Prof. Dr. Rune Ellemose Gulev aus Dänemark berichtet über dänische „Hygge“ und kürt Deutschland zum Weltmeister der Weihnachtsmärkte.
Wo genau er herkomme, könne er nicht genau sagen. „Geboren in Aarhus, aufgewachsen in Brüssel, studiert in Kopenhagen“, fasst Prof. Dr. Rune Ellemose Gulev, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Internationales Management an der FH Kiel, zusammen. Viele Menschen an der Förde sehen sich insgeheim, zumindest ein kleines bisschen, als skandinavisch. „Kulturell sind wir ziemlich ähnlich“, bestätigt Gulev. Was die Begehung des Weihnachtsfestes anbelangt, gibt es dennoch ein paar Unterschiede, wie der Professor berichtet: „Bei uns kommt Santa Klaus nicht vom Nordpol, sondern aus Grönland.“
Es gibt einen Begriff, der in Dänemark ein Lebensgefühl beschreibt und grade zu Weihnachten große Bedeutung erfährt – „Hygge“ oder auch „hyggelig“. „Man kommt zusammen unter gemütlichen Umständen, nimmt sich eine Auszeit und genießt bei Kerzenlicht einen Kaffee, Keks oder Gløgg“, erklärt der Däne die Wortbedeutung. Die Weihnachtstraditionen, wie die Adventssonntage und die Bescherung am Abend des 24. Dezember seien mit einer Ausnahme weitgehend deckungsgleich: „Am 13. Dezember feiern wir die Heilige Santa Lucia mit einem schönen Ritual. Kinder in weißen Roben halten Kerzen in der Hand oder balancieren sie sogar auf dem Kopf und laufen singend umher.“
In einer Hinsicht habe die deutsche Weihnachtszeit mehr zu bieten: „Man sollte Deutschland offiziell zum Weltmeister der Weihnachtsmärkte erklären. Es wird eine Menge Aufwand betrieben, sie zu einem spaßigen Erlebnis zu machen.“ In Dänemark gäbe es neben kleineren Weihnachtsmärkten hingegen das „Jule Frokoster“ (dt.: Weihnachtsmittagessen) mit einer Menge, „Gammel Dansk“ genannten Kräuterschnaps. „Es kommt zu mehreren Stunden Socializing mit Arbeitskollegen oder entfernten Verwandten. Das dient dem Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen, was man in Dänemark, meiner Meinung nach, ansonsten eher selten tut“, berichtet Gulev amüsiert.
Auch nördlich von Flensburg hat man seine speziellen Weihnachtsgerichte. „Bei uns gibt es Ente mit karamellisierten Kartoffeln und eingelegtem Rotkohl“, so der Däne. „Als Dessert servieren wir ‚Risalamande‘ – ein Pudding, in dem eine Mandel versteckt ist. Wer sie in seiner Schüssel entdeckt, bekommt einen Preis“, führt er fort. Auch dieses Jahr kämen zu Weihnachten die Großeltern Gulevs Kinder zu Besuch bei ihm und seiner Familie. Dabei fällt dem Professor auf: „Bei uns haben alle vier Großeltern einen eigenen Namen. ‚Farmor‘ ist zum Beispiel die Vatersmutter, ‚Morfar‘ der Muttersvater.“ Gulev mag Weihnachten, wie er sagt. „Auch wenn ich dabei nicht unbedingt einen blinkenden Rudolf-Rotnasen-Weihnachtspullover anhabe“, schließt er lachend ab.