Menschen im Kreis legen Hände zusammen© RYL!

Rock Your Life!: Mach, was dir gefällt!

von viel.-Redaktion

Es ist ein bundesweites Projekt, das auch in Kiel angekommen ist: Rock Your Life! (RYL!) unterstützt Schülerinnen und Schüler aus sozial benachteiligten Verhältnissen dabei, ihr eigenes Potential zu erkennen und ihre Träume zu verwirklichen.

„Sieh zu, dass du irgendwo eine Arbeit bekommst, egal, was du dir eigentlich wünscht. Hauptsache, du wirst nicht arbeitslos“, beschreibt Anni einen typischen Satz, den die Schülerinnen und Schüler häufig hören, wenn sie sich kurz vor dem Schulabschluss befinden.

Anni, Studentin der Sozialen Arbeit an der FH Kiel, ist Gründungsmitglied und Vorsitzende von RYL!. Seit 2012 erlebt sie mit, was passieren kann, wenn man den Schülerinnen und Schülern unter die Arme greift und ihnen hilft, genau den Beruf zu ergreifen, der für sie richtig ist. 

Von der Idee zum Lebens-Coaching

„Die Idee ist mittlerweile rund zehn Jahre alt, wird von Unternehmen finanziert und ist ursprünglich für Hauptschülerinnen und -schüler entstanden“, berichtet Anni. „Nun setzt Rock Your Life! bei den Gemeinschaftsschulen an. Wir geben einer Schülerin oder einem Schüler in den letzten zwei Jahren des Schullebens kostenlos eine/einen Studierenden in einem Eins-zu-Eins-Mentoring an die Hand.“

Der oder die Studierende begleitet seinen oder ihren Schützling wie einen Freund/eine Freundin oder ein Geschwisterteil auf dem Weg von der Schul- in die Arbeitswelt. In Trainings, die RYL! anbietet, lernen die Schülerinnen und Schüler ihre persönlichen Stärken kennen, machen sich ihre Träume bewusst und erfahren, was sie gemeinsam mit ihren Mentoren tun können, um sich frei zu entfalten.

Mentorin oder Mentor können Studierende aller Fachbereiche werden. „Die Mentoren werden durch uns betreut und erhalten in Wochenendtrainings ihre Ausbildung“, erklärt Anni. „Als Studierender ist man selbst noch auf dem Weg ins Berufsleben und hat schon die eine oder andere Hürde genommen. Diese Erfahrung kann man dann an seinen Mentee weitergeben.“ Auch der geringe Altersunterschied zwischen Studierenden und Schülerinnen und Schülern sei von Vorteil, so Anni, denn eine Mentoring-Beziehung zwischen einem 20-Jährigen und einem 15-Jährigen sei ideal, um sich noch auf gleicher Augenhöhe begegnen zu können.

Aktuell betreut RYL!, das in Kiel aus 15 Teammitgliedern in der Organisation besteht, acht Mentorings in der achten und neunten Klasse von der Theodor-Storm-Gemeinschaftsschule Wellingdorf.  Für November 2018 ist ein weiterer Mentoring-Start mit der Friedrich-Junge-Schule geplant.

Um das Programm stets kostenfrei anbieten zu können, finanziert sich RYL! über Zuwendungen von Kooperationsunternehmen. Aber auch Sachspenden helfen dabei, das Projekt erfolgreich zu halten: „Bäckereien spenden uns Brötchen, eine Fahrschule stellt uns Räume zur Verfügung“, berichtet Anni. „Wir sind dafür sehr dankbar.“

Gerade der unternehmerische Kontakt sei für die Studierenden auch über das Mentoring hinaus interessant, fügt Anni hinzu. „Man kann wertvolle Kontakte knüpfen und das eigene Netzwerk ausbauen.“  

Studierende begeistern, Schülerinnen und Schüler unterstützen

„Es fordert uns heraus, uns Gehör zu verschaffen“, sagt Lynn Adler, Studentin im Master Angewandte Kommunikationswissenschaft an der FH Kiel und verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und das Recruiting des Vereins. „In anderen Bereichen Deutschlands sind wir bekannter, deswegen müssen wir in Kiel zunächst mehr Reichweite generieren.“

