satz beschrieben werden muss?
Ja, viele wie zum Beispiel trasnochar, das auf Deutsch gleich zwei Bedeutungen hat: die ganze Nacht wach bleiben oder sehr spät ins Bett gehen. Der Spanier versteht aus dem Kontext, ob das eine oder das andere gemeint wird. Weitere Wörter, die auf Deutsch eine Beschreibung brauchen, wären beispielsweise: estrenar (ropa), auf Deutsch: (Kleidung) zum ersten Mal tragen und sobremesa, auf Deutsch etwa: langes Gespräch nach einer Mahlzeit, ohne die Teller und Reste vom Tisch abgeräumt zu haben, in dem oft familiäre und politische Themen (Probleme) diskutiert werden. Umgekehrt gibt es auf Deutsch Ausdrücke, die im Spanischen keine richtige Übersetzung finden, wie zum Beispiel: gemütlich.
Welches ist Ihr spanisches Lieblingswort und was bedeutet es?
Otorrinolagingólogo (HNO-Arzt), eines der längsten Worte in der spanischen Sprache. Aber wenn man Worte wie Donaudampfschifffahrtselektrizitätenhauptbetriebswerkbauunterbeamtengesellschaft oder Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz betrachtet, kann die spanische Sprache da gerade nicht mit der deutschen Sprache konkurrieren
Haben Studierende einen Vorteil davon, Spanisch zu lernen?
Ja, und nicht nur, um nach Corona Urlaub in schönen Teilen der Erde wie der Karibik oder am Mittelmeer zu machen. Das Lernen der spanischen Sprache ermöglicht es auch, in einem spanischsprachigen Land zu arbeiten oder zu studieren. Auch ein wirtschaftlicher Faktor steckt dahinter: Spanisch ist die zweithäufigste Muttersprache der Welt, nur hinter Chinesisch und noch vor Englisch. Etwa 500 Millionen Menschen sprechen Spanisch auf den fünf Kontinenten.
Was würden Sie jemandem raten, der Spanisch lernen möchte?
Die Grundkenntnisse in Deutschland zu lernen, zum Beispiel zwei Semester bei uns an der FH, und danach gleich einen Intensivkursus in einem spanischsprachigen Land zu machen, wenn die Pandemie überstanden ist.
Gibt es einen Film, den man sich als Anfänger*in oder mit fortgeschrittenen Kenntnissen gut anschauen kann?
Serien wie La casa de papel, Élite, Narcos… Als Anfänger versteht man leider nicht viel, aber wer lernen möchte, kann gerade heutzutage diese Serien beliebig häufig und in der Muttersprache mit Untertiteln sehen, dieselben Kapitel auf Englisch anschauen und vergleichen und so weiter.
Welches ist der häufigste Fehler, den Studierende beim Spanischlernen machen?
An jedes Wort ein „o“ anhängen zu wollen. „No problemo“, richtig wäre: sin problemas, ningún problema. Selbst internationale Fastfood-Firmen, wie die mit dem umgekehrten W, haben von diesem Phänomen in ihrer Werbung profitiert: los Wochos anstelle von las semanas.
Träumen Sie auf Spanisch oder auf Deutsch?
Ich schlafe die Nacht durch und sehr tief. Wenn ich morgens aufwache, kann ich keine der beiden Sprachen richtig sprechen. Daher vermute ich, dass ich in Kauderwelsch-Sprache träume. Ehrlich gesagt, ich glaube, dass ich das nie herausfinden werde.
Gibt es spanische Gebräuche, denen Sie immer noch nachgehen?
Leider ja: Sehr spät ins Bett gehen. Ich arbeite gerne nachts.
Jetzt, im Herbst, träumt man schon wieder vom Sommer. Ist das Wetter in Spanien wirklich so gut, und vermissen Sie es?
Ja, wo ich herkomme, am Mittelmeer, scheint 365 Tage im Jahr - minus 15 mit ein bisschen Regen für ein paar Stunden - die Sonne.
Herr Martínez, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!