Am kommenden Donnerstag, 6. März 2025, wird um 18 Uhr im Bunker-D der FH Kiel die Ausstellung „Soft Target“ von Katja Windau eröffnet. Es ist die erste Einzelausstellung der Hamburger Künstlerin in Kiel. Die Kunsthistorikerin Dr. Franziska Storch führt in das Werk ein.
„Look at me“ fordert ein amorph gewölbtes Gebilde aus Wollfilz und Mesh, einem synthetischen Netzmaterial. Fast scheint es, als würde ein Gesicht hinter diesem luftdurchlässigen, aber doch blickdichten Fetzen stecken und die Betrachter*innen anflehen. Steht das Material Wolle üblicherweise für Schutz und Wärme, strahlt seine schwarzgraue Farbe in diesem ca. 60 x 55 cm großen Textilstück jedoch Düsternis aus. Mit dem Werk verweist Katja Windau direkt auf den Titel ihrer ersten Kieler Solo-Ausstellung: „Soft Target“. Dieser dem Militär entlehnte Begriff bedeutet, dass Personen oder Orte für die Öffentlichkeit leicht zugänglich und relativ ungeschützt vor Angriffen sind.
Zu sehen sind Objekte, Installationen und Wandarbeiten, die sich mit gesellschaftlich-politischen Themen auseinandersetzen und teils auch philosophische Fragen berühren. Windaus Arbeiten stellen traditionelle Techniken wie Filzen oder Betonguss neuen Methoden wie digitaler Malerei gegenüber und hinterfragen Grenzen von Handwerk, Material und Technologie. „Ich bin sehr fasziniert vom Material Schafwolle“, sagt die Künstlerin, die seit Jahren mit Filztechniken und der Kombination anderer Materialien unterschiedlicher Herkunft experimentiert.
Explizit nutzt sie mit Weiblichkeit assoziierte Arbeitsweisen mit zarter Merinowolle für ihre Serie „Zeitenwende“: Die Arbeiten erinnern an militärische Tarndecken, sowohl durch ihre Camouflage-Muster als auch die reduzierte Farbauswahl aus dem von der Bundeswehr genutzten Farbschema Bronzegrün, Teerschwarz und Lederbraun (RAL F9).
Arbeiten wie „Hide“ und „Root“ wirken wie urzeitliche Relikte: Wie Tierfelle sind handgefilzte große Lappen auf Stöcke gehängt, oder als habe jemand eine Jacke vergessen. Die Lianen-artigen Stränge von „Root“ hängen wie verknotete Pflanzen von der Decke und gemahnen sowohl an die Schönheit der Natur wie an Fallstricke im Kriegseinsatz. Ein Exponat mit dem Titel „Die alte Brut“ versammelt 87 wie Projektile geformte und an Phalli erinnernde Mörtelskulpturen, die – archäologischen Ausgrabungsstücken gleich – museal in einer Vitrine präsentiert werden. „Unsere Welt ist durch Aggression geprägt“, konstatiert die Künstlerin. „Der Mensch ist gleichzeitig Urheber und auch Opfer der Aggression.“ Ein Teil ihrer Arbeiten bezieht sich daher auch auf Nacktheit und Blöße. So gibt es eine hellrosa, an eine überdimensionale Wurst erinnernde Skulptur aus Pappmaché. Je nach dem räumlichen Kontext präsentiert Katja Windau diese bereits oft gezeigte Arbeit immer etwas anders. Die Aussage aber bleibt: „Sie ist ein Sinnbild für Antipotenz.“
Die Ausstellung wird vom 6. März bis 16. April 2025 im Bunker-D zu sehen sein
Katja Windau, geboren 1972 in Cuxhaven, studierte von 2001 bis 2008 an der HFBK Hamburg, davon einige Jahre in der Bildhauerklasse bei Wiebke Siem, bei der sie auch ihr Diplom ablegte. Seit ihrem Abschluss erhielt sie zahlreiche Stipendien und Residenz-Aufenthalte, u.a. ein Stipendium der Stiftung Kunstfonds (Neustart Kultur), das Rostock-Stipendium, war Artist-in-Residence in Krems (Niederösterreich) und zuletzt auf der Insel Hydra, Griechenland (MeetFrida Foundation). Sie zeigt ihre Arbeiten kontinuierlich in Einzel- und Gruppenausstellungen, darunter im Kunstverein Hannover, im Museum für Neue Kunst Freiburg, im Kunstverein Baden (Österreich), im Basement Project in Olomouc (Tschechien), im Kunstverein Rostock. Katja Windau lebt in Hamburg und engagiert sich in den dortigen künstlerischen Projekträumen. Seit 2018 hat sie ihr Atelier im Künstlerhaus Sootbörn in Hamburg- Niendorf.
www.katjawindau.de
Die Galerie im Bunker-D, Schwentinestraße 11, 24149 Kiel, ist montags bis freitags von 10.00 bis 14.00 Uhr und mittwochs von 10.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Weitere Termine unter: bunker-d@fh-kiel.de