Die Kontaktaufnahme zu Studierenden sowie Schülerinnen und Schülern läuft hierbei getrennt. Lynn erläutert: „Unsere Mentoring-Koordinatorin nimmt Kontakt zu den Berufsorientierungsbeauftragten und der Schulleitung auf. Anschließend stellen wir uns den Schülerinnen und Schülern in ihren Klassen vor.“ Die Schülerinnen und Schüler entscheiden freiwillig, ob sie sich für das RYL!- Mentoring anmelden. Mit der passenden Zahl Studierender kommt das Team zurück in die Klassen, wo sich die Schülerinnen und Schüler dann ihren eigenen Studierenden aussuchen dürfen.

„Die Studierenden sprechen wir bisher über Facebook, unsere Webseite oder kleine Berichterstattungen an“, sagt Lynn. „Auch auf Studierendenmessen wie dem Markt der Möglichkeiten an der FH Kiel oder am Tag der Initiativen an der CAU am 15.10. sind wir präsent, wollen die Menschen für unser Thema sensibilisieren und interessieren. Zu Info-Cafés laden wir auch regelmäßig ein.“

Rock Your Life!: Mehr als nur ein Mentoring-Programm

Der Verein will nicht nur kurzfristige, zweckgebundene Paare zusammenbringen, sondern ein Gemeinschaftsgefühl kreieren, das lange halten soll: Während der zwei Mentoring-Jahre finden für alle Paare organisierte Treffen wie Sommerfeste, Ausflüge, Grillabende und Unternehmensbesichtigungen statt. Das sei besonders wichtig für das Gruppengefühl, findet Anni. „Gerade zu Beginn sind die Schüler noch schüchtern. Da hilft es, wenn sie mit ihren Freunden, Klassenkameraden und Mentoren auch in einer großen Gruppe zusammen sein können.“ Es sei für alle Neuland.

Die Studentin erinnert sich noch gut an ihre eigene Zeit als Mentorin. „In meinem ersten Training sagte meine Trainerin: Wenn dein Mentee jetzt Rapper werden will, dann musst du ihn selbstverständlich auch dahingehend unterstützen.“ Anni argumentierte, dass ein solcher Wunsch wenig lukrativ und nicht zukunftsorientiert sei – und erlebte am eigenen Leib, wie sie „das Brett vor dem Kopf hatte wie Lehrkräfte oder Eltern“, sagt sie. Ihre Trainerin machte ihr klar: Vielleicht ist dein Mentee der „One in a Million“. „Ich habe gelernt, die Perspektive zu wechseln“, so Anni.

Das Konzept geht auf: Beim deutschlandweiten, jährlichen Treffen aller Mentoring-Paare lernte Anni einen ehemaligen Schüler und seinen Mentoren kennen, die noch immer eng befreundet sind. „Der Mentee studiert mittlerweile auch und will jetzt selber Mentor werden. Das ist einfach cool. Dafür mache ich diese Arbeit.“

Auch Lynn ist begeistert vom Teamgeist und der Offenheit der Organisationsgruppe: „Ich kann Ideen entwickeln und mich ausprobieren, ohne dass es großen Widerstand gibt. Wir sammeln zuerst die wildesten Ideen und schauen erst dann, was wir tatsächlich umsetzen können. Dabei merkt man immer, wie das Projekt weiter wächst.“

Studi-Mentorinnen und Mentoren gesucht

Noch im Winter 2018 werden zwei neue Schüler-Gruppen mit Studierenden zusammengebracht. Für dieses Vorhaben sucht RYL! nach mindestens 30 Studierenden, die mitmachen wollen. „Es wäre ein Traum, wenn wir diese Unterstützung bekommen“, sagt Lynn. „Egal ob als Mentor, im Hintergrund oder als Koordinator, der Zwischentreffen mit den Mentoring-Paaren betreut. Jeder ist bei uns willkommen!“

Das nächste Info-Café von RYL! findet am 1. November ab 19 Uhr im Blauen Engel in Kiel statt. In entspannter Atmosphäre werden Anni, Lynn und ihre Kolleginnen und Kollegen für alle Fragen bereitstehen.

Kontakt zu Lynn und Anni bekommt ihr unter kiel(at)rockyourlife.de und hier.

© Fachhochschule Kiel