Sein Auslandssemester an der Mälardalens Högskola Västerås in Schweden hat Jan Ehrig, Bachelor-Student der Betriebswirtschaftslehre, verändert. Wie er das Studium dort erlebt hat und was er aus dieser Zeit für sich mitnimmt, das erklärt er im Interview.
Warum haben Sie sich für ein Auslandssemester entschieden?
Ich hatte schon immer den Wunsch, ins Ausland zu gehen, aber direkt nach der Schule hat es nicht gepasst, auch aus finanziellen Gründen. Ich begann eine Ausbildung und habe mich mit einem Online-Shop selbständig gemacht. Im Studium war dann genau der richtige Zeitpunkt.
Und warum an der Mälardalen University in Västerås, Schweden?
Mit Skandinavien habe ich mich schon immer verbunden gefühlt und kannte mich durch Urlaube etwas aus. Ich wollte gerne so weit weg, dass man nicht mal eben nach Hause fahren kann. Damit fiel Dänemark raus. Letztendlich haben mich die Erfahrungsberichte anderer Studierender von der Mälardalen University überzeugt.
War es leicht, eine Unterkunft zu finden?
Ja, das war gut geregelt. Vom Koordinator an der Mälardalen University bekam ich einen Link zur Wohnheimgesellschaft Bostad Västerås zugeschickt, wo ich mich online bewarb und drei Wunschwohnheime angab. Die Information, wo ich wohnen sollte, kam zwar relativ spät, aber einem wurde ein Zimmer garantiert. Die Lage meiner Unterkunft war zentral und fußläufig zur Hochschule.
Wie war die Betreuung vor Ort?
Ein Koordinator betreut alle Austauschstudierenden an der Mälardalen University. Er half bei Fragen und Problemen weiter. Manchmal dauerte es nur etwas, bis er antwortete. Für die internationalen Studierenden gab es auch eine Einführungsveranstaltung. Zusätzlich organisierte ein internationales Komitee Aktivitäten in Västerås und ganz Schweden, z.B. Reisen nach Lappland und zum Skifahren.
Was hat dir die Eingewöhnung erleichtert?
Ich spiele Handball und habe mir in Västerås eine Handballmannschaft gesucht. Dadurch habe ich direkt Anschluss gefunden und schwedische Kontakte geknüpft, aus denen Freundschaften entstanden sind. Ich empfehle jeder*m, sich im Austauschsemester eine Freizeitaktivität mit Einheimischen zu suchen. Mit den anderen Austauschstudierenden hatte ich an der Uni natürlich auch zu tun, aber an Erasmus-Aktivitäten habe ich gar nicht so oft teilgenommen.
Was war besonders an der Hochschule? Wie war der Unterricht?
Es gibt viele Unterschiede zur FH Kiel. Das Semester ist zum Beispiel in zwei Perioden aufgeteilt. Nach einer Periode ist ein Kurs abgeschlossen. Das war ein angenehmes Studieren, da man nicht mehrere Kurse parallel hatte und eine Sache konzentriert zu Ende bringen konnte, bevor es weiterging. Man musste aber kontinuierlich arbeiten. Zudem hat sich mein Stundenplan jede Woche geändert. Ich hatte allgemein weniger Vorlesungen, aber im Semester mehr zu tun und musste z.B. deutlich mehr Hausarbeiten schreiben, auch in Gruppenarbeit. Da waren interkulturelle Kompetenz und Eigeninitiative gefragt. Denn in einer internationalen Gruppe kann sich die Arbeitsmoral unterscheiden. An die Unterrichtssprache Englisch habe ich mich schnell gewöhnt. Das Verhältnis zu den Dozierenden war entspannt, und sie waren sehr hilfsbereit. Wie in Schweden üblich, hat man sie mit dem Vornamen angesprochen.
Wie ist das studentische Leben in Västerås?
Der Campus ist nicht gigantisch, aber es gibt zwei, drei nette Cafés für die Studierenden. Von der Universität werden nicht so viele Freizeitaktivitäten wie z.B. Sport angeboten. Aktivitäten organisiert man eher privat und nicht auf dem Campus. Jeder hat dann ja auch seinen Alltag. Västerås an sich ist beschaulich, kleiner als Kiel und im schwedischen Winter findet das meiste drinnen statt.
Wie sind Sie finanziell über die Runden gekommen?
Das Erasmus-Stipendium war sehr hilfreich und reichte für die Miete. Darüber hinaus sollte man sich auf jeden Fall etwas ansparen, wenn man nicht jeden Taler umdrehen und auch etwas unternehmen möchte. Ich selbst habe täglich in meinem Online-Shop gearbeitet. Ich würde mit monatlichen Ausgaben von etwa 1.000 EUR rechnen. Immerhin ist es Schweden, wo Lebenshaltungskosten deutlich höher sind als in Deutschland.
Wie haben Sie sich durch den Auslandsaufenthalt weiterentwickelt?
Zum einen habe ich mich sprachlich weiterentwickelt. Mein Englisch hat sich enorm verbessert. Schwedisch habe ich vor allem während des Handballtrainings gelernt. Es wurden aber auch Schwedischkurse von der Hochschule angeboten. An sich bin ich sehr heimatverbunden und fühle mich in Kiel sehr wohl, aber ich habe gemerkt, dass man sich auch woanders zu Hause fühlen kann. Dadurch, dass ich eingetaucht bin, wo ich absolut niemanden kannte, bin ich anpassungsfähiger und selbständiger geworden. Ich gehe nun offener auf andere zu und habe auf viele Dinge eine ganz andere Sicht.
Welche drei Ratschläge haben Sie für andere Studierende?
1. Habt keine Angst vor einem Auslandsaufenthalt. Im Nachhinein ist man so dankbar, dass man diese Chance hatte. Man braucht nicht zu befürchten, dass sich zuhause alles verändert. Aber du veränderst dich selbst - und zwar zum Positiven.
2. Geht immer für zwei Semester ins Ausland! (Insbesondere in Skandinavien, wo die Winter lang sind.)
3. Sucht euch einheimische Kontakte durch Freizeitaktivitäten fernab der Hochschule, sodass ihr ganz in das Leben im Gastland eintauchen könnt.
Die Fachhochschule Kiel kooperiert seit über 25 Jahren mit der Mälardalen University im Fachbereich Wirtschaft, welcher am Campus in Västerås angesiedelt ist. Mit rund 12.000 Studierenden ist sie eine der größten Hochschulen in Schweden. Västerås liegt etwa 100 Kilometer nordwestlich von Stockholm an Schwedens drittgrößtem See Mälaren.
Weitere Informationen über die Hochschule erhalten Sie auf https://www.mdh.se/international, im International Office oder bei Prof. Rune Gulev.
Schwedisch lernen können Sie am Zentrum für Sprachen und Interkulturelle Kompetenz.