„Ich habe wohl den Zahn der Zeit getroffen“, mutmaßt Steffen Schütze über die große Anerkennung, die er für seine Masterthesis erhielt. Der aus Schuby bei Schleswig stammende Absolvent der FH Kiel studierte dual Schiffbau und Maritime Technik im Master. In der Forschungs- und Entwicklungsabteilung seines Arbeitgebers, der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft, stieß er auf die Möglichkeit, ein innovatives Schiffskonzept zu entwickeln. Schütze entwickelte einen „Konzeptentwurf eines 1000 TEU Container-Feederschiffes mit einem auf Ammoniak basierenden Antriebssystem“, so der Titel der Masterthesis. Feederschiffe sind kleinere Containerschiffe, die die Ladung von größeren Containerschiffen in kleinere Häfen weiterverteilen. Die Thesis wurde mit dem Petersen-Preis der Technik, der am höchsten dotierten Auszeichnung für hervorragende Abschlussarbeiten eines MINT-Studiengangs, ausgezeichnet.
„Wenn man Ammoniak aufspaltet, erhält man unter anderem Wasserstoff, der mittels Brennstoffzelle in elektrische Energie umgewandelt werden kann“, bemüht sich Schütze, das bisher unkonventionelle Antriebskonzept leicht verständlich zu erklären. Die Komponenten dieses Antriebs sind andere als jene, die es für herkömmliche Antriebe braucht. „Das ist innovatives Terrain, Informationen zu den Komponenten zu zum Beispiel deren Funktion, Gewicht und Größe waren daher nur schwer zu erhalten“, benennt Schütze eine der Herausforderungen.
„Die Vorschriften zur Nachhaltigkeit ziehen auch im Schiffbau an, und die Reeder suchen nach grüneren Lösungen“, so Schütze zum Hintergrund. Sein Konzept erstreckte sich über alle Entwurfsdisziplinen eines Schiffes. „Dazu gehörte ein Generalplan, eine Stabilitätsuntersuchung, die Untersuchung des Widerstands, der Entwurf eines Propellers und der Schiffslinien sowie eine numerische Analyse des Seegangsverhaltens“, zählt Schütze auf. In der Theorie ergab sich durch etliche Optimierungsschleifen eine erfolgsversprechende Gesamtidee. „Berechnungen zufolge hätte der Schiffsentwurf eine, im Vergleich zu bereits existierenden Container-Feederschiffen, überdurchschnittliche Ladekapazität“, so der FH-Absolvent.
Dass er für einen Preis nominiert war, wusste Schütze zunächst nicht. Vorgeschlagen hatte ihn sein Betreuer Prof. Dr.-Ing. Hendrik Dankowski. „Eines Morgens erhielt ich eine Gratulationsmail“, erinnert sich Schütze. Bei der Verleihung des Preises im Audimax der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel erhielt er nun den zweiten Platz für Masterthesen. „Die Juroren sagten, die Arbeit klingt nach großen Pötten mit klimafreundlichem Antrieb“, sagt Schütze. „Ich war natürlich stolz, so eine Ehrung zu erhalten“, berichtet Schütze. Die 2.000 Euro Preisgeld möchte er für eine Rundreise in Kanada verwenden. Bei der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft hat Schütze eine Festanstellung in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung erhalten.